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Mit dem Zorro durchs Hinterland von Catalunya


15.-27.02.2021, ca. 550 km




Heute startet ein neues Abenteuer! Willkommen zur Wine & Whisky-Tour 2022. Keine Bange, das wird weder Botellon noch Degustationsreise - aber ich bin sowohl Wein wie auch Whisky nicht abgeneigt und reise daher direkt an die Quelle. Ein alter Freund begleitet mich - frisch überholt, Kette geschmiert und an meine Gemütlichkeit angepasst. Darf ich vorstellen: der Zorro!




Svens altes Bike fristete ein etwas trauriges Dasein in unserem Keller, seit er sich eine flitzige neue Liebe angelacht hat, ein hippes Gravelbike namens Mononoke III. Ich hab also das alte Mono umgebaut und umbenannt, und der Zorro und ich sind jetzt bereit für neue Abenteuer. Er hat sogar einen schicken neuen Namens-Aufkleber gekriegt, danke an Sven für sein Knowhow an einem weinseligen Abend mit komplizierten Linux-Grafikprogrammen, freesvg.org und lustigen Google Fonts. 




Fangen wir im Warmen an, es ist schliesslich Februar - einmal rund um Spanien, so ganz grob das Ziel der ersten Reise-Etappe, der Tour del Vino. Die Tour de Whisky folgt dann im zweiten Reiseabschnitt, mehr dazu später. Ich setze mich also mit dem Zorro in den Zug nach Südfrankreich (das tönt einfacher, als es ist - Velo-Selbstverlad geht in Frankreich nämlich so ohne Weiteres nur mit dem TER, eine Art Regioexpress, dementsprechend dauert das einen ganzen Tag und braucht etwas Geduld).  
Mein ziemlich vager Plan für Spanien sieht etwa wie folgt aus: Zunächst folge ich ganz grob einer Route von bikepacking.com, die sich "European Divide Trail" nennt und hauptsächlich auf Schotterwegen und Offroad-Pisten vom Nordpolarmeer bis hinunter nach Portugal führt. Ab Perpignan bis etwa in die Nähe von Sevilla in Andalusien werde ich in etwa dieser Route folgen. Danach biege ich ab nach Norden und werde zur "Bicigrina" (Peregrina = Pilgerin, Bicigrina = Fahrradpilgerin). Denn klar, keine Reise durch Spanien kommt um den Jakobsweg herum - ich plane, der Via de la Plata bis Santiago zu folgen, dann auf der Via de la Costa bis ins Baskenland zu fahren. Weiter habe ich noch nicht im Detail geplant, aber von dort fahren jedenfalls Fähren ins Reich des Whisky. 

Tag 1

Start geglückt: ich verlasse Perpignan auf guten Radwegen. Kurz vor Mittag  erhaschen der Zorro und ich einen ersten Blick auf die Pyrenäen. Da liegt noch viel Schnee, aber ich muss zum Glück nicht so hoch hinauf, um sie zu überqueren. Malerisch sieht es aus - vor allem, weil hier unten auf Meereshöhe schon vieles wunderbar blüht. Die Mandelbäume zum Beispiel, ich liebe es. Allerdings geht ein heftiger Wind heute, der mir ziemlich kalt um die Ohren weht. Ich fahre praktisch bis am Abend in Mütze, Thermorock und Fleecepulli unter der Windjacke. 



Am Nachmittag beginnt der Anstieg in die Pyrenäen. Der Col de Panissars ist mit 325m eigentlich nicht der Rede wert. Trotzdem hat er es in sich, es ist schliesslich mein erster Radeltag, der Winterspeck ist noch dran, und das Velo ist zwar nur mit dem Nötigsten bepackt, aber das hat eben auch sein Gewicht. Immerhin geht es auf der französischen Seite auf Teer bergauf, fast verkehrsfrei durch die mediterranen Korkeichenwälder. Endlich bin ich oben. An der Grenze stehen ein paar eindrückliche Festungen, auf der Redoute de Panissars mache ich noch ein paar Fotos, und dann gehts runter nach La Jonquera und nach Catalunya - ich bin in Spanien, ¡olé!


