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The adventure continues south... Queen Charlotte Track

 



 

 Picton, 14. Januar 2025

 Tag 50

Abenteuer Südinsel! Dangerous business, stepping out your door and onto that ferry 😵‍💫 in windy Wellington 🌬️🌬️🌬️🌊🌊🌊. Viel Wellengang auf der Überfahrt. Trotzdem, ein Prosecco liegt noch drin. Über 900km gewandert auf der Nordinsel. Etwa 1200km noch ausstehend 😅. 

Puh was freue ich mich auf mein Zelt heute Abend. Ich war mal wieder in einem Hostel, einem "Preisgekrönten" sogar, weil die Zimmerpreise in Picton so teuer sind in der Hauptsaison. Zwar war die Nacht nicht mega laut (Frauenschlafsaal, ein Plus), aber es nervt einfach nur, dass kein Geld und Effort in den Schlafbereich dieser Wohfühlhütten investiert wird. Ja, nette Stube, Outdoor Barbecue und Hottub (wer da wohl rein sitzt). Aber ich komme hierher zum Schlafen. Wer zuletzt kommt, muss einfach das letzte Bett (oben, am lauten Gang) nehmen, egal wie früh gebucht. Quietschmatratze und wackeliges Billig-Etagenbett. Die Hüttenbetten sind um einiges solider gebaut. Da gibt's weder Licht, Ablage für Schlüssel etc oder Strom fürs Handy. Nur ein lumpiges Kissen und Decke, das schummrige Licht erlaubt glücklicherweise keine genaue Inspektion zur Sauberkeit. Das gratis Frühstück besteht aus Nescafé und Wasserkocher. Praktischerweise macht die Rezeption so früh zu und so spät auf dass ich mich gar nicht beschweren kann. Vermutlich haben deswegen alle Hostels in Picton so grausige Online-Bewertungen. Aber man hat als Backpacker keine Wahl. Picton ist das Tor zur Südinsel, und durch die schlechte Abstimmung der Transportunternehmen mit der Fähre ist man fast gezwungen, hier eine Nacht zu verbringen. Na gut, ich habe es überlebt. Und ja, es war mir irgendwie wichtig, mit der Fähre auf der Südinsel anzukommen, auch wenn ich ja gleich von Auckland nach Nelson hätte fliegen können. Die Überfahrt gestern war auch ganz nett, mit fast vier Stunden Fahrt dann aber auch irgendwie lang. Mit Anreise, Check in, und Gepäck abholen insgesamt dann über 5 Stunden. Immerhin war das Wetter sonnig, zumindest am Anfang. Bei der Einfahrt in den Marlborough Sound dann leider grau und sehr schottisch anmutend. Die mächtigen Brecher bei den Klippen, wo die Fähre sich aus der wilden Cook Strait in den ziemlich schmalen Fjord einfädelt, war aber eindrucksvoll, auch ein bisschen beängstigend, weil man da mal wahrnimmt, wie schnell die Fähre unterwegs ist. Da ist es auch nicht hilfreich, wenn man weiss, dass die Fähren mit einer gewissen Regelmässigkeit irgendwo aufsetzen/anstossen/sonstige Probleme bekommen. Es ist schon fast ein Politikum hier, dass die Fähren so unzuverlässig sind. Aber auf meiner Fahrt geht alles glatt, nur an der Bar wird gerade ein neuer Mitarbeiter angelernt, der noch nicht weiss, dass er mir den kleinen Prosecco, den ich mir zur Feier des Tages gönne, auch öffnen und ein Glas dazu geben soll. Die ältere Mitarbeiterin rollt mit den Augen und bietet mir dafür ein Wasser mit Minze und Zitrone aus ihrem Garten an. Ansonsten profitiere ich vom WLAN und aktualisiere meinen Blog. Der Wellengang ist spürbar, stört mich aber nicht, aufgrund der heftigen Winde in Wellington hatte ich Schlimmeres befürchtet. Ganz am Ende der Fahrt macht die riesige Fähre noch eine Wendung im Stehen (mehr Platz ist nicht) und schon sind wir da. Zum Abendessen gönne ich mir eine Pizza, doch leider ist diese, trotz ordentlichem Preisschild und auch sichtbar echtem Pizza Ofen eine Enttäuschung. Ich weiss wirklich nicht, was man so falsch machen kann bei Pizza, aber nachher liege ich mit Magenweh in meinem miesen Hostelbett. Alles in allem: vermeide Picton, wer kann. 

