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Spätwinter / Frühfrühling in der Schweiz


Wanderlust 2021, Woche 6-11: Die erste Woche nach meiner Rückkehr aus den Kanaren verbringe ich in Quarantäne. Es trifft sich gut (zumindest für mich :-)), dass auch Sven nur Online-Unterricht abhält und somit zuhause bleiben muss. So habe ich Gesellschaft, und die Katze freut sich, dass sie stundenlang gestreichelt wird. Sie guckt bald nur noch selten so vorwurfsvoll wie in diesem Bild.




Nach einem Monat in der Wärme kann ich sogar der verschneiten Landschaft wieder etwas Schönes abgewinnen.



Die darauffolgende Woche verbringe ich in Eschenbach bei meinem Vater, da meine Mutter für diverse Untersuchungen ins Spital muss. Glücklicherweise ist es nichts Schlimmes, und sie kann Ende Woche wieder nachhause. So können wir wenige Tage später recht fröhlich den 80. Geburtstag meines Vaters feiern - zwar nur im kleinsten Familienkreis ohne grosse Party, aber immerhin lässt sich der Menüwunsch meines Herrn Papa trotz geschlossenen Gasthöfen erfüllen: Takeaway-Pizza und Nüsslisalat. Beides ist glücklicherweise gerade in Saison. Ausserdem erhält er professionelle Hilfe beim Auspacken seiner Geschenke von der jüngsten Generation, meinen Neffen Elias und Noah, da kann ich getrost zurücklehnen und mir noch ein Glas Wein gönnen.




Für mein grosses Wanderprojekt fürs 2021, der rote Weg der Via Alpina von Triest nach Monaco (oder umgekehrt), ist es noch viel zu früh, aber die kommenden Wochen versprechen frühlingshaftes Wetter in der Schweiz. Daher kaufe ich mir spontan ein Generalabonnement für einen Monat. Die ersten paar Tage versuche ich mich erneut am Alpenpanoramaweg und absolviere die Etappen von Stein SG nach Weesen (via Hinter Höchi-Amden), von Lachen über St. Meinrad nach Pfäffikon, von Unterägeri bis Zug, und von Zug bis Rotkreuz.







Zwar hält die Route, was der Name verspricht, die Aussichten auf die Alpen sind fantastisch. Mit dem GA kann ich auch einfach jeden Abend wieder nachhause fahren und ohne schweres Gepäck laufen. Ausserdem habe ich an einem Tag Begleitung von Daphne, Ruth und Chantal - das lässt einem dann die Kälte und Bewölkung leicht vergessen. Der Weg verläuft jedoch sehr oft auf Teerstrassen oder etwas langweiligen Feld- und Forstwegen. Die Landschaft ist von matschigem Schnee bedeckt, karg und braun, und auch der Saharastaub trübt die Aussicht. Ich kann dem Weg auch bei milderen Temperaturen nur wenig Liebe abgewinnen - ich möchte in die Alpen rein, nicht von weitem zugucken. Nach einer Woche gebe ich das Projekt "Alpenpanoramaweg" wieder auf und beschliesse stattdessen, einfach einige der schönsten Schweizer Tageswanderungen zu machen, für die ich sonst nie Zeit habe. So wandere ich den ultimativen Hipster-Wanderweg von Quinten nach Weesen am Walensee entlang. Nach Quinten kommt man nur mit dem Schiff, und das Klima dort ist sehr milde, so dass ich bereits im Februar im T-Shirt und Wanderrock laufen kann. Hier wachsen Weinreben, Feigen und dergleichen, welche in Form von teurem Wein, edlem Senf, Honig, etc. in zahlreichen Hoflädeli verkauft werden. Unterwegs verläuft der Weg auf abenteurlichen Felsbändern (jedoch gut abgesichert), führt an lauschigen Quellen und Feuerstellen vorbei und endet am ultimativen Instagram-Hotspot, dem höchsten Wasserfall der Schweiz, und wunderbaren Bade- und Grillplätzen am See. Sogar an einem Wochentag im Februar ist der Weg gut besucht, doch man kann es noch geniessen.




Die folgende Woche fahre ich ins Wallis und laufe, über zwei Tage verteilt, die Lötschberg-Südrampe. Die Sonne brennt auf den Südhang, der Schnee ist fast weg und es blühen bereits zahlreiche Blumen und Sträucher. Auch der Bärlauch parfümiert die Gegend und die Hummeln sind in Scharen unterwegs.



Die Etappe von Hohtenn nach Eggerberg fordert mich auch wegtechnisch etwas heraus, so dass ich - trotz wieder mal eingeschränkter Aussicht durch Saharastaub und lautem Lärm der Lonzawerke - eigentlich rundum glücklich bin.




Mein Gästehaus in Brig bietet eine Selbstversorgerküche, so dass ich zwar nicht in Genuss einer Walliser Rösti komme, aber gemäss Sven habe ich da nicht viel verpasst (er hat da mal ganz schlechte Erfahrungen gemacht). Für die flüssige Verpflegung ist jedenfalls gesorgt.




Die erste Märzwoche verbringe ich im Tessin und wandere jeden Tag in ein anderes Tal: Maggia/Lavertezzo, Verzasca, Onsernone/Vergeletto. Doch blühende Blumen finde ich nur in Locarno, in den Tälern herrscht noch Winter - alles ist in diversen Brauntönen gefärbt, ab und zu ein gefrorener Wasserfall. Dennoch freue ich mich über die Abwechslung. Ein paar Highlights:









Zuhause ist wieder tiefster Winter, der Schnee liegt hoch ums Haus. Ich mummle mich erneut auf der Couch ein und versinke bald wieder im Selbstmitleid. Zum Glück bin ich nicht die Einzige.



"Go with the flow", denke ich mir, und entscheide mich, noch ein paar Tage im Schnee einzulegen, aber gut geheizt. Die neue Jugendherberge in Laax hat eine fantastische Wellnesslandschaft, in der wir während der Woche fast die einzigen Gäste sind. Sven und ich geniessen ein paar herrlich entspannte Stunden über der Rheinschlucht, hinter tollen Panoramafenstern. So lässt es sich aushalten, bis das letzte Stündchen des Winters endlich geschlagen hat.



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