Gut kann ich noch ein paar Energiereserven aktivieren, denn die Abfahrt ist der anstrengendste Teil des Tages. Viele kurze, aber giftige und sandige Gegenstiege. Bin froh, haben die alten Turnschuhe noch etwas Profil, denn ich brauche die Schuhsohlen gleich am ersten Tag beim "Bergabwandern mit Fahrrad". Endlich hopple ich in La Jonquera ein, Zielbier! Und danach natürlich ein Vino zu den Tintenfisch-Spiesschen. 



Perpignan - La Jonquera, 57 km

Tag 2

Als ich am Morgen das Hotel verlasse, regnet es in Strömen. So war das nicht geplant - dieses Wetter wollte ich eigentlich daheim lassen! Glücklicherweise gibt sich das rasch wieder, so dass ich schon bald dampfend am Strassenrand stehe und die ganzen Regensachen wieder ausziehe. Es geht nämlich steil hinauf in die Berge, auf Schotterpisten durch den vom Regen noch dampfenden Eichenwald. Eine kleine Lichtung bietet einen Blick auf die grüne Landschaft und in der Ferne das Mittelmeer. Schöne Morgenstimmung! Meine Mountainbike-Piste folgt nun dem Boadella-Stausee in konstantem Auf und Ab, sehr anstrengend und wenig aussichtsreich - ich sehe den See praktisch nie durch die immergrünen Bäume. 


Über eine alte Steinbrücke komme ich wieder auf die Strasse und fahre ins immer enger werdende Tal hinein bis nach Albanya. Hübsche Kirche, doch alles ist noch geschlossen - also wird es eine Nacht im unbewarteten Refugi oben am Berg. Im herrlichen Abendlicht (mittlerweile strahlt die Sonne) kämpfe ich mich 10 km steil in die Alta da Garotxa, den Ausläufern der Pyrenäen, hoch. Im allerletzten Tageslicht erreiche ich das Refugi über einen steilen, steinigen Wanderweg. Der Zorro mag nicht mehr und will jetzt die letzten paar hundert Meter auch noch getragen werden. Huh, ist das anstrengend! Ich bin völlig kaputt, als ich bei Mondaufgang vor dem Refugi stehe - und das ist abgeschlossen. So gemein! Aber die Aussicht und die Stimmung ist magisch, der Mond scheint auf die felsigen Gipfel und in der Ferne leuchten die Lichter an der Küste. Neben dem Refugi hat es eine Wiese für mein Zelt und so liege ich bald im Schlafsack. 



La Jonquera - Rifugi di Bassegoda, 44 km




Tag 3

Eine herrliche Morgenstimmung weckt mich. Ich schaue der Sonne beim Aufgehen zu, was für eine Seltenheit in meinem Siebenschläfer-Leben. Ich bin allerdings froh, habe ich noch etwas Wasser aus dem Tal hochgebuckelt, damit es für einen starken Kaffee reicht, denn den brauche ich dringend. Eigentlich ist es nicht mehr weit zum Coll di Riu auf knapp 1000m, doch der Weg ist so steinig und steil, dass ich meist schieben muss und fast 2 Stunden brauche. Tolle Wanderferien sind das! Ausserdem gerate ich mitten in eine Wildschweinjagd und lasse daher den Helm lieber auf, auch wenn ich nur im Schritttempo unterwegs bin. Rund um mich wird geschossen, und Dutzende von Jagdhunden jaulen und kläffen überall. Sie interessieren sich jedoch überhaupt nicht für mich. 


