Tag 13
The Farm, 23.11.2024
Der Campingplatz in Paihia ist sehr friedlich (trotz vielen Kleinkindern), so dass ich am Morgen überhaupt nicht in Eile bin, loszukommen. Bisher war der Te Araroa ziemlich straight forward, aber nun wird es kompliziert, denn es gibt zahlreiche Optionen. Ab hier könnte ich über die Bucht kayaken, oder via zwei unterschiedliche Fähren auf die andere Seite der Bucht kommen und dann Strasse laufen. Ich entscheide mich für letzteres, nehme den wunderschönen Küstenpfad bis Opua und die Fähre nach Okiato, für umgerechnet 1 CHF. Preise wie zu Omas Zeiten! Auf der anderen Seite geht der Küstenpfad eine Weile weiter, allerdings hat sich hier jemand ein Scherz erlaubt und den Pfad durch den Wald und über jeden noch so sinnlosen Hügel geführt, mittels steiler Treppen. Puh, anstrengend! Es ist schon Mittag und ich habe erst ein paar mickrige Kilometer geschafft heute. Auf der Strasse wäre ich viel schneller gewesen, aber natürlich ist der Waldpfad schöner. Doch an der nächsten Kreuzung ist fertig mit Wanderweg, ab hier folgt der Te Araroa etwa 50 km einer Nebenstrasse. Keine Seitenstreifen, und die Autos kommen schnell... Nicht wahnsinnig viel Verkehr, aber ich habe keine Lust, ständig auf der Hut zu sein und in den Strassengraben zu springen. Also Daumen raus. Wieder habe ich Glück, das erste Auto hält. Ein älteres Ehepaar aus Auckland, auf Familienbesuch in der Gegend. Ich erkläre ihnen, wo ich hin will, sie nicken, "die Kreuzung kennen wir!" und wir fahren los. Es dauert keine drei Minuten und wir sind in ein intensives Gespräch über Katzen verwickelt. Der Fahrer hat eine schwarz-weisse Katze namens Putin, "but he's a real mummy's boy!" und erzählt von seinem Stubentiger. Wir lachen und giggeln und schwupps, schon sind wir an der Kreuzung, wo die beiden abbiegen, und ich steige aus dem Auto. Als ich auf dem Navi nachgucke, stelle ich jedoch fest, dass ich überhaupt nicht mehr auf dem Te Araroa bin, sondern an der Küstenstrasse. Nicht so schlimm, die führt auch nach Süden, und ich stöpple einfach weiter. Doch nun kommt ewig kein Auto, und wenn eines kommt, winken die Fahrer nur und rauschen vorbei. Offenbar habe ich meine Glückssträhne beim stöppeln aufgebraucht. Also wandern. Das ist nicht so schlimm, es ist sehr wenig Verkehr. Bald steigt die Strasse über einen Hügel und ich erblicke die Küste, unter mir die herrliche Elliot Bay. Hier gäbe es auch einen Campingplatz, doch es ist noch etwas früh. Also laufe ich weiter. Die Strasse führt hoch über dem Meer entlang, fantastische Aussicht. Es erinnert mich sehr an den Highway 1 in Kalifornien. Nur ohne all die Wohnmobile und Radfahrer! Doch es ist kurvig und schmal, ich wechsle andauernd die Strassenseite, um heil um die Kurven zu kommen, falls doch mal einer geschossen kommt. Nochmals versuche ich es mit stöppeln und diesmal klappt es. Wieder ein älteres Ehepaar, diesmal aus der Region. Ich erzähle ihnen vom Te Araroa und dass die meisten Wanderer aus meiner Trail family wohl auf "The Farm" sind heute Abend. Sie kennen die Farm, eine Art Yoga-Retreat/Hostel/Ökofarm/Hippiekommune. Ein paar Minuten später setzen sie mich dort ab und fahren winkend davon. Gabrielle, Jamie und Arthur sind schon da, sie haben eine ähnliche Hitchhiking Story erlebt. Später trudeln noch Ari und Phil ein, sowie ein paar Hiker, die ich noch nicht kenne. Ein grosser Teil unserer restlichen Tramily (Kurzform von Trail Family) ging kayaken und übernachtet woanders.
Die Farm ist ein cooler Ort, ein altes, langgezogenes Farmhaus mit zwei Küchen, Hostelzimmer, Badezimmer, aber auch einer gemütlichen Bibliothek und Wohnstube, dazu natürlich ein riesiger Garten, wo wir zelten dürfen. Zum Abendessen darf ich Gemüse und Kräuter aus dem Garten holen. Die Hunde chillen friedlich neben mir auf der Veranda. Herrlich gemütlich und fast schon ein Ruhetag!
Paihia - The Farm, 14 km (plus ca. 25 km Autostopp)
Tag 14
Whangarei, 24.11.2024
Tja, leider gibt es fast keine Bilder heute. Aber der Reihe nach...
