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Via di Francesco - Franziskusweg von Florenz nach Assisi

 


 

 

Florenz, 1. Oktober 2023


Auftakt zu unseren Wanderferien gelungen! Nach einer langen Bahnfahrt nach Florenz geniessen wir einen schönen Stadtrumdgang bei herrlichem Abendlicht und 30 Grad durch Florenz und seine Sehenswürdigkeiten. 
 

 

La Verna, 2. Oktober 2023

Am nächsten Morgen machen wir noch ein Besuch im "Pantheon von Florenz", der Basilika di Santa Croce, wo die Prominenz von Florenz begraben ist: Galilei, Michelangelo, Rossini, Macchiavelli, und viele mehr. Hier startet offiziell die Via di Francesco, aber wir nehmen für den ersten Abschnitt den Zug.



 
Erstes Ziel unserer Wanderung ist das Felsenkloster La Verna, einem der Lieblingsplätze von Franz von Assisi. Verständlich, der Ort ist wunderschön auf den Felsen gelegen. Eine sehr gemütliche Bahnfahrt und Busfahrt bringt uns nach La Becchia, wo wir noch eine halbe Stunde zum Kloster La Verna hinaufsteigen. Hier starten wir auf den Franziskusweg. Wir kommen pünktlich zur Nachmittagsmesse (keine Ahnung wie man die richtig nennt) und können den Brüdern beim Singen und Prozessionieren zuschauen. Es hat noch einige andere Wanderpilger, aber im Vergleich zu Spanien bleibt es überschaubar. Wir spazieren eine Weile durch das Kloster, begutachten die Höhle, in der Franziskus es sich "gemütlich" machte und die schöne Aussicht von der Klippe. Dann pilgern wir noch bis ins Dorf Chiusi della Verna, da im Kloster alle Zimmer voll sind.
 

 
Feierabend in Chiusi della Verna 🍺
 
 

Caprese Michelangelo, 3. Oktober 2023

Wir starten mit einem tollen Frühstück in Chiusi della Verna. Das Dorf präsentiert seinen Charme im Morgenlicht, inklusive sympathische Bewohner und Dorfladen. Leider ist der Campari-Brunnen nur ein Wasserhahn, trotzdem gefällt es mir hier sehr. Aber es ist noch ein bisschen früh zum sesshaft werden, wir wandern erst mal los. Zunächst geht's gerade den Berg hoch. Immer wieder drehen wir uns um und geniessen die schöne Aussicht auf das Kloster La Verna und seine Felsen. Das hat wohl auch Franziskus gern gemacht, und auf dem Monte Foresto, wo er sich ein letztes mal umgedreht haben soll bei seiner letzten Reise nach Assisi, wurde ein Kloster errichtet. Heute ist es ein Rifugio, mit dem allernötigsten ausgestattet für eine Nacht auf dem Berg, und ein paar schöne Picknickbänke. Wir geniessen die Mittagspause, auch wenn man heutzutage La Verna von hier aus nicht mehr sieht. 
 

 
Dafür öffnet sich ein toller Blick nach Süden auf das Tibertal, wo wir die nächsten Tage wandern. Im Abstieg sehen wir Wildschweine und viele Kastanien. Ein schöner, aber langer Weg führt durch ein paar Dörfer bis nach Caprese Michelangelo. Der Name ist kein Zufall, hier wurde Michelangelo geboren. Unsere tägliche Kulturstunde verbringen wir dann auch im Museum der Burg, welches auch das Geburtshaus Michelangelos beherbergt. Unser Hotel hat eine schöne Terrasse, wo wir den Apero geniessen, ein paar andere Pilger treffen und endlich eine Katze streicheln. Das Abendessen ist ein Traum, genauso habe ich mir Genusswandern in Italien vorgestellt: ein superleckerer Antipasti Teller, und danach leckere selbstgemachte Pastateller, zum Abschluss ein Dessert. Ein Traum. 🤤


 
 

Sansepolcro, 4. Oktober 2023

Heute haben wir eine ziemlich lange Etappe vor uns, über 26 km. Frühmorgens ist die Temperatur angenehm, und wir wandern gemütlich durch die Felder und über die Hügel. Gegen Mittag erreichen wir einen Stausee, und nun wird der Weg leider etwas mühsam: entlang von Strassen und harten Schotterpisten geht's ins Tibertal. Die Hitze drückt, es ist hier fast 30 Grad. Glücklicherweise finden wir eine schattige Alternative entlang des Tiber, doch die letzten Stunden ziehen sich zäh wie Kaugummi, die Füsse schmerzen, und wir träumen von einem Glacé oder kühlen Getränken. 
 