Endlich oben! Doch zu früh gefreut, die Abfahrt ist fast noch schlimmer als der Aufstieg - so steil und rutschig, dass ich mehrfach absteige und den Zorro bergabschiebe, weil wir nicht mehr fahren können. Auch die Abfahrt dauert fast 2 Stunden, die meiste Zeit davon im Wald ohne Aussicht. Als endlich mal ein schöner Aussichtspunkt kommt, mache ich gleich eine Fotosession. Dann endlich wird es flacher und rollt gemächlich talauswärts. Die Schotterstrasse führt durch eine enge Schlucht, die Felswände ragen rundherum auf. Mittlerweile ist es ordentlich warm und ich flitze endlich im T-Shirt auf der Teerstrasse talauswärts. Nur für ein Foto der hübschen Steinbrücke Puente de Llienca bremse ich nochmals. Nun geht es flott voran auf der Hauptstrasse bis Olot. Der viele Verkehr ist natürlich nicht spassig, aber ich hatte genug Schotter und Schiebeeinlagen für einen Tag. 


Hinter Olot geht es auf die erste von mehreren Via Verde dieser Tour. Via Verdes sind ausgewiesene Fahrrad- und Wanderwege, oft führen sie alten Bahntrassen entlang, wie hier der Fall. Das hat natürlich den super Vorteil, dass es flach oder mit sehr moderaten Steigungen vorangeht. Im Abendlicht erreiche ich Las Preses, wo ich ein Hotelzimmer mit Badewanne ergattert habe, das ich auch ausgiebig geniesse.
 
Rifugi de Bassegoda - Las Preses, 39 km

Tag 4

Die Via Verde führt immer wieder durch fantastische Halbtunnels, die man für die Schmalspurbahn rausgehauen hat. Da fegt der flotte Rückenwind wie ein Turbo durch! In Kombination mit der Abfahrt nach Amer bringe ich meist 30 km/h ohne Treten auf den Tacho. Das fetzt! 


Am Nachmittag biege ich ab ins Tal des Riu Ter, der hier in drei Stufen gestaut wird. Da ich nun die Richtung gewechselt habe, bläst es mich fast weg, der Wind bringt die Wellen auf dem untersten See zum Tanzen. In endlosen Mäandern folge ich dem Ter zum nächsten Staudamm. Die Hitze steigt, mein Velocomputer zeigt sagenhafte 29 Grad an. Im Februar!
Ich erreiche die zweite Staustufe, als die Abendsonne schon tief steht. Die Strasse wird bald zur Sandpiste und führt in endlosen Schleifen dem Seeufer entlang. Anfangs finde ich das fantastisch, aber irgendwann kann die tolle Aussicht auch nicht mehr drüber hinwegtäuschen, dass die Nacht kommt und ich schleunigst einen flachen Zeltplatz finden sollte, denn bis zum dritten und letzten Stausee, wo es einen Zeltplatz geben soll, schaffe ich es auf der Hoppelpiste heute nicht mehr. Zu allem Elend stehe ich plötzlich hinter einem Bagger, der die schmale Strasse blockiert und in einer Seelenruhe Schlaglöcher flickt. Weder komme ich an ihm vorbei, noch kann ich mich über den Lärm bemerkbar machen, es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich hinter ihm einzureihen und geduldig zu warten, bis sich der Baggerfahrer endlich mal umdreht - und einen gehörigen Schreck kriegt, als ich müde hinter ihm stehe, winke und gestikuliere, ob ich denn bitte vorbei darf... Kurz vor dem Eindunkeln finde ich eine Ausbuchtung in einer Kurve und stelle mein Zelt im Sand hinter einer Holzbeige auf. Nicht sehr malerisch, aber so ist es halt in der Realität des Radlerlebens oft.  