Ich nehme es gemütlich, geniesse den zweiten Kaffee und versuche noch, ein Backup meiner Fotos zu starten, gebe aber rasch auf. Das WLAN ist zu schwach. Hätte ich mal lieber noch einen dritten Kaffee getrunken und Geduld gehabt... 🥺
Schliesslich stelle ich mich an die Strasse, um die ersten knapp 20 Kilometer Strasse zu stöppeln. Doch es ist Sonntagmorgen, niemand kommt um diese Zeit vorbei. Nach 20 Minuten ohne ein einziges Auto laufe ich halt doch. Etwa eine halbe Stunde später nimmt mich endlich jemand mit, eine junge englische Touristin, die sehr in Eile ist, weil sie ihr Mietauto heute nachmittag in Auckland abgeben muss und vorher noch zu einem Strand will. Also hieve ich meinen Rucksack mit viel Schwung auf ihren Rücksitz und sie rast los. Mit Tempo geht es durch die kurvenreiche Strecke, hinten im Auto fliegt alles durcheinander. Etwa nach 20 Minuten sind wir an meinem Abzweig. Doch ich realisiere mit Panik, dass mein Handy nicht in der Handy-Tasche ist. In wilder Hektik nehmen wir das halbe Auto auseinander, in der Annahme, dass es irgendwo zwischen den Sitzen liegt. Doch keine Spur. Ashley, so heisst meine rasante Fahrerin, ist nun den Tränen nahe, weil sie sich schuldig fühlt, aber so dringend weiter muss. Mir ist auch zum Heulen. Schliesslich tauschen wir Adressen aus und sie braust davon. Im selben Moment hält auf der anderen Strassenseite eine Maori-Frau an und fragt, ob alles ok sei. Sie versteht mein Problem sofort, ich soll einsteigen, sei eh auf ihrem Weg und ihrem Sohn auch schon passiert. "Das liegt bestimmt am Strassenrand, wo du eingestiegen bist!" Ich hoffe es, doch ich habe keine Ahnung wo genau. Aber meine zweite Fahrerin kennt die Strecke, fährt souverän und ruhig um die Kurven während sie mir erzählt dass sie zum sonntäglichen Gathering im Marae (einem Versammlungshaus) unterwegs ist. Und schon sind wir zurück, und tatsächlich liegt da mein Handy auf der Strasse. Ich sehe schon von weitem, dass es kaputt ist, hoffe aber erst mal nur auf ein defektes Display. Meine Fahrerin rät mir, in die nächste Stadt zu stöppeln, wo ich Ersatz oder Reparatur finde. Also stelle ich mich wieder auf die andere Strassenseite und versuche mein Glück erneut. Mein Handy ist ein Scherbenhaufen und ziemlich verbogen. Ich bin erst mal froh dass ich es gefunden habe und sinniere gerade über die Konsequenzen, als schon das nächste Auto hält. Immerhin ist jetzt mehr Verkehr. Das junge Paar ist auf dem Weg zum sonntäglichen Brunch zu den Schwiegereltern. Auf dem Rücksitz teile ich mir den Platz mit der eineinhalb Jahre alten Tilly, die mich nur einmal ansieht und dann losbrüllt bis ich 20 km weiter aussteige. Ich schwöre, ich habe ihr nichts getan! Aber wer den Schaden hat, braucht für den Ärger nicht zu sorgen, oder so ähnlich. Die beiden setzen mich am Strassenrand ab und fahren mit der nun heulenden Tilly davon. Ich geniesse die Ruhe, denn nun dauert es erst mal eine Weile, bis ein Auto kommt. Aber so ohne Handy ist das schnell langweilig. Kein Sudoku, keine Musik, kein Hörbuch mehr... Die Nachbarin schwatzt mit mir über den Zaun, um mich zu unterhalten. Habe ich schon erwähnt, wie nett die Neuseeländer*innen sind? Endlich hält ein Auto an, zwei junge Frauen auf dem Rückweg von einem verlängerten Wanderwochenende. Die beiden haben Mitleid mit meinem Unglück, machen extra einen Umweg in die langgezogene Stadt Whangarei, googeln für mich Handyreparaturbuden, die am Sonntag geöffnet haben, und navigieren dann zielsicherdahin. Wie praktisch so ein Handy ist, merkt man erst, wenn man keines mehr hat. Sie verabschieden sich winkend, und ich stelle mich im Reparaturladen in die Schlange. Doch der erste will gar nicht helfen, der zweite meint, ohne funktionierendes Display geht nix. Im schicken Handyladen dauert es zu lange und es sind keine Preise angeschrieben. Die meisten Läden haben zu, weil Sonntag. Ich brauche ein Zimmer, wo ich meinen Rucksack abstellen kann. Doch in einer unbekannten Stadt ohne Plan und Ahnung wird plötzlich wieder alles wie zu Vor-Handy-Zeiten. Die Touristeninfo kennt niemand, aber ich stolpere per Zufall über