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Whisky Trail, part 2: Hebridean Way

 


 

11. September 2022. Zwei Stunden rumple ich im total überfüllten Zug nach Mallaig. Dies ist die berühmte "Hogwarts Express" Bahnstrecke, und wer kein Stutz hat für den teureren, "echten" Harry Potter -Dampflokomotiven-Zug, der fährt halt mit dem piefigen Muggel-Dieselzug. Am Bahnhof in Mallaig sehe ich dann zumindest das rote Ungeheuer noch, bevor es schnaufend und fauchend aus dem Bahnhof rollt. Die Wartezeit auf die Fähre verbringe ich am Hafen und geniesse das Meer und die Inselwelt vor mir.


 


Puh, angekommen! Die anfangs sehr gemütliche Überfahrt wurde mit zunehmend schlechterem Wetter immer mehr zur Achterbahn. Ich habe daher nur eine handvoll Fotos von ganz am Anfang, und dann die regenreiche Einfahrt in den Hafen von Lochboisdale. Jetzt sitze ich zum Glück im Hotel im Trockenen!
 


 
 



12. September 2022. Meine erste Hotelnacht seit Glasgow! Ich schlafe wie ein Stein. Als mein Wecker klingelt, geht gerade die Sonne auf und lässt die Bucht von Lochboisdale golden aufleuchten. 


 

Mein Frühstück kommt mit dem hier typischen Blackpudding, eine Art Blutwurst - etwas, was mir zu Hause definitiv nicht auf den Teller käme, schon gar nicht vor dem ersten Kaffee. Aber hier schmeckt es ganz gut. Dann muss ich aber gleich losrennen, denn der Insel-Minibus, der mich auf die andere Seite von South Uist zum Wanderweg bringt, fährt nicht sehr oft. In Daliburgh kaufe ich mir noch ein Picknick im Co-op (wie sich bald rausstellt, dem einzigen Laden der Insel) und dann wandere ich nach Norden. Der Hebridean Way verbindet 10 Inseln der äusseren Hebriden, es gibt eine Wander- sowie eine Fahrradroute, und ich folge diesem Weg für etwa eine Woche. 


 


Schon bald komme ich an einer von zahlreichen archäologischen Stätten vorbei, ein paar Rundhäusern aus der Bronzezeit, wo auch Moormumien gefunden wurden (also Tote, die mit Absicht im Moor mumifiziert und dann unter den Rundhäusern begraben wurden). Die Hinweistafeln sind sowohl spannend als auch ein bisschen verstörend. So scheint man in einem der Rundhäuser vor allem Hundekot aufbewahrt zu haben. Wieso? 😳 Anyway, auf diesen scheinbar gottverlassenen, windumtosten Inseln am Rand der Welt leben Menschen seit über 5000 Jahren. 


 

Die Westküste ist nämlich flach und fruchtbar, daher mäandert der Wanderweg auch durch zahlreiche Felder, bevor ich endlich am Strand stehe. Der Wanderweg führt bald in die Dünen, dahinter tost der Atlantik. Der Wind bläst mich fast weg. Aber ich bin total happy. Keine Midges! Und am Strand auch sicher keine Zecken. Daher lasse ich den Dünenweg rechts liegen und wandere die nächsten paar Kilometer am Strand, zur Linken der wilde Atlantik und zahlreiche Vögel. 


 