Wellington - Picton, 4 km 

 

 

Tag 51 

Um halb neun stehe ich am Steg wo mein Boot nach Ship Cove fährt. Alles klappt reibungslos und mein Online Track Pass steht heute endlich auch auf grün/aktiviert. Der erste Abschnitt auf der Nordinsel, der Queen Charlotte Track, ist ein Wanderweg, der mehrheitlich durch Privatland führt und deshalb auch etwas kostet. Nicht viel, nur ein paar Franken für den Wegunterhalt. Auf dem Wassertaxi hat es noch ein paar andere Te Araroa Wanderer, alles Neulinge, welche nur die Südinsel wandern. Für sie ist es der erste Wandertag und entsprechend aufregend. Die meisten anderen Touristen sind keine Wanderer. Eineinhalb Stunden dauert unsere Fahrt, zuerst ist der Himmel grau, doch je weiter raus wir fahren, desto blauer wird der Himmel. Leider sehen wir keine Delfine oder Rochen, aber ein paar Wasservögel und Quallen. Gegen halb elf kommen wir beim Cook monument an, wo der Te Araroa auf der Südinsel beginnt. In dieser Bucht namens Ship Cove hielt James Cook auf seinen Reisen jeweils an, um Wasser und Gemüse aufzunehmen und pflegte auch Kontakt zu den einheimischen Maori. Zum Glück fängt der Wanderweg hier an - es hätte schlimmer sein können, die Bucht daneben heisst Cannibal Cove 😅🫣. Das Wasser ist nun herrlich türkis in der Sonne, und am Strand warten schon die ersten Weka. Wie die Kiwi sind Weka flugunfähige Vögel, sie sehen auch etwas ähnlich aus. Nur sind die Weka schlanker und kleiner, und vor allem: frech. Den ersten fotografiere ich noch voll Begeisterung, doch bald merke ich, dass dies kein seltenes Tier ist: es hat mehr als genug von ihnen. Nach einem kurzen Spaziergang zum Cook monument fürs Startfoto wandere ich los. Der Queen Charlotte Track (kurz: QCT) ist gleichzeitig auch Bikeroute und wurde so angelegt, dass die Höhenmeter sehr gemütlich sind. Es ist fast nie steil, der Weg ist breit und für Te Araroa Geprüfte schon fast ein Spaziergang. Aber ich habe seit fast drei Wochen keinen schweren Rucksack mehr getragen und bin ganz froh darum. Natürlich habe ich auch wieder zuviel essen eingekauft, aber diesmal ist es nicht ganz unbedacht: für den nächsten Abschnitt muss ich 10 Tage essen mitschleppen und werde nur einen kleinen Dorfladen zur Auswahl haben. Da konnte ich in Wellington nicht widerstehen und habe viele leckere Sachen im Doppelpack gekauft, die es in den kleinen Läden nicht gibt (zum Beispiel getrocknete Tomaten oder Sojaschnetzel). Tja, also heisst es buckeln die nächsten vier Tage. Heute gehe ich keine riesige Etappe, aber es ist ja auch schon fast Mittag und mittlerweile ist es richtig heiss. Da freue ich mich über den kühlen Waldweg und die vielen Picknicktische. Bald schon gibt's Elevenses für den hungrigen Hobbit. Die Aussicht auf die vielen Buchten ist wie aus dem Reiseprospekt: türkisblaues Wasser, grüne Hügel, hübsche kleine Strände und überall Segelboote. Und natürlich blauer Himmel. Es ist sehr hübsch! Allerdings sind die Strände bisher alle grobe Kieselstrände, also lasse ich das Bad aus. Und die Zikaden! Unglaublich wie laut sie zirpen. Einmal ist es so krass, ich fürchte ich kriege Tinitus und will schon die Kopfhörer raussuchen. Es lässt dann zum Glück nach auf eine angenehme Lautstärke. Ansonsten ist es schön ruhig, nur ein paar Vögel und ab und zu keckert ein Weka im Gebüsch. Wenn ich Pause mache, sind sie immer sofort da, und alles Essbare, aber auch sonstige lose Gegenstände, die schön bunt sind oder glitzern, muss immer in Griffnähe bleiben, sonst ist es weg. Wekas verschleppen alles was nicht angenagelt ist. Der QCT wird auch von vielen Wanderern ohne Gepäck begangen, deren Rollkoffer werden vom Boot dann von Lodge zu Lodge transportiert. Das ist natürlich schick und ich bin ein bisschen neidisch auf die älteren Herrschaften, die mich mit Winzrucksack überholen. Aber ich komme auch in den Genuss der Lodge, denn kurz vor meinem (natürlich sehr einfachen) Zeltplatz hat es eine mit einer öffentlichen Bar und WLAN, so komme ich in den Genuss von einem Feierabendbier und kann mein Tagebuch hochladen. Danach sind es nur noch ein paar Schritte zum Camp, dort sind die anderen schon fertig mit znacht und gehen schon ins Zelt. Um acht liege auch ich bereits im Schlafsack. Einen Moment versuche ich noch zu lesen, doch dann übermannt mich die Müdigkeit. Ab und zu guckt kurz ein Weka unter den Zelteingang, ob ich schon schlafe, und sie mit dem Raubzug beginnen können, aber ich habe alles gut weggepackt - kein Spielzeug für die frechen Vögel. Ich schlafe herrlich. Schön wieder im Zelt zu sein! 

