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GR221, Mallorca, Teil IV: Verwöhnprogramm in Banyalbufar

GR221, Tag 9, 29.12.2019: Mola de sa Comuna - Esporles - Banyalbufar

Irgendwann in den frühen Morgenstunden nicke ich endlich ein und verschlafe fast einen gloriosen Sonnenaufgang - blutrot und dramatisch steigt der Feuerball hinter den Bergen im Osten der Insel hervor. Und verschwindet so rasch hinter den Wolken, dass ich mich zwischen einem tollen Foto und einer geplatzten Blase entscheiden muss. Ich wähle meine Option weise und zugunsten eines doch recht wichtigen Organs, was zu eurem Nachteil ist, denn ihr müsst euch das jetzt halt ohne Bilder vorstellen.
 

 
Während ich mein Frühstück geniesse, schauen mir ein paar neugierige Ziegen zu. Sie sind wahrscheinlich auch der Grund, wieso ich so schlecht geschlafen habe: andauernd knackste irgendwo ein Zweig, kollerte ein Stein über die Felsen oder schrie ein junges Zicklein nach der Ziegenmama.
Es ist wieder neblig, bis ich aufbreche, und es geht weiter durch den Wald, ab und zu erhasche ich etwas Aussicht auf einer Klippe. Ich finde auch den ersten Erdbeerbaum und probiere begeistert die bunten Früchte. Sie sehen aus wie kleine Weihnachtsbaumkugeln, aber schmecken nicht nach viel. Bisschen wie pelzige Mirabellen. 
 

Der GR221 ist heute etwas schwer zu finden und ich bin froh um die GPS-Funktion in meinem Handy. Es gibt sehr viele Wege und wenig bis keine Markierungen. Manchmal ist der breite Fahrweg der Richtige, dann wieder der unscheinbare Wildwechsel. Oft zeigen Steinmännchen den korrekten Weg, doch manchmal hat es mehrere Steinmännchen...
Gegen Mittag verlasse ich endlich den Wald und erreiche Esporles. Da ich realisiere, dass es noch ziemlich weit ist nach Banyalbufar, laufe ich gleich weiter. Ich hatte bei der Etappenplanung übersehen, dass es hier nachmittags nochmals über einen Pass geht. 
 

So zieht sich der Tag in die Länge. Ich laufe mehrere Stunden über alte Pflasterwege, meine Füsse schmerzen, doch ich freue mich sehr auf meine Luxusunterkunft und ein Bier heute Abend, das spornt an. Hinter Deja sind nämlich alle noch verbleibenden Hütten und Hostel am GR221 geschlossen, es bleibt also nur das Zelt oder teure Hotels. Heute gönne ich mir ein Hotel und bereue es nicht: das kleine aber feine Hotel wird von einer Familie geführt und ist sehr hübsch. Ich geniesse eine warme Dusche, Heizung und ein leckeres Abendessen im Restaurant des Hotels. 






GR221, Tag 10, 30.12.2019: Banyalbufar - Estellencs - Banyalbufar


 
Eigentlich hatte ich geplant,  bis ans Ende des GR221 an der Südküste Mallorcas im Zelt zu nächtigen. Denn ab Banyalbufar führt der Weg kaum mehr durch Dörfer, Verpflegung und Wasser ist etwas schwieriger. Da es in Banyalbufar keinen vernünftigen Laden gibt und die Temperaturen doch etwas frischer geworden sind, lasse ich mich rasch überzeugen, als die Hotelbesitzerin vorschlägt, noch eine Nacht im Hotel zu verbringen, und die Etappe ins nächste Dorf Estellencs ohne Gepäck als Tagestour zu laufen. Morgen kann ich dann mit dem Bus nach Estellencs fahren und von dort weiterlaufen. Eigentlich nicht ganz mein Stil, aber das gemütliche Hotel und ein warmes Bett sind schon was Feines. Ausserdem habe ich so genügend essen bis Sant Elm dabei. So geniesse ich sozusagen einen Ferientag, lasse mir von der Besitzerin Mandarinen und Kuchen mitgeben und spaziere ohne schweren Rucksack nach Estellencs. Unterwegs mache ich viele Pausen in der Sonne, lese mein Buch und geniesse die frischen Mandarinen vom Garten des Hotels. Die Etappe nach Estellencs führt über den alten Postweg und bietet viele Trockensteinmauern und alte Pflasterwege, auch ein paar schöne Aussichten auf die Küste. Der dichte Wald der letzten beiden Tage scheint nun hinter mir zu liegen.
 

 
Nach einem gemütlichen Spaziergang erreiche ich Estellencs, das völlig ausgestorben wirkt, ausser einer halb verhungerten Katze, die aber wählerisch ist und keine Käsebrötchen mag. Pech für sie, den marinierten Lachs hab ich grad nicht dabei. 
 

 
Der Bus bringt mich zurück nach Banyalbufar. Mallorca hat ein recht gutes ÖV-Netz, welches sogar an den Feiertagen und in der Nebensaison funktioniert, wenn auch reduziert. 
Abends geniesse ich erneut ein wunderbares Abendessen im Hotel.

Mehr Fotos dieser Etappen findet ihr hier: GR221, Teil IV

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