einen Polizeiposten, wo ich inmitten von Meth-Zombies einen Polizisten finde, der sich erleichtert meinem Problem annimmt und mich die Strasse runter zu einem Hostel (passenderweise in einem ehemaligen Knast) führt. Dort ist die Rezeption gerade unbesetzt und das Hostel ist eh voll. Aber ein Langzeitbewohner, ein Exil-Texaner und Trump-Hasser, nimmt mich mit auf einen Spaziergang zur Mall im Hafen, wo es nicht nur billige Handys, sondern alles gibt. Nach einer Stunde habe ich ein neues Billighandy mit ordentlicher Kamera, ein paar neue Sporteinlagen für meine Schuhe, Parmesan und getrocknete Tomaten. Alles Dinge, die ich dringend benötigte oder vermisste, also ist der Tag kein komplettes Fiasko. In einem Computershop google ich Hotelzimmer und male mir die Googlemaps Route auf den Kassenzettel. Ich habe noch nicht alle Skills aus meinen abenteuerlichen Interrailzwanzigern verlernt 🤣. Nach einem wohlverdienten, sonntäglich späten Frühstück um 15 Uhr (eggs Benedict mit Gemüse und Rösti, bzw hashbrowns) verziehe ich mich in mein Hotelzimmer im Grand hotel, welches schon bessere Zeiten gesehen hat. Der restliche Nachmittag geht dabei drauf, mein neues Handy in Betrieb zu nehmen, und mein eigenes Google Konto zu knacken ohne Multifaktorauthentifikationsmöglichkeiten. Überall heisst es, "bestätigen Sie nun per Fingerprint auf ihrem registrierten Telefon...", es ist wie der Hund, der seinen eigenen Schwanz jagt. Doch irgendwann überliste ich das System (oder Google kapituliert ob meiner Sturheit). Stundenlang darf ich danach updates und logins erneuern. Bitte habt Verständnis für die schrecklichen Tippfehler in nächster Zeit. Meine Tastatur erkennt mich noch nicht... 🙃🤪. Auch alle meine alten Chats sind weg. Und natürlich die Bilder der letzten Woche. Vielleicht finde ich noch eine Hackerbande, die mein altes Handy noch sichern kann. Aber für heute habe ich genug vom Töggeli.
The Farm-Whangarei, 2 km (Autostopp ca 50 km)
Tag 15
Whananaki, 25.11.2024
Gestern Abend habe ich noch eine Message in der Trailangels Facebook Gruppe abgesetzt in der Hoffnung, dass jemand aus der Stadt nach Whananaki (mein nächster Etappenort) fährt. Tatsächlich findet sich eine Person, die mich heute gegen 11 Uhr recht nahe davon hinbringen kann. Also nutze ich den Vormittag, um nochmals einen Anlauf zur Datenrecovery zu starten und die SIM Karte zu überprüfen. Danach gibt es ein weiteres, leckeres Egg Benedict Frühstück. Es ist heiss heute, als ich auf der Ausfallstrasse beim McDonald's auf dem Parkplatz schmore und auf meine Mitfahrgelegenheit warte. Ro aus Holland taucht etwas verspätet auf. Sie kam letzte Woche mit einem Work and Travel visa nach Neuseeland, kaufte sich ein Auto zum rumreisen, hat sich dann aber ganz spontan dazu entschlossen, auch Te Araroa zu wandern. Sie ist auf dem Weg zum Cape Reinga und nimmt mich etwa eine halbe Stunde mit. Von hier aus sind es noch etwa 13 km der Strasse entlang bis nach Whananaki. Die Landschaft ist fast wie daheim, vom Meer noch nichts zu sehen. Junge Kälber glotzen mich aus grossen Augen an. Ich bin so viel gestöppelt, dass ich mich entschliesse, heute mal die Zähne zusammenzubeissen und die paar Strassenkilometer zu wandern. Doch super lustig ist das nicht. Die wenigen Autos und Trucks rasen hier wie die Irren, der Grasstreifen ist schmal. Eine Bäuerin hält an und fragt mich ob sie mich mitnehmen soll. Da lasse ich mich nicht 2x bitten... nur die letzten Kilometer über den Inlet walk gehe ich zu Fuss. Der ist auch wunderschön. Daher bin ich schon sehr früh am Camping und kann den ganzen Nachmittag chillen. Nur wenige Wanderer sind hier, die meisten waren wohl stur und sind alles gelaufen, ich weiss nicht ob sie mich wieder einholen. Schade, denn ich vermisse die Mädels. Heute sind nur Jungs hier, Jacob aus Neuseeland, Phil aus Yorkshire und ein Neuer, Javi aus Spanien. Ich sitze an der Bucht und geniesse ein Bier, während ich diese Zeilen tippe, fussbädele und auf die längste Holzbrücke der südlichen Hemisphere gucke. Wir werden morgen darüber laufen.
Whangarei - Whananaki, ca. 5 km zu Fuss, ca. 40 km mit Auto.
