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Auf dem GR4 durch die Gorges de Verdon

 

 

Wanderlust 2021, Woche 40-41. Nach drei Tagen in Monaco reicht es uns mit Städteferien - wir wollen zurück in die Natur. Sven hat zwei Wochen Herbstferien, und ich möchte auch noch nicht nachhause. Wo also können wir noch ein paar Tage relaxen? Eigentlich ist es hier fast überall schön, sobald man die zugebaute Küste hinter sich lässt, doch die Gorges de Verdon machen das Rennen bei der Entscheidungsfindung. Also nehmen wir den Zug nach Grasse, und nach einer kurzen Stadtbesichtigung fahren wir weiter nach Castellane, einem hübschen kleinen Dorf am Eingang der grössten Schlucht der Provence. 

 


Nach einer frostigen Nacht auf dem Campingplatz brechen wir am nächsten Tag auf, um die vermutlich schönsten Etappen des GR4 zu wandern, nämlich in 4 Tagen durch die Verdonschlucht (der gesamte GR4 führt quer durch Frankreich vom Atlantik ans Mittelmeer - aber dafür ist dieses Jahr keine Zeit mehr 😉). Die erste Etappe führt sanft bergauf, hoch über dem noch weiten Flusstal, welches sich jedoch langsam verengt. Unser Weg bietet fantastische Ausblicke auf die sich unter uns windende Verdon, aber auch die Felszinnen über uns und die dort kreisenden gigantischen Gänsegeier - eines der Wahrzeichen dieser Schlucht. 


Durch die mediterrane Vegetation mit bereits ersten, bunt verfärbten Bäumen geht es immer höher, bis wir auf einem kargen Hochplateau stehen, welches eher an Schottland erinnert, und weit in die Schlucht hinein und die umliegenden Bergrücken sehen können. Ein fantastischer erster Wandertag! 



Abends erreichen wir Rougon, ein kleines Dörfchen, das wie ein Schwalbennest über der Schlucht klebt, und finden im dortigen Gite d'etape ein Zimmer. Abends geniessen wir leckere Crepes in der Creperie. 



Der zweite Wandertag führt uns nun hinunter in die Schlucht, auf den spektakulären Sentier Blanc-Martel, der sich über 17 km durch die Schlucht windet. Anders kommt man dort nicht hin - es sei denn, man ist ein ziemlich guter Kletterer und seilt sich von oben über die riesigen Felswände ab. Das macht die Gorges de Verdon natürlich bei Kletterern ziemlich berühmt, doch wir bleiben lieber mit den Füssen am Boden und wandern zu Fuss. Die Aussichten sind spektakulär, der Weg führt durch Tunnels und über luftige Leitern, unter Felshöhlen und durch lauschigen Eichen- und Buchsbaumwald. 

 




Aber natürlich muss man am Schluss wieder steil hochsteigen, und wir erreichen die Berghütte Chalets de la Maline mit hängender Zunge. Ein kühles Bier auf der Terrasse hoch über den Schluchtwänden entlohnt für den harten Tag. Die Hütte ist voll, doch der Hüttenwart gibt uns Wasser und zeigt uns einen guten Biwakplatz für die Nacht, wo wir unter herrlichem Sternenhimmel zelten. 



Am nächsten Morgen wandern wir der Strasse entlang nach Palud und bestaunen die Schlucht von oben. Dort geniessen wir ein Menu du jour inmitten der vielen Touristen, bevor wir unsere Wasservorräte auffüllen und am Nachmittag weiterlaufen in Richtung Moustiers. Hoch über La Palud geniessen wir nochmals eine herrliche Aussicht auf die wilde Landschaft, bevor wir in den Kiefernwald eintauchen. Dort finden wir leckere Pilze, die uns das Abendessen auf dem Campingkocher verfeinern. 

 



Am nächsten Morgen stecken wir im dicksten Nebel und wandern ein paar Stunden bei einer mystischen Stimmung durch den Buchswald und über eine vermutlich sehr luftige Gräte (wir sehen kaum zwei Meter weit, daher ist das schwierig zu beurteilen). Endlich, wir sind bereits im Abstieg nach Moustiers, lichtet sich der Nebel und gibt nochmals einen Blick auf den Ausgang der Schlucht und den quietschblauen Lac de St. Croix frei. Wow, was für eine Belohnung! 


Die letzten paar Kilometer unserer Wanderung werden dann etwas hart, denn nach dem langen Abstieg müssen wir noch eine Stunde auf Strassen und Feldwegen ins Dorf Moustiers-les-Bains laufen, wo es endlich ein feines (spätes) Mittagessen und einen kühlen Rosé gibt. Das wunderbar in die Felsen gebaute Dorf verzaubert uns, und wir beschliessen, hier unseren Urlaub noch ein paar Tage ausklingen zu lassen. Schnell ist ein Airbnb gefunden, und wir richten uns für ein paar Ruhetage ein vor der Heimreise. 


Allerdings sind wir ja nicht so gut in diesem "Ruhetag-Dings" und gehen am nächsten Tag zum Pedalo-Fahren auf den See. Da der öffentliche Verkehr hier eine Katastrophe ist, versuchen wir es mit Autostop. Das klappt auf dem Hinweg ganz gut, auf dem Rückweg dann leider nicht mehr - wir latschen etwas unfreiwillige 7 km. Doch die einstündige Pedalofahrt in den untersten Abschnitt der Schlucht ist wunderschön und bietet nochmals neue Perspektiven, und die Wanderung entlang des Sees zurück nach Moustiers lässt uns nochmals so richtig die Sommerhitze geniessen. 

 


Den nächsten Tag rühre ich mich dann tatsächlich kaum vom Fleck und schreibe an meinem Blog, während Sven ohne Rucksack "eine kleine Runde" dreht, auf der er dann halb verdurstet und mehr klettert als wandert. Abends wandern wir noch zur kleinen Grotte und Kapelle in den Felsen über dem Dorf hoch. 


Am nächsten Tag treten wir die lange Heimreise an, zunächst zurück nach Castellane. Doch die Busse fahren seit zwei Tagen nicht mehr (was wir erst nach einer Stunde warten merken), also versuchen wir nochmals Autostopp. Schlussendlich nimmt uns Ivan, ein französischer Gleitschirmflieger, in seinem Bus mit. Am nächsten Tag bringt uns der Bus nach Grenoble, und von da die Bahn nachhause. Schön, wieder daheim zu sein!

Mehr Fotos von unserem Provence-Urlaub auf dem GR4 findet ihr hier:

 



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