Ship cove - Endeavour Inlet,  18 km

 

 Tag 52

Weil ich so früh im Bett war, bin ich auch wieder mit den Vögeln wach. Dafür dauert meine Kaffeeprozedur neuerdings länger, denn ich habe beschlossen, jetzt ist fertig mit dem grausigen Instant Kaffee, aber Bialetti ist mir doch zu schwer, also gibt's Cowboy Coffee - Wasser kochen, gemahlenen Kaffee rein, mit Kakaopulver, Kondensmilch und Zucker abschmecken bis es irgendwie trinkbar ist. Es dauert eine Weile bis es schmackhaft ist, offenbar muss man die Brühe ein bisschen ziehen lassen. Danach komme ich aber endlich in den Genuss von einem grossen Pott echten Kaffee. Die Wekas umzingeln derweil mein Zelt und all die spannenden, silberfarbenen Sachen (Windschutz, Kocher, Potcozy). Zwar nieselt es ein bisschen, aber schlussendlich bin doch schon um acht auf Achse, denn ich habe heute eine lange Etappe geplant - dafür dann morgen, wenn Wetter schön werden soll, eine kurze, an einen Strandcamping mit Bademöglichkeit. Momentan kann ich mir das mit dem Baden noch nicht so recht vorstellen, es ist kühl, grau und tröpfelt. Dafür treffe ich meinen ersten Nobo Te Araroa hiker (= North Bound, jemand der von Süden nach Norden geht). Die meisten Wanderer sind Sobos, south bound, wie ich. Er ist am 6.11. in Bluff gestartet, also ähnlich wie ich. Ich gebe ihm meine Snapper Card (Wellington Buskarte) und wir unterhalten uns eine Weile. Wie alle, ist auch er begeistert von der Südinsel, vor allem dem nördlichen Teil, also dem, was mir nach dem QCT unmittelbar bevorsteht: die Richmond Ranges. Ich freue mich riesig und hoffe auf gutes Wetter! Die nächsten paar Stunden geht es viel durch den Wald, ab und zu erhasche ich ein bisschen Aussicht. Heute verläuft der QCT mehrheitlich auf einer Bergkante, doch anders als auf der Nordinsel, führt der Weg oft seitlich an den Gipfeln vorbei und man kommt gut voran. Trotzdem werden es über 1000 Höhenmeter und 29 km am Ende des Tages. Ich mache noch einen kleinen Abstecher zu einem schönen Aussichtspunkt. Mittlerweile ist die Sonne raus und man sieht bis nach Picton und auch schon in die Richmond Ranges, auf der anderen Seite bis zur Nordinsel. Schön! Der Nachmittag und Abend zieht sich aber, denn ich überspringe den Zeltplatz, der eigentlich gut gelegen wäre für mein Tempo, weil er so furchtbar viele Possums hat gemäss Kommentare in der App. Das würde keine ruhige Nacht. Ausserdem hat das Black Rock Campsite Aussicht auf zwei Buchten. Ich geniesse die Abendstunden beim wandern, aber so langsam schmerzen die Beine. Endlich bin ich da. Ein paar andere Wanderer sind auch hier, und noch später als ich sogar ein Tourenradler auf. Doch alle sind schon am Schlafengehen, und ich geniesse die Abendstimmung allein am Picknicktisch. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, bei Ankunft gleich die Regenhose anzuziehen, dann lassen einem die fiesen Sandmücken in Ruhe. Ansonsten muss man wirklich gleich ins Zelt hüpfen, was bei der schönen Aussicht doch schade wäre! 