 
 
Leider kommen wir heute an keiner Bar vorbei. Zum Schluss geht's auch noch der stark befahrenen Schnellstrasse entlang, die Laune ist im Keller. Ein Tankstellencafé rettet uns mit eiskalter Cola und etwas Süssem, die letzten Kilometer schaffen wir jetzt auch noch. Endlich stehen wir in Sansepolcro, einer hübschen kleinen Stadt. Die Dusche tut gut und der leckere Aperitif auf der Piazza erst recht. Zum Abendessen gibt's leckere vegetarische Polpette und ein knackiger Salat. Mjam! Wir geniessen das dolce vita, zumindest nach dem wandern 🤪.
 
 

 

 

Città di Castello, 6. Oktober 2023

Heute brechen wir noch früher auf als bisher, denn die Etappen werden immer länger und am Morgen ist die Luft noch schön kühl. Aber erst mal ein leckeres Frühstück in der Happy Bar an der Piazza del Duomo. Dann steigen wir schon bald die Hügel hoch in den Wald. Gleich hinter der Stadt sehen wir viele schwarz-weisse Stacheln auf dem Weg, gross wie Stricknadeln und sehr spitzig, aua! Es hat hier Stachelschweine, aber leider sehen wir keine, nur ihre hinterlassenen Stacheln. Der Waldweg ist wunderbar still (bis einer mit der Kettensäge anfängt zu lärmen 😤), führt einem mystischen Bächlein mit viel Moos und durch quietschgrünen Laubwald entlang. An einem zauberhaften Wasserfall mit Fröschen machen wir kurz Pause. Nun ist es nicht mehr weit zum Sasso Spicco und dem Waldkloster Montecasale, wo wir Mittagspause machen. Hier treffen wir wieder andere Pilger, der Künstler der Franziskusstatue auf der Mauer ist auch da und putzt gerade sein Werk. 
 

 
Das Kloster ist sehr urchig, auch wenn die Franziskaner heute mit dem Auto hochfahren 😉. Wir wandern weiter in die Berge über einen kleinen Pass auf wunderschönen alten Wegen. Hinter dem Pass ist leider bald fertig mit Waldweg und es geht stundenlang auf einer staubigen Schotterpiste, durch teilweise abgeholzten Forst, dem Berg entlang. Irgendwo röhren ein paar Idioten mit ihren Dirtbikes durch das Tal, der Lärm, zusammen mit den Kettensägen und dem harten Belag nervt mich gewaltig. Keine Bar oder irgendwas, was den langen Wandertag verkürzt. Nix mit dolce vita, nix mit meditativem Waldbaden. Die Füsse tun mir weh und es gibt nicht mal irgendwo ein Bänkli. Ich bin im Jammertal. Endlich geht es bergab und wir haben eine schöne Aussicht auf das Tibertal, der Weg wird auch noch mal schöner. Die letzten Höhenmeter sind steil, und im Dorf Lama haben wir beide die Nase voll. Nochmals 10 km durch die Ebene tschalpen, nein danke. Leider fährt heute kein Bus mehr hier, aber immerhin finden wir Netz und Google behauptet, dass von der Schnellstrasse in 1.5 km angeblich ein Bus fährt. Das schaffen wir noch. Dort stehen wir am Strassenrand an einer zweifelhaften Bushaltestelle mit einem schwer zu deutenden Fahrplan, aber es kommt tatsächlich ein Bus und nimmt uns sogar ohne Billet mit, denn eine Verkaufsstelle konnten wir nicht mehr auftreiben. So nett! In Citta di Castello kommen wir pünktlich zum Sonnenuntergang und Aperitif-Stunde an, und La vita ist wieder dolce. 🤣. Wir haben beschlossen, dass wir einen Pausentag benötigen, und uns für 2 Nächte in einer Ferienwohnung eingebucht. Ziel für den Ruhetag: unter 5000 Schritte (was wir natürlich nicht schaffen, aber fast ...). Wir schlafen aus (also ich ☺️), waschen Wäsche und trinken zum Mittagessen Prosecco. Danach schlurfen wir durch das hübsche Städtchen, beschliessen, die nächsten 2 Etappen (wieder täglich 30 km) zu überspringen und mit dem Bus nach Gubbio zu fahren. Abends essen wir super lecker in einer kleinen Trattoria, wo sich kaum Touristen verirren.
 