Tag 16
Nikau Bay, 26.11.2024
Ein super Vogelkonzert weckt mich heute noch vor Tagesanbruch, doch bis ich in die Gänge komme, ist es schon wieder nach acht Uhr und alle sind schon weg. Morgens effizient und auf Zack sein ist nicht meine Stärke. Dafür startet der Wandertag mit einem Highlight, über die lange Holzbrücke. Sie wurde vor etwa 80 Jahren für die Schulkinder gebaut, die mir auch heute entgegenkommen. Auf der anderen Seite führt der Wanderweg bei Ebbe durch die Bucht und über den ersten Strand, danach verläuft der Coastal Track schön wellig über den traumhaften Buchten, die sich hier eine an die andere reiht. Die Kühe hier haben top Aussicht. Ab Sandy Bay geht's der Strasse entlang, ab hier ist die Küste recht verbaut, jedoch immer noch schön. Heute brennt die Sonne, und als ich endlich Matapouri erreiche, ist es schon Nachmittag. Im Dorfladen kaufe ich mir ein eiskaltes 7up und prüfe meine restliche Strecke. Alles Strasse und ziemlich hügelige, kurvenreiche 10 Kilometer. Um vier Uhr sollte ich spätestens beim Dorfladen von Ngunguru sein, denn ich habe heute eine Bootsfahrt über die Nikau Bay gebucht. Das wird knapp. Also Daumen raus, und schon bald hält eine ältere Dame mit Truck und Anhänger, auf dem sie ihren Golfwagen hinterherzieht. Sie ist auf dem Weg zum Golfplatz im Nachbardorf und erzählt mir vieles über die Gegend. Zum Beispiel, dass ein Haus hier mittlerweile eine Million CHF kostet, wo früher nur Kühe grasten (für Neuseeland ziemlich teuer), und dass die Schule von Ngunguru eine grosse Glocke auf dem Pausenplatz hat, welche geläutet wird, wenn sich Delfine in die Bucht verirren. Dann wird der Unterricht unterbrochen zum Flipper gucken 😍. Die Golfdame setzt mich beim Café ab. Erst mal gönne ich mir einen Iced Latte. Dann taucht Arthur auf und erzählt mir freudestrahlend, dass es im Laden litauisches Hefeweizen gibt (Arthur kommt aus Vilnius), also hole ich mir auch eines und wir setzen uns mit dem Bier an den Strand in den Schatten, bis uns die Flut nasse Füsse beschert. Bald ist es Zeit für unsere Bootsfahrt mit James, dem Besitzer des Campingplatzes auf der anderen Seite der Bucht. Er holt uns in einer Nussschale ab, und bringt uns vier in zwei Fahrten rüber. Drüben richten wir uns im traumhaften Nikau Bay Eco Camp ein. James hat eine grosse Karte und einen Gezeitenplan an der Wand. Er erklärt uns die beste Strategie, wie wir morgen über die beiden Flüsse kommen, die man nur bei Ebbe durchwaten kann, die aber etwa 10 km auseinanderliegen. Ich hoffe das klappt alles so easy wie er es beschreibt. Jedenfalls wird es wohl nass... Danach bringt er uns frische Kräuter und Wintergemüse aus dem Garten und wir dürfen auch den Zitronenbaum plündern. Lecker! Nun liege ich im Zelt, die Grillen zirpen und die Mücken summen vor meinem Innenzelt. Richtig Sommer halt 😆.
Whananaki - Ngunguru, 16 km (+ 9 km Autostopp)
Tag 17
Ocean Beach, 27.11.2024
Das Estuary crossing. Vor dieser Etappe hatte ich bisher am meisten Respekt, aber auch sehr viel Vorfreude. Ich war daher entsprechend aufgeregt und konnte kaum einschlafen. Die drückende Hitze, die summenden Moskitos und ein leicht schiefer Zeltplatz tragen das ihre zu einer ziemlich rastlosen Nacht bei. Doch die unfreiwillig frühe Tagwache nützt mir heute nicht viel, denn die Gezeiten bestimmen den Tagesablauf. Sie sind gerade perfekt für Langschläferinnen, schade konnte ich nicht länger pfuusen. Weil ich skeptisch bin ob der Zeitangaben bis zum ersten Fluss, laufe ich eine Stunde früher los, so bin ich schon um zehn am ersten Fluss, den wir heute durchwaten müssen. Auch die Jungs kommen gleich hinter mir an, waren wohl auch ungeduldig. Javi, unser Duracellhäschen, testet die Wassertiefe erst mal ohne Rucksack. Das Wasser geht ihm bis an die Unterhosen, aber das ist ok für mich, denn Javi ist kaum grösser als ich. Also Schuhe aus, gut verstauen (wir sind extra vorsichtig, weil Gabrielle, einen Tag voraus, auf diese Art einen Schuh verloren und dem Meer übergeben hat - dumm gelaufen) und losplantschen. Javi filmt mich, doch ich habe keine Zeit zum winken und posieren. Weil die Ebbe erst in zweieinhalb Stunden ist, zieht das Meer das Wasser aus dem Fluss, und es hat doch überraschend viel Strömung. Ausserdem hat es hier Stachelrochen, auf die ich nicht unbedingt drauf treten will. Also konzentrieren und ein Schritt nach dem anderen. Doch alles geht gut, es war einfacher als gedacht. Natürlich bleibt meine Hose nicht trocken, dafür sind meine Stummelbeinchen zu kurz. Aber es ist Sommer und sehr warm, sie trocknen im Nu. Weniger lustig ist der Ausstieg auf der anderen Seite, denn wir müssen ein paar hundert Meter durch den Mangrovenschlick waten, schwarzer, stinkender Schlamm. Aber irgendwie noch ganz angenehm, wie es zwischen den Zehen schmatzt. Leider dürfen wir hier nicht über die Wiese des Bauern gehen ("because he's a grumpy old sod", wie James gestern sagte). Irgendwann erreichen wir die Strasse und putzen unsere Füsse, so gut es geht. Ich habe extra etwas Wasser mitgeschleppt dafür.