Endeavour Inlet - Black Rock Campsite, 29 km 

 

 

 Tag 53

Heute habe ich keine lange Etappe, daher schlafe ich länger und nehme es gemütlich. Als letzte verlasse ich den schönen Zeltplatz. Das Wetter ist top und die Aussicht spektakulär auf der ganzen Etappe heute. Immer wieder kommen neue Aussichten, und ich knipse eigentlich immer wieder dieselben zwei Buchten, aus leicht anderer Perspektive: den fast türkisen Kenepuru Sound und den tiefblauen Queen Charlotte Sound. Der Weg verläuft superschön oben auf dem Kamm. Trotzdem hat es viel Wald und Schatten, denn es ist endlich mal wieder heiss. Ich sehe Picton und die Interislander Fähre kommen und gehen. Auch ein riesiges Kreuzfahrtschiff und lärmige kleine Boote wummern durch den Sound. Böötle ist sehr beliebt hier, verständlich bei dem Wetter. Am frühen Nachmittag steige ich ab zur Mistletoe Bay. Hier hat es einen Campingplatz am Strand, wo man kayaken und baden kann. Der Camping-Empfang ist jedoch gerade geschlossen. Ich stelle mal mein Zelt auf und spaziere zum Strand. Es ist gerade ziemlich Ebbe und auf dem Steg kreischen die Kinder. Leider kann man hier mit dem Auto hinfahren, daher hat es nur wenig Wanderer. Endlich kommt der junge Mann, der den Campingplatz betreut. Man sieht schon, dass er keine Lust hat, zu arbeiten. Er rollt tatsächlich sichtbar mit den Augen, als er zwei Müttern mit Kinder Glace verkaufen soll. Und auf meine Frage nach Kayak mieten, meint er nur, das sei nicht mehr möglich heute. Dabei liegen die Kayak vor unserer Nase, und es ist erst vier Uhr. Ich bin jetzt auch genervt und muss dem jungen Mann ein bisschen auf die Nerven gehen, bis er mir endlich ein Kayak gibt (wobei das übertrieben ist, er kassiert nur die Miete ein und lässt mich das schwere Ding selber aus dem Hinterhof zum Strand zerren. Aber ich ärgere mich nur kurz. Kaum bin ich auf dem Wasser, flitzt schon ein schwarzer Schatten unter dem Paddel weg, und hinterlässt eine Schlammwolke im seichten Wasser der Bucht. Stachelrochen! So cool. Ich paddle eine Stunde lang durchs flache Wasser und sehe ganz viele von ihnen. Manche sind fast eingebuddelt im Sand, andere gleiten majestätisch dahin und einer planscht im höchstens knietiefen Wasser. Die meisten lassen mich recht nahe kommen, bevor sie Reissaus nehmen. Der grösste ist fast so gross wie ich (ohne Stachel), die kleinen sind nur so gross wie ein Basketball. Leider geht eine fies kalte Bise, welche