Las Freses - Pantà de Susqueda, 59 km

Tag 5

Am Morgen ist die Temperatur um fast 20 Grad gesunken, und irgendwie liegt ein Grau-Filter über der ganzen Landschaft. Ich erreiche den dritten Stausee, Panta de Sau, der weitherum bekannt ist und offenbar Objekt vieler Instagram-Föteli - normalerweise wären die Felsen nämlich fantastisch bunt, fast wie die Redrocks in Arizona. Zum Glück gibt es ein Infoplakat, welches die Aussicht bei schönem Wetter zeigt. Den versunkenen Kirchturm des gefluteten Dorfes Vilanova de Sau hätte ich ansonsten glatt übersehen. Bitz schade, das trübe Wetter, aber auf so einer Reise kann frau ja nicht immer überall bei blauem Himmel vorbeiradeln. Wegen des drohenden Regens verlasse ich die heissgeliebte Sandpiste am See (haha) und fahre über die Teerstrasse durch die Berge, das geht lustigerweise schneller. Es hat wenig Verkehr und fantastische Felslandschaften. 



Kurz vor dem Pass schlägt Murphys Law zu. Es gibt eigentlich keinen guten Moment, einen Platten zu haben, aber wenn man dabei eine schöne Aussicht hat, das Wetter herrlich ist, und man noch Raucherin ist (und sich so erst mal eine Entspannungszigi gönnen kann), ist es halb so wild. Leider rauche ich seit Jahren nicht mehr, und gerade als es so richtig anfängt zu schütten, die Temperaturen ins Bodenlose sinken und meine Finger fast abfrieren, macht es "Pfffffft". Natürlich am Hinterrad. Der Strassenrand ist Matsch, die neu gekaufte Luftpumpe will nicht kooperieren und ich bin jetzt richtig hässig und von oben bis unten eingesaut mit Schlamm und Kettenschmiere. Jetzt nix wie runter ins Tal und eine heisse Dusche irgendwo! 



Panta de Susqueda - Tona, 39 km

Tag 6

Der Tag beginnt eisig kalt, und ich bin fast froh, musste ich erst mal 500 Höhenmeter bergauf strampeln, das gibt wenigstens warm. Heute nehme ich zunächst die Teerstrasse und überlasse die Hoppelpiste gleich daneben den zahlreichen Mountainbikern. Leider habe ich mal wieder eines der Grundgesetze der Strasse vergessen: Schönwetter + Sonntag = Motorradfahrer! Argh!  Nicht nur die Motorradfahrer, auch sonst alles was Räder hat, macht eine Spritzfahrt. Doch dann ein Lichtblick: in der Ferne erblicke ich erstmals die Felszinnen von Montserrat! 
Hinter dem Dorf Calders biege ich ab auf den katalanischen Jakobsweg, dem ich schon ein paarmal begegnet bin. Heute hopple ich freudig über den steinigen Camino, wenigstens ist es hier ruhig, nur der Zorro quietscht ein bisschen. Bald finden wir auch ein paar schöne Schotterwege in Richtung Manresa. Ich geniesse nochmals einen Blick zurück in die Pyrenäen und voraus auf die Felsen von Montserrat. Dann geht es auf Feldwegen und einer ruhigen Nebenstrasse hinunter nach Sant Vicenc de Castellet. 



Tona - Sant Vicenc de Castellet, 55 km

Tag 7

Heute geht's nach Montserrat! Die runden Felstürme kann ich bereits vom Fenster aus sehen heute früh. Allerdings brauche ich erst mal ein deftiges Tortilla-Sandwich und einen Café con leche, denn es ist eisig kalt und mir stehen fast 800 Höhenmeter bevor. (Ja klar, das gibt warm...)
Das Handy führt mich auf ein paar steilen aber malerischen Schotterwegen in die Berge. Der Weg führt an blühenden Mandelbäumen vorbei, immer mit Blick auf den Montserrat.