Nun geht's ein paar Kilometer auf der Strasse, zum Glück ohne viel Verkehr, denn es ist eine Sackgasse. In Patau kommt schon der nächste Fluss, doch hier gibt es zum Glück eine Fussgängerbrücke. Auf der anderen Seite gönne ich mir eine kurze Mittagspause. Die nächste Flussdurchquerung, das Taiharuru estuary, ist ein weites Gezeitenbecken, welches eine Stunde zum Durchwandern (oder eher durchwaten) braucht, die tiefe Stelle kommt erst am Ende. Und die Flut steigt schon wieder. Wenn ihr auf Polarsteps auf den Fluss zoomt, sieht es aus als wäre alles nur eine sandige Ebene, doch als ich die Bucht erreiche, steht schon wieder die Hälfte unter Wasser. Die Jungs sind längst über alle Berge, ich bin alleine. Allerdings habe ich gemäss James noch genug Zeit. Den ersten Teil gehe ich mit Schuhen, das geht schneller, wegen der vielen kleinen Müscheli, die einem sonst in die Füsse pieksen. Es ist wie Wattwandern. Doch dann muss ich durch ein paar bereits geflutete Pools, also Schuhe aus und waten. Trotz Zeitdruck versuche ich, die wunderbare Stimmung zu geniessen. Es hat Seesterne und hübsche Muscheln, Vögel und tolle Mangroven. Das seichte Wasser ist "seichwarm". Der Weg ist grob markiert durch hohe Stangen mit orangen Dreiecken, den neuseeländischen Wanderwegmarkierungen (ja, das ist ein offizieller Wanderweg!). Endlich sehe ich die andere Seite, doch genau hier gibt es nun plötzlich mehrere Pfosten im Wasser, aus der Ferne ist nicht zu erkennen, welcher ein oranges Dreieck hat und welche irgend etwas anderes markieren. Also Handy raus, Trail app öffnen und die lange Beschreibung nochmals genau lesen. Bitz nervaufreibend, bis zum Knie im Wasser, ohne wasserfestes Handy... Aber ich bin genau auf Kurs. Eine Weile folge ich einfach der Linie auf der App, dann sehe ich endlich den orangen Pfosten. Nichts wie los jetzt. Doch der Fluss ist nicht tief, wieder reicht mir das Wasser nur knapp bis zur Unterhose. Ich habe schon Bilder gesehen von Leuten, die hier brusttief durchwaten. Diesmal spüre ich, wie eine leichte Strömung mich flussaufwärts drückt, die steigende Flut. Eine interessante Erfahrung! Auf der anderen Seite kommt wieder der seltsam eklig-befriedigende schwarze Schlamm. Diesmal dürfen wir auf die Wiese, wo sich Phil auch gerade die Füsse putzt. Ich mache erst mal Pause. Füsse putzen, Wasser trinken, einen Snack essen und neue Sonnencreme und Mückenschutz auftragen. Die Sonne brennt vom Himmel, es ist 14 Uhr und ich fühle regelrecht, wie ich verbrutzle. Sonnenschirm auf und weiter geht's. Zunächst über eine Kuhweide, dann eine Schotterpiste, die gnadenlos steil den Berg hoch führt. Ich sag Berg, der Gipfel ist nicht mal dreihundert Meter hoch, doch in der Hitze und ohne Schatten leide ich sehr. Erst zuoberst kommt ein bisschen Wald, dafür hat es jetzt Stufen, die einfach senkrecht hochgehen. Neuseeland kennt keine Serpentinen. Puh! Was für ein Tag. Endlich oben, geniesse ich den fantastische Rundblick zurück auf das Estuary und voraus auf den Postkartenstrand Ocean Beach. Ich steige ab und bald stehe ich am Anfang des Strandes. Am anderen Ende, noch 7 km entfernt, liegt mein Campingplatz. Easypeasy, denke ich. Doch man kann nicht den ganzen Tag Glück haben mit den Gezeiten. Nun ist Flut, das heisst der Strand ist schmal und der begehbare Sand ist weich, wie ein Sandkasten. Es werden zwei harte Stunden Arbeit, ich komme mir vor wie ein Ackergaul. Zu allerletzt muss ich auch noch eine extrem sandige, putzsteile Düne hochkraxeln (ein Schritt voraus, drei zurück), weil ein Stück Strand unter Wasser ist. Die Aussicht oben und die fantastische Abendstimmung entlocken mir jedoch noch mal ein Lächeln. Die Füsse brennen jetzt, und ich fühle auch eine Blase formen. Aber nun bin ich endlich da, kurz nach sieben Uhr abends und nach über 30 Kilometer. Die anderen sind schon fertig mit Znacht. Gabrielle präsentiert stolz ihre neuen Schuhe, die sie sich in Whangarei kaufen musste. Ich stürze mich auf den Wasserhahn und trinke, denn auf den letzten Kilometern ging mir auch noch das Wasser aus. Zelt aufbauen, Pasta kochen und erschöpft niedersinken... Was für ein Hammer Tag.