mich bald frieren lässt (bin natürlich nass gespritzt und sitze in einer Pfütze), und das klare Wasser kräuselt sich ordentlich, daher lässt sich das alles nicht so toll fotografieren. Irgendwann reicht es, ich lasse die Fische in Ruhe und gehe heiss duschen. Zum Baden ist es mir zu kalt. Ich bin so ein Weichei 😰. Abends tauchen noch ein paar andere Wanderer auf, doch sie bleiben unter sich. Ich chille ein bisschen im Zelt, bis es ganz dunkel ist, dann laufe ich nochmals los. Zuerst bergauf in den Wald. Schon nach 50 Meter finde ich mein Glück: Glühwürmchen! Die neuseeländischen, blau leuchtenden Larven, die ich schon mit Sven gesehen habe. Hier hängen sie unter den Büschen und Wurzeln, man muss sich nur ein bisschen bücken, und schon glitzert der dunkle Wald, als hätte jemand die Weihnachtsbeleuchtung angeknipst. Fotos sind leider nicht so super. Danach spaziere ich zurück zum Strand, wo ich die anderen Camper vom Steg schon laut kreischen höre. Manche sind echt hart im nehmen und springen nachts im Dunkeln vom Steg. Brrr! Aber es gibt einen guten Grund dafür: Biolumineszenz. Angeblich eine richtige Avatar-Erfahrung, wobei man dazu vermutlich auch eine Taucherbrille bräuchte, und der Mond ist noch nicht aufgegangen. Ich begnüge mich damit, am Strand zu stehen und die Dunkelheit und Sternenlicht wirken zu lassen, bis ich es sehe. Erst sieht es aus als ob das Sternenlicht im Wasser glitzert, wo es auf den Strand plätschert. Aber es leuchtet anders, fast wie die Glühwürmchen, nur nicht so blau, und es blinkt. Nur ganz schwach, aber dann fahre ich mit einem Stock durchs Wasser und - wow! Als hätte jemand einen Pinsel mit Neonfarben ins Wasser geworfen, glitzert das Wasser überall. Es verschwindet sofort wieder, und egal wie sehr ich mich bemühe, gleichzeitig die Kamera zu halten und mit meinem Stöckli zu spielen, die Zauberei lässt sich offenbar nicht auf Film bannen. Sorry, müsst ihr mir jetzt einfach glauben. Es ist magisch. Ich spiele noch eine ganze Weile mit meinem Stöckli, wie ein aufgeregter junger Hund. Immer wieder bringe ich die Gischt zum leuchten. Mit der Zeit sehe ich auch weiter draussen einzelne kleine Wellenkämme aufleuchten. Wie schön ist diese Welt, was für ein Wunderwerk! 🪄🧚🏻‍♀️ Ich bin ganz verzückt. Zum Glück wird es mir irgendwann zu kalt, sonst sässe ich jetzt noch da und würde Stöckli durchs Wasser ziehen 😂.

Black Rock Campsite - Mistletoe Bay, 15 km

 

 