Das Wetter ist herrlich schottisch: die Sonne scheint und im Hintergrund rasen schwarze Regenwolken heran, vom Wind gepeitscht. Das Licht ist unbeschreiblich schön, so etwas habe ich bisher wirklich nur in Schottland erlebt. Es bedeutet natürlich auch, dass ich alle halbe Stunde kurz und heftig "gegossen" werde, bevor die Regenwolke vorbeizieht und Richtung Festland düst. Dann kommt wieder die Sonne und der Wind trocknet alles in Minuten. Repeat. Ich verlasse den Strand und wandere durch die Felder. Die Ernte ist in vollem Gang, überall wird das Getreide gemäht. Am Nachmittag holt mich endlich ein röchelnder Traktor ein, der seit einer Viertelstunde hinter mir hertuckert. Der Fahrer heisst John und sieht aus wie Hagrid. Er fragt mich aus, und ich ihn, und ehe ich mich versehe, quasseln wir eine Stunde mitten im Feld, mehrere Regengüsse ziehen vorbei, während er sagt, das Wetter sei aber schön heute 🤣. John erzählt mir einiges über das Crofting, die hier verbreitete Form der Landwirtschaft, eine Art Pächter-System. Ausserdem weiss er viel über die Vögel der Inseln und erklärt mir, wie die Bauern hier mähen, um die Nester der seltenen Vögel wie der Corncrake zu schützen. Ich erzähle ihm dafür vom Appenzell und der Alpwirtschaft. Erst als ich fast angefroren bin vom eisigen Wind und John feststellt, dass er noch mehrere Felder abernten muss vor Sonnenuntergang, trennen sich unsere Wege. Aber ich darf ein Foto von ihm machen, mit seinem herrlich verrosteten, 100x geflickten, tschechischen Traktor, seinem ganzen Stolz. 


 







Bald darauf erreiche ich das Hostel in Howmore, bei dem ich ursprünglich zelten wollte. Doch der Wind bläst immer noch gnadenlos, und im Hostel brennt ein gemütliches Torffeuer. Keine Frage, ich schlafe drinnen. Das Hostel ist voller lustiger Leute, zwei englische Radler, zwei ältere Schotten und zwei Londoner indischer Abstammung. Es wird ein herrlicher Abend vor dem gemütlichen Bullerofen. Ich lerne ein bisschen gälisch von den Schotten, hauptsächlich, dass die Serie "Outlander" einen Kapitalfehler begangen hat, denn ein Sassenach ist ein männlicher Engländer. Eine Frau wäre eine Sassenich. Und das ist einfach nur gälisch für "Sächsin". Haha. 🤣 Anyway, mein Glengoyne Whisky ist fast leer. Time for bed! Lochboisdale - Howmore, 21 km


 
 

 


 

13. September 2022. Mein Frühstück besteht zwar nur aus langweiligem Porridge und einem Apfel (meine Güte, so gesund 😂), aber das Hostel offeriert Kaffee und Tee, und ich koste jede Minute aus, bevor es wieder nach draussen in den eisigen Wind geht. Heute ist der Himmel fast durchgehend grau, und es fühlt sich deutlich kälter an als gestern. Der Weg führt zunächst durch Felder und an Höfen vorbei, ein paar hübsche Schafe und Pferde posieren freundlich für ein Foto und sogar ein Kätzchen lässt sich streicheln. 


 


Danach führt der Wanderweg ein paar Stunden durchs Moor. Der Weg federt herrlich, der Heather blüht in allen Farben. Leider ist diese Seite der Insel mehrheitlich ein Sumpf, was bedeutet, dass es eben auch regelmässig sehr schlammig ist. Zwar sind die schlimmsten Pfützen mit Planken überbrückt, doch diese sind oft morsch oder ein, zwei Meter zu kurz. Im Weitsprung war ich eine Niete, wie so ziemlich in jeder Sportart. Mit schwerem Rucksack und ohne Anlauf lande ich daher selten auf trockenem Weg. Daher bin ich nicht total unglücklich, als der Weg nach einer Stunde wieder zurück zur Strasse führt. Den nächsten Schlenker durchs Moor lasse ich aus und laufe auf der Hauptstrasse weiter, denn es hat nur wenig Verkehr auf den Inseln. 