Nikau Bay - Ocean Beach, 31 km
Tag 18
Whangārei Heads, 28.11.2024
Nach dem strengen Tag gestern schlafe ich heute aus und trinke zwei grosse Töpfe voll Kaffee, während ich meinen Blog update. Luxus! Die anderen sind alle sehr früh aufgebrochen, weil sie ein Boot über die nächste Bucht auf 13 Uhr gebucht haben. Ich verstehe nicht ganz, warum sie sich das antun. Die heutige Route, eine tolle Kretenwanderung mit sehr viel auf und ab, ist mit 5-6 Stunden Wanderzeit angegeben, und danach sind es noch 5 Kilometer bis zum Bootshafen. Warum so ein Stress? Vermutlich, weil sie danach auf der anderen Seite noch weiter wandern können bis zum nächsten Supermarkt, doch eigentlich haben wir alle immer zu viel zu futtern dabei. Viele, ich inklusive, haben sich auch in Kerikeri eine neue Gaskartusche gekauft, weil wir alle dachten, die erste fühlt sich so leer an. Wir alle schleppen sie seither nutzlos mit rum und die alten sind immer im Einsatz. Ich habe noch Essen seit Auckland mit dabei (auf welches ich keine Lust habe), und ich weiss, dass es den anderen gleich geht. Es ist nicht einfach, Mahlzeiten zu berechnen, wenn man nicht genau weiss, was es unterwegs alles gibt. Und wir haben wohl alle unseren Hunger überschätzt. Aber ich schweife ab.
Erst gegen 11 Uhr breche ich auf. Meine Etappe heute ist kurz, hat aber sehr viele Höhenmeter. Erst steige ich vom Strand steil bergauf über einen Wiesenpfad. Bei jedem Busch muss ich im Schatten pausieren, weil der Schweiss in Strömen fliesst. Naja, vielleicht war es doch nicht so doof von den anderen, schon um sechs aufzubrechen... Ich passiere eine alte Radarstation aus dem 2. Weltkrieg und komme endlich in den Wald. Hier ist es zwar auch schwül, aber schattig. Nun führt der Weg auf Stufen weiter bergauf, direkt in den Himmel. Endlich, auf knapp 500 Meter, erreiche ich den Bream Head, den höchsten Gipfel. Doch auf den Felsturm klettern wage ich nicht, zu bröselig ist das alles, und es geht senkrecht runter zum Meer. Also weiter, immer oben auf dem Kamm, nun geht's fleissig bergab, wieder bergauf und so weiter. Kein noch so kleiner Hügel wird ausgelassen. Doch dazwischen gibt's immer wieder tolle Aussicht auf den Ocean Beach und die Whangarei Bay vor mir. Etwas weiter öffnet sich der Blick sich auf die Bream Bay und ich kann den Strand sehen, an dem ich morgen und vermutlich auch übermorgen entlang wandern werde. Die endlosen, steilen Stufen haben zwar den Vorteil, dass der Weg nicht rutschig oder matschig ist, aber anstrengend ist es. Das Trinkwasser verdunstet, und natürlich gibt's kein Nachschub hier oben. Zweieinhalb Liter habe ich hochgebuckelt, nun ist noch ein halber übrig. Endlich, es ist schon Nachmittag, kommt der letzte Hügel und dann der mörderisch steile Abstieg. 450 Höhenmeter, alles auf steilsten Treppenstufen. Ich hoffe, ich kann morgen noch gehen... Unten komme ich an einer schönen Bucht mit einem kleinen Strand raus. Wie in Neuseeland üblich, hat es hier ein WC, und heute sogar mit Trinkwasser! Gerettet! Danach hechte ich ins Wasser und mache meinen ersten Schwumm im Pazifik. Bisher war das Meer immer entweder zu wild, zu weit weg oder zu flach. Hier muss ich zwar auch schön weit raus laufen, aber dann ist es eine herrliche Abkühlung. Warm ist das Wasser nämlich nicht unbedingt, und hier in der flachen Bucht vermutlich noch wärmer als im offenen Meer. Die Surfer in Ocean Beach hatten jedenfalls alle Wetsuits an.