 Havelock, 17. Januar 2025 

Tag 54

Heute ist mein letzter Tag auf dem Queen Charlotte Track, es sind nur noch 12 Kilometer bis Anakiwa. Diese führen nochmals schön hoch über der Bucht mit tollen Aussichten, und durch schönen Native Bush. Ein paar uralte Baumriesen stehen noch, und natürlich viele Farnbäume. Hier erkennt man das Silberfarn gut mit seiner silbernen Unterseite. Nur die älteren Farne leuchten so schön. Langsam sinkt der Weg hinunter zur Bucht, das Wasser leuchtet türkis durch die Bäume. Die Beech Trees (Südbuchen) haben hier ganz schwarze, klebrige Rinde, von einem kleinen Insekt, welches eine Art süssen, dunklen Nektar absondert, der dann auf die Baumrinde tropft und sie schwarz färbt. Es sieht aus, als wäre der Wald abgebrannt, aber ist in Wirklichkeit einfach Nektar. Das zieht natürlich tausende von Wespen an, sie sind in dieser Gegend schon fast eine Plage. Bisher habe ich sie noch nicht als sehr störend empfunden, aber offenbar wird es die nächsten Tage noch schlimmer. Am frühen Nachmittag erreiche ich Anakiwa, und nun bin ich etwa 1000 Kilometer gelaufen. Wow! Habe zwar lange gebraucht, aber dennoch coole Sache. Es liegen aber noch einige Kilometer vor mir. Heute geht's jedoch nur noch der Strasse entlang bis Havelock, und ich halte gleich den Daumen raus. Doch heute habe ich kein Glück. Nur wenige Leute fahren am Freitag Nachmittag weg vom Strand, und von denen hält keiner. Ich laufe halt weiter, aber bis Havelock sind es nochmals fast 20 Kilometer, viel zu weit für einen Nachmittag. Kaum bin ich vom Meer weg, brennt die Sonne und es geht flunderflach durch die Äcker und Wiesen. Der Schweiss strömt, und meine Wasserflasche ist leer. Ich habe sie in Anakiwa nicht aufgefüllt weil ich dachte, das Stöppeln sei ein Klacks und in einer halben Stunde sei ich da. Tja. Lechzend wandere ich noch fast 5 Kilometer zur nächsten Kreuzung, wo sich der Verkehr verdoppelt. Dort stehe am Strassenrand, Daumen raus und in der prallen Sonne hechelnd, wo die Autos mit 100 km/h durchjagen, und es hat keine schlaue Ausfahrt. Endlich, ich habe schon aufgegeben, hält eine junge Frau an, und winkt mich ins Auto. Es ist, ganz überraschend, eine Touristin aus Kloten, und wie plappern auf Schwiizerdütsch drauf los. Uff, die Erleichterung. Im Supermarkt in Havelock stürze ich mich erst mal auf die kühlen Getränke. Dann heisst es Einkaufswagen fassen und Grips einschalten. Heute muss ich für 10 Tage einkaufen. Der nächste Laden ist in 160 Kilometer, dazwischen liegen viele Berge... Die ersten 30 Kilometer lasse ich mich morgen von einem Trail Angel fahren, aber ansonsten muss ich alles buckeln bis St. Arnaud, dazwischen gibt es keine Strasse. Ich muss gestehen, die Aufgabe überfordert mich ein wenig. Für 6 Tage schleppen, in der Annahme dass man nur vier Tage braucht, und der Rest Reserve ist, hab ich schon mal geschafft. Aber für 10 Tage? Es gibt auf jeden Fall sehr oft Couscous. Mit Thunfisch oder Tomatenmark, abwechselnd. OMG. Heute Abend will ich daher nochmals die Zivilisation geniessen und gönne mir ein Hotelzimmer. Muss nämlich auch wieder haushalten (Wäsche, alle Gadgets laden, etc). Und dann natürlich Muscheln essen, denn Havelock ist die Grünmuscheln-Hauptstadt der Welt. Also reserviere ich einen Tisch im hiesigen Muschelrestaurant. Jaja, die Kreditkarte muss jeweils ganz ordentlich arbeiten, wenn ich nicht in der Pampa bin 🤣. Beim Wäsche trocknen treffe ich noch zwei englische Radfahrer, die gerade auf der Südinsel starten, und die auch Muscheln essen wollen. So teile ich mir den Tisch und eine Muschelplatte für drei mit Graham und Kate. Wir haben es sehr lustig, und es bleibt nichts übrig. Zwei Radfahrer und ein Wanderer, wir hätten wohl die Platte für sechs bestellen sollen... 😂. Anyway, morgen geht's los in die famose Richmond Range. Sorgt euch nicht, wenn die Updates erst in 10 Tagen kommen, ich vermute, es gibt nicht viel Netz da oben. Wenn ich mal ein Funkbalken habe, gibt's sicher vorher ein Foto 🤩. 

Mistletoe Bay - Havelock, 18 km (+15 per Stopp)

 

 


 

 

 

 

 

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