 



Der restliche Tag zieht sich dahin wie Kaugummi, und bald schmerzen meine Füsse vom Asphalt. Endlich erreiche ich den Causeway (Damm) zur nächsten Insel. "Otters crossing!", warnt ein Schild. Leider ist gerade keiner unterwegs, und auch auf dem langen Damm über die Gezeitenbucht sehe ich keine. Wäre ja auch zu schön gewesen. Endlich, die Beine schon fast in den Bauch gelaufen, erreiche ich das andere Ende und eine Weile später ein Hotel. Es wird immer kälter und windiger, der Himmel ist jetzt dunkelgrau. Heute würde ich gerne drinnen schlafen, doch leider ist alles ausgebucht, und Abendessen gibt's auch nur noch einen Tisch um halb sechs. Also schnell auf den Campingplatz nebenan, Zelt aufgestellt und nichts wie zurück ins Hotelrestaurant. Dort geniesse ich ein extrem leckeres Abendessen, bestehend aus Jakobsmuscheln auf Blackpudding, danach Tagliatelle mit frischen Pilzen, und zum Schluss einen leckeren Schokokuchen. Gut, kann ich den grössten Teil des Abends drinnen verbringen, denn draussen regnet und stürmt es. Howmore - Lionacleit, 22 km








14. September 2022. Diese Nacht wird vermutlich die schlimmste Campingnacht dieser Ferien und überhaupt seit langem. Die ganze Nacht regnet und windet es kräftig, und mein Zelt flattert und knattert bis in die frühen Morgenstunden, als der Wind endlich nachlässt und sogar kurz die Sonne rauskommt. Ich bin völlig gerädert, fühle mich auch sonst irgendwie fiebrig und kränklich. Aber ich raffe mich dann doch noch auf, packe und laufe los. Schliesslich gibt's eine neue Insel zu entdecken, Benbecula. Die ersten paar Kilometer geht's immer am Strand entlang, wunderbar zu gehen. Entweder es hat einen schönen Weg in den Dünen oder ich laufe direkt auf dem kompakten Sand. Es regnet natürlich wieder alle halbe Stunde einmal kräftig. Otter sehe ich leider keine, aber jede Menge Vögel, eine Robbe sowie ein Typ mit einem komischen Gerät, eine Art Periskop mit Tastatur auf Stativ. Er rennt damit am Strand entlang, hält alle paar Meter anhält, um durchzugucken und etwas zu tippen. Auf meine Nachfrage, was er da tut, erklärt er mir, er vermesse den Strand. Da er eine offiziell aussehende Leuchtweste mit einem Logo irgend eines Amtes für Umwelt trägt, glaube ich ihm. Ein schöner Job, aber wieso er dabei rennen muss, habe ich nicht erfahren 😉. 


 








Nach einigen Stunden am Strand ist der restliche Wandertag leider wieder alles Strasse. Der offizielle Weg führt wieder durchs Moor, doch ich muss einkaufen, damit ich nicht verhungere, und daher durch die etwas deprimierenden Ortschaften laufen. Die Strasse führt am Flughafen vorbei und es zieht sich endlos, meine Beine tun weh vom vielen Asphalt gehen. Daher google ich Busfahrpläne, und tatsächlich muss ich nur noch einen halben Kilometer gehen bis zu einer Haltestelle, und nur eine halbe Stunde warten. Die Haltestelle ist nicht markiert, doch ich bin ziemlich sicher, dass ich am richtigen Ort stehe. Daher bin ich dann auch ziemlich fassungslos, als der Bus ohne abzubremsen an mir vorbeirauscht, obwohl ich winke und der Fahrer mich gesehen hat. Nein! Ich bin durchgefroren, völlig übermüdet und könnte heulen. Den Tränen nahe laufe ich weiter. Doch keine 5 Minuten später kommt noch ein Bus, und obwohl ich mittlerweile weit weg von der Haltestelle bin, fuchtle ich wie wild, und der Busfahrer hält grinsend. Ich könnte ihn küssen. Es ist ein Schulbus voller Teenager, die genauso kaputt und lustlos aussehen wie ich. Der Bus fährt mich über zwei endlos lange Causeways über die Insel Grimsay und weiter nach North Uist. Dort lässt mich der Fahrer am Moorcroft Campingplatz raus. Und ich habe gleich nochmals Glück: der windumtoste Camping direkt an der Gezeitenbucht hat auch ein Bunkhouse mit kleinen Zimmern, und es ist noch eines übrig, für mich ganz alleine. Ein Traum! Ich drehe die Heizung hoch und lege mich erst mal zwei Stunden hin. Danach eine heisse Dusche, eine warme Mahlzeit und haufenweise Tee, und es geht mir bedeutend besser. Das Bunkhouse hat eine gemütliche Stube, nette Mitbewohner und eine fantastische Aussicht. Abends kommt endlich die Sonne raus und zaubert eine magische Stimmung über der Bucht. Dieses Licht ist unbeschreiblich und ich glaube das gibt es nur in Schottland oder vielleicht noch Island. Kaum ist die Sonne untergegangen, haue ich mich gleich wieder hin und schlafe kuschelig und warm ganze 12 Stunden lang. Lionacleit - Moorcroft Campsite, 17 km