 

Gubbio, 7. Oktober 2023

In Gubbio beziehen wir für 2 Tage eine Ferienwohnung. Erstens ist das Städtchen wunderschön und zweitens haben wir jetzt keine Eile mehr. Weniger Strassenpilgern, mehr Dolce vita. Hinter Gubbio gibt's auch viele schöne Wanderungen in den Bergen. Die Altstadt von Gubbio ist sehr homogen und historisch, sie klebt am Berg und erinnert ein bisschen an die weisse Stadt Gondor aus Herr der Ringe. Netterweise hat man zwei Fahrstühle eingebaut, so dass man ohne viele Treppen hinauf zum Dom kommt. Die Aussicht auf die alten Dächer und das Tal ist fast kitschig. Abends schlendern wir gemütlich durch die Gassen der Stadt, bis wir uns an einer netten Piazza zum Aperitif niederlassen. Fürs Abendessen müssen wir allerdings eine Weile suchen, denn es ist alles reserviert am Samstagabend. Endlich finden wir ein etwas teureres aber schickes Restaurant. Hier wird jedes Menü vergoldet, im wahrsten Sinne: eine Spur von 18k Goldglitter überzieht unsere Gnocchis und Ravioli. WTF? 😳. Aber es schmeckt lecker und offenbar ist das auch gut verdaulich 😉. Zum Nachtisch gönnen wir uns noch einen Bud-Spencer Schnaps und Kaffee, bevor wir zurück in unsere Ferienwohnung torkeln. 
 

 

Monte d'Ansciano, 8. Oktober 2023

 Heute wollen wir einfach mal wieder auf einem schönen Wanderweg durch Wald und Berge laufen. Leider führt der Franziskusweg meistens über Feldwege und Strassen, statt durch die Berge 😳😢. Wir starten in der Altstadt, wo wir auch ein paar Pilger wieder treffen, die wir bereits in La Verna und Caprese Michelangelo gesehen haben. Schön, wenn alle ganz andere Erfahrungen machen, und man sich dann wieder austauschen kann. Hinter der Stadtmauer finden wir einen schönen Wanderweg entlang eines alten Viadukt in eine Schlucht, sehr malerisch. Der Weg führt dann in die Berge hinter Gubbio, wo wir stundenlang fast ganz alleine wandern, bis wir oben an eine Trattoria kommen, wo plötzlich wieder Völkerwanderung ist. Klar, da hat's eine Strasse mit Parkplatz. Kaum ein paar Meter weiter auf dem Wanderweg ist wieder Einsamkeit. Auf dem Gipfel des Monte d'Ansciano geniessen wir eine herrliche Aussicht auf Gubbio und auf die Hügel in Richtung Assisi, wo wir die nächsten Tage wandern werden. Im Abstieg besuchen wir noch das einsame Kloster Eremo di San Girolamo. Dann führt uns unser Rundweg zurück nach Gubbio, unter dem abenteuerlichen "Stehlift" hindurch in die Altstadt. Ein leckeres Glacé und ein gemütlicher Abend mit selbstgemachtem Risotto runden den Tag ab. 
 


 
 

Il beccafico, 9. Oktober 2023

 
Heute ist wieder pilgern angesagt. Zunächst geht's mal wieder geradeaus auf Nebenstrassen durch die Ebene. Eine ältere Italienerin will uns unbedingt zum Kaffee einladen, uns noch Kirchen empfehlen und Andenken mitgeben. Wir können uns nach einer Weile loseisen. Ich hoffe mal wieder vergebens auf Wanderwege, der Pilger wird hier einfach gnadenlos über Asphalt geschickt, das höchste der Gefühle ist ein Kilometer Schotterpiste im Wald. Es ist auch heiss heute, weil unsere Etappe kurz ist, sind wir spät aufgebrochen und leiden in der Mittagszeit in der Hitze beim Bergauflaufen. Endlich erreichen wir die Anhöhe, und nun ist es plötzlich herrlich: Aussicht, Ruhe, Natur, Grillen zirpen... und wir erreichen unsere Destination schon um 15 Uhr, haben also eine richtig lange Siesta. Heute sind wir auf einem Agristurismo mit Alpakas, also mit extra Jööh Faktor. Abends bestellt uns die Besitzerin eine hiesige Spezialität: Torta al testo. Sehr lecker!
 