Nach dieser herrlichen Erfrischung laufe ich noch bis zur Strasse nach Whangarei Heads und halte den Daumen raus. Es sind zwar nur 5 Kilometer, aber ich will unbedingt rechtzeitig im Café ankommen und ein richtiges Nachtessen, meine Nudeln mit Tomatenpüree hängen mir zum Hals raus. Mein Foodsack jault zwar "ISS endlich den Scheiss, den du seit Tagen rumbuckelst", aber der Bauch will etwas Richtiges, und ein Bier dazu. Das dritte Auto nimmt mich mit, ein Gitarrist mitten im Umzug, aus den Boxen tönt Mark Knopfler. Er setzt mich am Deck Café ab. Hier erhalte ich meinen Burger mit allem und Pommes, ein Bier, eine Steckdose fürs Handy und eine schöne Abendstimmung. Kurz vor Sonnenuntergang laufe ich noch die letzten Kilometer hinunter zum Bootssteg, wo mich das Wassertaxi morgen früh über die Bucht fährt. Es hat ein paar coole Felsen hier und die Sonne steht tief. Sonnenuntergang an der Ostküste, yeah! Gegenüber dröhnt die Raffinerie, an der ich morgen vorbei muss. Es ist als ob die Wegplaner des Te Araroa sich gedacht haben, "jetzt sind wir eine Woche durch traumhaft schöne Gegenden gewandert, nun müssen wir die Wanderer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holen, sonst denken die wirklich noch, sie sind in Mittelerde gelandet!" Also wandere ich morgen durch eine Ölraffinerie. Schick.
Heute Abend schlafe ich auf einem Freedom Camping Parkplatz mit ein paar Campervans. Es ist gar nicht so übel, hat eine kleine Wiese, ein Klo und Picknicktische. Ich bin die einzige Wanderin heute, schräg. Irgendwie habe ich alle abgehängt. Aber ein Tag hinter mir ist eine riesige Bubble von etwa 20 Wanderern, ziemlich sicher werden die mich irgendwann einholen. Ich geniesse also den schnarchfreien Abend.
Tag 19
Waipū Cove, 29.11.2024
Heute habe ich mir mal wieder den Wecker gestellt, da mein Wassertaxi mich um acht abholt, doch mittlerweile erwache ich von alleine kurz nach sechs oder spätestens halb sieben. Dann ist es schon richtig hell, und bald heizt die Sonne das Zelt auf. Aufs Frühstück verzichte ich, aber ein Kaffee passt immer, und endlich, endlich ist meine erste Gaskartusche leer. Um acht stehe ich aufgeregt unten am Strand, doch mein Wassertaxi kommt auf dem Landweg - Blair, der Taxifahrer, zieht sein Boot mit dem Traktor die Strasse runter. So kann ich schon an Land und trockenen Fusses einsteigen, cool! Geschickt manövriert Blair das Boot ins Wasser und los geht's. Zunächst langsam tuckernd, zeigt mir Blair die Bucht, die Berge wo ich gestern war, bestätigt, dass es hier Kiwis zu hören gibt und erzählt von den Orcas, die vorgestern in der Bucht waren, wegen der leckeren Stachelrochen. Schade habe ich das verpasst. Dann heisst es Hut festhalten, und Blair drückt auf die Tube. Ha, ein Spass ist das! Leider schnell vorbei, er setzt mich am Pier der Raffinerie ab und erklärt mir den Weg zum Foodtruck, wo es prima Arbeiterfrühstück gibt. Kurz danach sitze ich mit einem richtigen Kaffee, Hashbrowns und einem Egg and Bacon Muffin da. Für Kalorien ist gesorgt, und es schmeckt super. Ich feiere meinen 400. Kilometer, auch wenn ich nicht alles gelaufen bin. Nun muss ich am Strand um die riesige Raffinerie herumlaufen, leider durch sehr weichen Sand. Erst auf der anderen Seite wird es besser, doch hier bläst mir der Gegenwind fest ins Gesicht. Nach ein paar Kilometer kann man auf eine Piste hinter den Dünen ausweichen, doch der sandige Weg ist nicht weniger anstrengend. Gegen Mittag erreiche ich endlich Ruakaka. Ich muss einen Umweg über die Hauptstrasse laufen, da die Flut zu hoch ist für die Abkürzung, eine Flussdurchquerung am Strand. Keine schöne Strecke. Immerhin gibt es hier Läden, so dass ich frische Früchte und Avocado zum Zmittag einkaufen kann. Danach versuche ich zu stöppeln bis zum nächsten Strand, doch hier nimmt mich niemand mit, die Autos fahren viel zu schnell. Also 5 Kilometer in der Mittagshitze auf Asphalt, das ist schon ziemlich doof. Als ich endlich am nächsten Strand ankomme, glühen die Füsse und ich gönne mir ein eiskaltes Getränk im Café. Am Strand wird gefischt (da werden riesige Snapper aus dem Wasser gezogen!) und gebadet, die Hündeler sind unterwegs und auch ein paar Nudisten. Ich bin die einzige Wanderin heute, wie es scheint. Der Strand ist schön und angenehm zu gehen, die Kilometer scheinen zu fliegen. Doch dann muss ich zurück auf die Strasse und plötzlich ist jeder Schritt zäh und die Füsse lahm. Ich will noch etwa 10 km weiter auf einen grossen Campingplatz, der sicher Waschmaschinen hat, denn alles was ich trage, ist