 


 

 




15. September 2022. Da ich vermutlich nicht so schnell wieder so ein schönes Nest finden werde, geniesse ich jede Minute bis zum Check-out, bewundere die goldene Morgenstimmung über der nun gefluteten Bucht, trinke Kaffee und plane die nächsten Wanderetappen. Die heutige Etappe führt nach Lochmaddy, wovon etwa die Hälfte ein schöner Wanderweg durchs Moor ist, dann wieder 12 km der Strasse entlang. Ich beschliesse sofort, dass ich da wieder den Bus nehme, meinen Füssen zuliebe. Busfahrpläne gecheckt, alles passt. In Lochmaddy gibt es zwar nur teure Hotels, dafür die Möglichkeit, entweder gleich abends mit der Fähre nach Skye übersetzen, oder mit dem Bus weiter zu fahren auf die nächste Insel, wo man wieder gut zelten und wandern kann. Gut gelaunt wandere ich los, direkt ins Moor und den unvermeidlichen Sumpf. 


 


 

 


 






Heute scheint aber die Sonne und ich bin gut drauf, zumindest bis zum ersten Ausrutscher. Da lande ich dann praktisch kopfvoran im Matsch, denn mein schwerer Rucksack hat bei Stürzen eine mächtige Eigendynamik und macht aus einem leichten Stolperer einen gänzlich uneleganten Purzelbaum. Jetzt schon weniger gut gelaunt, stelle ich bei der nächsten Pause fest, dass meine Beine und Rucksack wieder voller Zecken sind. Nicht schon wieder! Die Sauviecher sind überall, und sie sind winzig klein, man sieht sie kaum. Der psychologische Effekt ist allerdings riesig, es juckt mich überall. Ich kann die schöne Landschaft, die vielen Seen und Buchten gar nicht mehr richtig geniessen. Endlich erreiche ich die Strasse, in einer Viertelstunde fährt der Bus. Während ich warte, recherchiere ich noch das Wetter - es sieht nicht gut aus, die Temperaturen sinken weiter. Die Hotels und B&Bs in Lochmaddy sind alle ausgebucht. Daher beschliesse ich, direkt noch heute die Fähre nach Skye zu nehmen, dort gibt es einen Zeltplatz, und ich wollte eh die letzten Tage noch auf Skye wandern. Doch der Bus lässt auf sich warten. In der Annahme, dass es derselbe Schulbus ist wie gestern, der ebenfalls leicht verspätet kam, übe ich mich in Geduld. Doch nach einer Viertelstunde werde ich ungeduldig und fange an zu stöppeln. Ich hätte gedacht, auf einer einsamen Insel geht das ruckzuck, da jeder jeden mitnimmt, doch es hat ja kaum Verkehr. Die meisten sind Campervans, und von denen hält keiner an. Endlich, nach einer halben Stunde, hält ein Auto an und nimmt mich mit. Die fröhliche Lorna kommt aus Glasgow, macht auch Ferien hier und wir quasseln munter drauflos. Doch leider legt die Fähre ohne mich ab, denn obwohl Lorna sich alle Mühe gibt, und wir das riesige Schiff schon von weitem sehen, setzt es sich gerade in Bewegung, als sie in den Fährhafen einbiegt. Tja. Mist. Im Hafen treffe ich einen Velofahrer aus dem Hostel von Howmore wieder. Er hat das Radeln aufgegeben (vollstes Verständnis bei dem Wind!) und reist jetzt per Anhalter. Er erklärt mir auch, dass die Busse hier hoch nur nach Bedarf fahren, also eine Art Rufbus, und man die Fahrpläne vergessen kann. Wie man den Rufbus ruft, ist ihm auch nicht klar. Haha 😕. Zum Glück habe ich keine fixen Pläne, aber es ist bereits Abend und schon wieder eisig. Ich trinke ein Bier in der öffentlichen Bar des Hotels und frage nach einem Zeltplatz. Ich könne auf dem Fussballplatz zelten, das machen hier alle, und abends hier essen, meint der junge Bartender. Und so mache ich das dann auch. Der Fussballplatz ist friedlich, flach und ziemlich windgeschützt, allerdings wimmelt es auch hier von Zecken. Ich verbringe den Abend bei leckerem Essen und Trinken in der Hotelbar und hoffe, die Zecken verziehen sich bei gefühlten 4 Grad in irgendwelche Höhlen. Carinish - Lochmaddy, 14 km