 
 
 
 

Valfabbrica, 10. Oktober 2023

 
 
Wir geniessen einen spektakulären Sonnenaufgang von unserem Agristurismo aus, bevor wir loswandern. Es hat sogar ein bisschen Nebelmeer. Einer der Vorteile, wenn man im Oktober unterwegs ist, ich kriege das auch mal mit, weil die Sonne erst um 7:30 aufgeht. Heute präsentiert sich der Franziskusweg wie ein richtiger Wanderweg, es hat viele weiche Waldwege dabei, hügelt kräftig und erst am Ende des Tages müssen wir noch 8 km auf Asphalt laufen. Wir wandern durch schöne Herbstwälder, an Klöstern und Castellos vorbei, durch kleine Weiler und einsame Höfe. Unterwegs treffen wir auch einige andere Pilger wieder, man merkt, dass es nicht mehr weit ist bis Assisi, und hier nehmen alle denselben Weg. Kurz vor Feierabend rettet Sven noch eine kleine Schlange von der Strasse, die es sich dort gerade für ein Verdauungsnickerchen gemütlich gemacht hat. Ich schaue sicherheitshalber aus 10 Meter Entfernung zu, man kann nie wissen. Ich meine, sie ist immerhin 15 Zentimeter lang und hat soeben eine Eidechse verschlungen. Oder ein kleiner Pilger, vielleicht. Endlich, nach einer langen Etappe, erreichen wir Valfabricca, ein hübsches Dorf. Zum Glück gibt's hier immer eine Bar auf der Piazza. Unsere Unterkunft heute ist einfach, aber hat einen Balkon direkt vor dem WC. Das ist mal was Neues. Zum Abendessen gibt's ein leckeres Pilgermenü.  



 
 

Assisi, 11. Oktober 2023


Heute ist es nur noch eine halbe Tageswanderung bis Assisi. Wir verlassen Valfabricca, geniessen noch einen letzten Blick aufs Nebelmeer und tauchen dann in einen schönen Bergwald ein. Ein schöner, aber steiler Wanderweg führt uns durch den herbstlichen Eichenwald. Oben kommen wir aus den Bäumen und sehen am Horizont bereits die Skyline von Assisi. Hurra! Zuerst müssen wir aber noch ein paar Stunden bergab laufen, und natürlich am Schluss wieder hoch, denn Assisi liegt auf dem Hügel. Dafür können wir sehen, wie die riesige Basilika immer näher kommt und sind bis am Schluss in der Natur. Endlich angekommen! Wir besuchen gleich zuerst die Unter- und Oberkirche der Franziskusbasilika und natürlich das Grab in der Krypta, wie es sich für Pilger gehört. Danach treffen wir auf altbekannte Pilgergesichter, Maike und Helmut, mit denen wir uns gleich verquasseln. Endlich kommen wir in unserer Ferienwohnung an und machen erst mal Siesta. Abends spazieren wir zur Piazza Santa Clara, wo wir den Aperitif und den Sonnenuntergang geniessen. Wir beschliessen gleich, dass wir das jetzt jeden Abend so machen, bis wir heimfahren, so schön ist es hier.
 

 
 
 
 

Assisi, 12. Oktober 2023

 
Heute machen wir Sightseeing. In Assisi bedeutet das natürlich vor allem Kirchen, aber wir lockern es auf mit einem Besuch auf der Burg Rocca Maggiore und dem unterirdischen Forum Romanum (wenn wir es schon nicht nach Rom schaffen...). Die römischen Urnen in Penisform oder mit den Verstorbenen bei Gelagen sind lustig und nicht ganz so heilig wie die restliche Stadt. Abends geniessen wir wieder Aperitif-Stunde mit Maike und Helmut auf der Piazza Santa Clara, danach eine leckere umbrische Mahlzeit im Restaurant. 
 

 
 

 

Monte Rufino, 13. Oktober 2023

An unserem letzten Ferientag gehen wir noch mal wandern. Wir steigen auf den Monte Rufino und geniessen die herrliche Rundsicht auf das Tal und die umbrischen Berge. Im Abstieg besuchen wir das Waldkloster Carceri mit seinen Eremitenhöhlen. Abends dann natürlich entspannt zum Aperitif auf die Piazza und dann kochen wir noch mal lecker in unserer Ferienwohnung. Am Samstagmorgen fahren wir mit Bus und Bahn nachhause. 
 

 

 

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