richtig eklig mittlerweile. Zunächst hält keiner an, eine Frau mit haufenweise Kinder im Auto winkt aber fröhlich. Ich befürchte schon, auch diese Strecke laufen zu müssen, da kommt das Auto mit den Kindern zurück. Die Frau ruft aus dem Fenster, ich soll einsteigen, die Kinder wollten mich mitnehmen und seien zusammengerückt. OK, nicht alle unter 18 sind kleine Monster. Dankbar steige ich ein und muss natürlich nun 10 Kilometer lange alle Fragen beantworten. Mama fährt die Kids zum Surfunterricht. Die Kids erzählen von den Walen (Pottwale oder Pilotwale, habe nicht alles verstanden), die letzte Woche hier gestrandet sind, von denen vier es leider nicht überlebt haben. Sie schwärmen für die Delfine, welche natürlich cooler sind als die Hammerhaie, weil sie diese aus dem Weg rammen, und fragen mich über den Trail aus. "Hast du denn kein Auto?" Nope. "Und wer ist die Schnellste, ist das ein Rennen?" Na, ich sicher nicht. Aber vielleicht bin ich die Effizienteste, die fast alle Strassen stöppelt? Hmmm. Sie lassen mich direkt am Campingplatz raus, und die nächsten beiden Stunden verbringe ich im Sarong vor der Steckdose, während meine Dreckwäsche wieder sauber wird. Abends laufe ich freiwillig noch etwas weiter, um ein äusserst leckeres Fish'n'chips und ein lokal gebautes Bier in einem fast schon edlen Restaurant zu geniessen. Hier herrscht schon richtig Ferienstimmung und Hochbetrieb. An einem Freitagabend ohne Reservierung muss ich an der Bar sitzen (nicht weiter schlimm, die Aussicht ist traumhaft). Neben mir sitzt eine Dame im Mini-Santa-Claus-Kleid und ich realisiere, dass auch hier so langsam die Weihnachtszeit anbricht - nur halt in Sandalen und Shorts 😂.
Reotahi Reserve - Waipu cove, 21 km (+ ca. 10 km Hitchhiking)
Tag 20
Mangawhai, 30.11.2024
Bis Mangawhai ist der Te Araroa nun ein toller Weg, zunächst über extrem steile Schafweiden, dann hoch über den Klippen, auf dem Mangawhai Cliff walk. Nur leider sind die Sandmücken heute wieder eine Plage, und es ist ausserordentlich schwül und bedeckt. Doch erst als ich den Strand hinter mir gelassen habe und schon fast beim grossen Supermarkt bin, fängt es an zu regnen. Wobei es nur ein Nieselregen ist, doch von der schottischen Art. Heisst: man denkt erst, ist ja nicht schlimm - und ehe man sichs versieht, ist man seichnass. Der Campingplatz ist ein Caravan Park, eigentlich hat es kaum Zelte, sondern vor allem Hütten und fest installierte Wohnwagen. Alles ist nass, die Wiese unter Wasser. Doch im Aufenthaltsraum findet die Weihnachtsfeier des Campingplatzes statt, und es läuft allerbeste 70/80/90er Musik. Das Dinner ist schon vorbei, doch ich darf mich noch am Dessertbuffet bedienen, während die älteren Dauergäste mit Hawaiihemd, Flipflops, Blumenkränzen und Sommerkleidern tanzen. In der Ecke blinkt ein elektronisches Weihnachtsbäumchen. Super Stimmung!
Waipu cove - Mangawhai, 22 km
Tag 21
Pakiri Beach, 1.12.2024
Heute ist wirklich sehr schnell erzählt. Nach einem gemütlichen Frühstück (es hat noch Reste vom gestrigen Fest in der Küche) laufe ich los und erreiche nach einer Stunde den Strand, an dem ich heute entlang laufe. Das Wetter ist noch etwas grau, doch so langsam kommt die Sonne raus. Der Strand ist einfach zu begehen, er ist jedoch leicht schräg. Nicht so toll für meine eine Blase, die sich genau deshalb am Ocean Beach gebildet hat. Nach ein paar Stunden beginnt sich auch am anderen Fuss eine Blase zu bilden. Nach einem kurzen Ausflug ins Landesinnere betrete ich am Nachmittag den Pakiri Beach, dem ich den restlichen Tag folge für ein Dutzend Kilometer. Die einzige Herausforderung heute sind drei kleine Flüsse, die jedoch alle bei Ebbe gut zu begehen sind. Natürlich erwische ich die Ebbe nur für einen der drei Bäche perfekt, aber keiner ist mehr als knöcheltief. Das wundert mich ein bisschen, denn in der Wander-App stehen Kommentare drin von Leuten, die behaupten es sei teilweise hüfttief gewesen bei Ebbe. Natürlich verändert sich so ein Fluss immer mal wieder, und es war sehr trocken in den letzten Tagen, aber dennoch vermute ich eher, das die Leute die Gezeiten nicht richtig nachgeschaut haben vor dem Aufbruch.
Anyway, ich erreiche den Campingplatz schon um halb fünf und geniesse endlich mal einen schönen langen Abend mit genügend Zeit zum Relaxen, Dehnen, Kochen und einfach rumhängen. Bisher sind noch keine anderen Wanderer gekommen, aber das macht nichts, ich geniesse für einmal die Ruhe, denn die Zeltwiese ist komplett leer.
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