 





16. September 2022. Obwohl die Nacht wieder windig und regnerisch ist, schlafe ich erstaunlich gut hinter den Goalpfosten von Lochmaddy United. Mit etwas Geschick schaffe ich es sogar, zwischen zwei Regenschauern das Zelt relativ trocken einzupacken. Bald sitze ich in der Bar des Lochmaddy Hotels bei einem deftigen Vegi -Frühstück (nur die Sojawürstchen sind genauso geschmacklos wie die normalen hiesigen Würstchen). 


 

Kurz vor Mittag fährt die nächste Fähre. Ich habe beschlossen, dass jetzt genug ist mit windumtosten Inseln und zeckenverseuchten Wanderwegen, und ausserdem fürchte ich, bei der Kälte noch ernsthaft krank zu werden. Ich fahre zurück in Richtung Festland mit Zwischenstopp auf der Insel Skye. Auf der Überfahrt geniesse ich eine fantastische Stimmung, typisches Schottlandwetter. Regenbogen, Sonne und heftiger Regen wechseln sich ab. 

 


 


 

In Uig, dem winzigen Fährhafen im Norden von Skye, stelle ich mein Zelt auf dem von Kaninchen beherrschten Zeltplatz auf.

 



Danach wandere zu einer lokalen Sehenswürdigkeit, die mal ein Geheimtip war - der Fairy Glen. Doch die Zeit ist lang vorbei. Auf den 5 km dorthin werde ich mehrfach fast überfahren von Kleinbussen und unfähigen Autofahrern, die kein Gefühl für ihre grosskotzigen Mietwagen und Fahren auf sehr schmalen Strassen haben. Natürlich läuft auch niemand zu Fuss dorthin, und ich bin ziemlich genervt, als ich endlich dort ankomme. Immerhin zaubert ein weiterer Regenguss einen wunderschönen Regenbogen über das Tal der Feen. Und das Fairy Glen ist bei dem zauberhaften Licht nach einem Regenguss natürlich sehr hübsch. 


 

 










Dennoch wird es meine letzte Wanderung in diesen Ferien - meine Nase läuft, ich huste, fiebere und mir ist einfach nur noch kalt. Ausserdem hat es hier auch wieder Midges. Schottland vergrault einem das Wandern schon ordentlich, egal wie schön es ist. Ich buche daher eine Rückfahrt nach Glasgow für den nächsten Tag sowie ein Hotel in der Stadt für die restlichen Ferientage. Und dann geniesse ich den letzten Abend in den Highlands wie üblich hier: drinnen im trockenen, mückenfreien Pub bei einem leckeren Bier und einem einheimischen Gin.