Nach ein paar Stunden heftigen Strampelns erreiche ich endlich das Kloster von Montserrat, eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten im Hinterland von Barcelona. Heute, an einem Montag im Februar, ist zum Glück noch nicht so viel los. Ich lasse den Zorro stehen und steige zu Fuss nochmals ein paar hundert Meter hoch zu einem tollen Aussichtspunkt auf die einmalige Felslandschaft, die gigantische Klosteranlage unter mir und die Vororte von Barcelona in der Ferne. Ein Rotkehlchen ist gar nicht scheu und leistet mir Gesellschaft. Der Weg führt über viele Stufen zwischen den Felsen hindurch. Oben bläst mich der Wind fast weg (meine Wasserflasche macht deswegen gar einen Versuch eines Direktabstiegs über die Felswand), daher verweile ich nicht lange und steige ab, sobald die Sonne weg ist.



Heute werde ich offiziell zur Jakobsweg-Pilgerin, oder Pelegrina. Ich möchte gerne die Nacht auf dem Berg Montserrat verbringen, krame daher meinen noch leeren Pilgerpass aus den Packtaschen und mache mich auf die Suche nach dem Pilgerbüro im riesigen Klosterkomplex. Dort kriege ich den ersten Stempel in mein Credential und ein Bett in der Pilgerherberge. Montserrat liegt nämlich auf der nicht sehr bekannten Via Catalan, die ich mehr oder weniger schon seit La Jonquera immer wieder kreuze. Ein Besuch in der Klosterkirche darf natürlich nicht fehlen. Dann geniesse ich eine ruhige Nacht im leeren Schlafsaal der Pilgerherberge. 



Sant Vicenc de Castellet - Monestir de Montserrat, 20 km

Tag 8

In der Früh geniesse ich das langsame Erwachen der riesigen Klosterkomplex von Montserrat. Als die Sonne hoch genug steht, um den Frost zu vertreiben, fahre ich dick eingemummelt los. Auf der Panoramastrasse zum Coll de Can Maçana geht es viel auf und ab, wunderschöne Ausblicke um jede Ecke, aber ein Wechselbad von Schwitzen und Füdli abfrieren. Dann verabschiede ich mich vom Montserrat und nehme die lange Abfahrt nach Igualada in Angriff.



Heute ist irgendwie der Wurm drin oder die Motivation kaputt. Auf der Abfahrt nach Igualada lande ich plötzlich auf der Autobahneinfahrt und muss den Zorro über eine steile Böschung zurück auf den Jakobsweg zerren. Hier haben die sonst so zuverlässigen gelben Pfeile, welche die Richtung nach Santiago weisen, aber voll verka...t. Die Weiterfahrt nach Igualada ist wenig prickelnd entlang der Autobahn und durch hässliche Industriezonen. Mir tun die Wanderer leid, die hier zu Fuss pilgern - nach dem absoluten Highlight von Montserrat so ein krasser Szenenwechsel! In Igualada biege ich wieder ab auf die Mountainbikeroute "European Divide Trail", doch diese führt mich gleich auf einen absolut unfahrbaren Singletrail durch Schilf und ein ausgetrocknetes Bachbett am Stadtrand von Igualada. Nicht sehr einladend, all das. Jetzt bin ich irgendwie stinkig, und ausserdem soll es nachts wieder kalt werden. Ich kämpfe mich zurück auf die Strasse und buche ein Hotel in Igualada. Hier sitze ich nun bei Bier und leckeren Oliven und sinniere, ob ich wirklich auf dieser Mountainbikeroute bleiben soll (die schon durch sehr schöne, einsame Gegenden führt) oder ob ich mich doch lieber an die geteerten Nebenstrassen halten soll. Puh, Entscheidungen... Noch ein Bier?


Montserrat - Igualada, 36 km

Tag 9

Ich entscheide mich,  meine geplante Route vorerst zu verlassen und lasse mich von meinem Handy über Nebenstrassen durchs katalanische Hinterland navigieren. Die Mandelbäume sind die Attraktion des Tages und betören mit ihren Blüten. Die "Nebenstrasse" verwandelt sich allerdings bald in eine steile ausgewaschene Piste und ich schiebe eine ganze Weile. Anstrengend aber schön. Auf dem Hochplateau angekommen, geniesse ich einen schönen Blick zurück nach Montserrat und gleite dahin.