Lochmaddy-The Minch (Calmac Ferry) - Fairy Glen - Uig camping.

 


 


 

17. September 2022, Inverness. Non... Rien de rien... Non... Je ne regrette rien... Als ich am Morgen in den Bus steige, nieselt es leicht, doch es dauert nicht lange, bis dass der Regen heftig an die Busfenster klatscht. Während der Citylink Bus über Skye rauscht, kann ich auf der Karte verfolgen, auf welch nassen, nebligen Bergen ich eigentlich noch eine Woche wandern wollte. Ich bin doppelt froh, habe ich mich dagegen entschieden, als ich sehe, wir sich die wenigen Bäume im Sturmwind beugen. Ich verlasse Skye auf der berühmten Brücke über die Meerenge von Kyleakin und steige in den Zug nach Inverness. Die herrliche Zugfahrt entlang der wilden Westküste von Schottland verschwindet im Regenschleier. Mit meiner Gesundheit geht's bergab, ich schnoddere mich acht Stunden lang durch zwei weitere Züge bis nach Glasgow, wo ich für die nächsten paar Tage ein Hotel gebucht habe. Hier will ich mich erholen und noch ein bisschen Kultur geniessen, bevor ich die lange Heimreise antrete. 


 

 





21. September, Glasgow. Ah, Zivilisation! Den ersten Tag verbringe ich fast ausschliesslich im Bett, kuriere meine Erkältung und geniesse das Hotelzimmer in vollen Zügen. Erst gegen Nachmittag mache ich einen kurzen Spaziergang durch die Innenstadt. Ich habe mir einen Stadtrundgang der vielen Wandmalereien herunterladen, muss jedoch schon bald aufgeben, zu müde und schwach und lustlos bin ich heute. Am Montag schaue ich die Beerdigung der Queen am Fernseher, bevor ich einen Spaziergang zur Kathedrale und Nekropolis von Glasgow mache, einem viktorianschen Friedhof, den man sich definitiv nur bei Tageslicht ansehen will. Am Dienstag steht der Kelvingrove Park und das entsprechende Museum auf dem Programm, am Mittwoch der River Clyde und das Transport Museum. Abends lasse ich mir nationale und internationale Küche schmecken und schlafe viel. Morgen geht es nachhause.  
 

 














22. September. Well 💩... Der Heimweg verläuft leider nicht so erfolgreich wie die Anreise. Obwohl der West Coast Express um halb sieben pünktlich aus Glasgow abfährt, stehen wir eine Stunde später irgendwo im Lauch im Süden Schottlands. Nach einer gefühlten Ewigkeit dann die Durchsage: die Oberleitung ist futsch, es fahren keine Züge nach Süden mehr heute. Zumindest nicht auf dieser Linie. Wir rollen zurück nach Glasgow, wo ich zwei Stunden später verzweifelt wieder am Ausgangspunkt stehe. Was nun? Meinen Anschluss in London erwische ich nicht mehr, die Reservation für Eurostar und TGV kann ich kübeln. Die Bahngesellschaft empfiehlt, im sportlichen Jogging den Bahnhof zu wechseln, von Glasgow Queen Street nach Edinburgh zu fahren und dort in einem Schnellzug nach Süden zu steigen. Gut, das mache ich dann auch. Um 10 Uhr sitze ich im East Coast Express nach London und recherchiere Optionen. Der Eurostar ist total ausgebucht für alle weiteren Züge heute. Mein Interrail gilt nur noch heute. Die Fähre von Dover nach Calais kann ich ohne eigenes Fahrzeug nicht buchen. Flixbus braucht von London bis Züri fast 24 Stunden. Seufz. Ihr ahnt schon worauf es hinauslauft. Ich sitze ja in Luton, wie ihr seht. Es wird halt doch wieder der Flieger. Schon tragisch dass die Alternativen bei einem Zugausfall hier dermassen 💩 💩💩 oder 💰💰💰 sind. 😕😭
 

 

 





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