Nach der "Nebenstrasse" durch die Hügel geht es am Nachmittag gemächlich weiter auf Asphalt. Ich durchquere viele mittelalterliche Dörfer und gelange endlich ins Weinanbaugebiet. Mandelbäume, Olivenbäume und Weinreben prägen die Landschaft. 


Igualada - l'Espluga de Francolí, 62 km

Tag 10

Heute Vormittag gönne ich mir ein bisschen Kultur und besuche das Kloster Poblet, es ist immerhin UNESCO Welterbe. Das Kloster ist immer noch von Zisterzienser Mönchen bewohnt, die mir ziemlich leid tun, denn es ist eisig im Innern der Klostermauern, obwohl es draußen an der Sonne ganz angenehm warm ist. Das Kloster ist jedoch sehr sehenswert, auch dank einem liebevoll und gut gemachten Audio Guide. Ein hübsches kleines Detail auf einer Fensterverzierung zeigt einen Infirmar (Pflege-Mönch), der jemandem eine Salbe auf den blutten Hintern schmiert. Hmmm... Ob wohl bereits die Zisterzienser die Sitzcreme erfunden haben, lange vor der Erfindung des Fahrrads? 


Den Nachmittag verbringe ich damit, in die Berge hoch zu radeln und zum Zvieri ein paar Mandeln zu knacken. Heute schlafe ich auf dem Campingplatz von Prades, gut bewacht von Bambi & Co. Es wird allerdings bitterkalt auf fast 1000 Metern. 

l'Espluga de Francolí - Prades, 27 km

Tag 11

Nach einer eisigen Nacht (als ich vor dem Einschlafen nochmals aufs Thermometer schaute, zeigte dies noch 1 Grad an 🥶) gönne ich mir erst mal zwei Bialetti, ein Schoko- UND ein Buttergipfeli, um in die Gänge zu kommen. Der heutige Tag ist hauptsächlich von Bergen, Felsen und 100% grandioser Landschaft in der Serra de Muntserrat geprägt. Und dazu viel Auf und Ab, fast 1000 Höhenmeter hoch, aber auch 2000 runter. Das Wetter bleibt leider den ganzen Tag trüb und kalt, so dass die Farben auf den Bildern nicht so richtig rüberkommen. Abends erreiche ich den Ebro (richtig, der spanische Fluss aus dem Kreuzworträtsel) und gönne mir ein Hotel mit Badewanne, in der ich langsam auftaue. 


Prades - Móra la Nova, 67 km

Tag 12

Heute überqueren Zorro und ich den Ebro und beginnen den Radeltag gemächlich durch die Oliven- und Obstplantagen in der Ebene. Leider ist es kalt und nieselt ein bisschen. Das Highlight des Tages ist die Via Verde de Terra Alta, eine weitere stillgelegte Bahnlinie, die zu einem Rad- und Wanderweg umfunktioniert wurde. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes mitten durch die Berge, durch zahlreiche Tunnels und über luftige Brücken. Die Aussicht ist fantastisch. Sogar das Wetter bessert sich etwas, obwohl es immer noch kalt ist. Dummerweise bläst mir heute der Wind auch noch ins Gesicht, so dass ich sehr langsam vorankomme und viel Zeit fürs Bestaunen der Aussicht habe. Nach einer erholsamen Kaffeepause in einer Bar, die in einem ehemaligen Bahnwagen eingerichtet wurde, geht's weiter auf der Via Verde. Schöne Brücken und lange Tunnels ersparen mir natürlich viele Höhenmeter, trotzdem geht's zackig bergauf. Endlich erreiche ich Horta de Sant Juan, wo ich auf einem hübschen Hippie Camping ein Plätzchen für mein Zelt finde. Es wird wieder eine eisige Nacht... 



Dies ist bereits mein letzter Abend in Catalunya. Morgen verlasse ich das katalanische Bergland und fahre nach Aragon.

Mora la Nova - Horta de Sant Juan, 48 km











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