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Karpatenklöster und Abschied von Rumänien

 

 


Ich hatte mir die Walachei etwas anders vorgestellt. Nämlich flach. Stattdessen ist es extrem hügelig mit furchtbaren Steigungen. Auf dem Weg zum Kloster Horezu werde ich daher ziemlich grantig. Dafür werden wir dort in der Touristeninfo sehr enthusiastisch empfangen, der Leiter freut sich so sehr, sein französisch anwenden zu können, dass er mich gnadenlos zutextet. Aber wir erfahren viel über die Gegend und bleiben daher ein paar Tage länger als geplant. Das Kloster Horezu steht auf der Liste der Weltkulturerbe und ist schön erhalten. Insbesondere die Malereien in den Kirchen und Kapellen sind faszinierend, sehr bunt, mit vielen knalligen Blautönen, und schönen Details. Manchmal schon fast orientalisch. Die Darstellungen der Hölle sind auch recht beeindruckend... da lauern grausige Kreaturen, welche die Menschen zerfetzen. Es erinnert etwas an die Darstellung der Hölle in den buddhistischen Klöstern in der Mongolei.
Horezu ist auch bekannt für seine Töpferwaren, und so lassen wir uns im Museum (dessen Eingang ungefähr so gut versteckt ist wie zu einem geheimen Bunker) von einer sehr kompetenten Dame die unterschiedlichen Muster erklären, z.b. den Hahn, den Baum des Lebens, die glückbringende Schlange, etc. In der Rubrik FOTOS findet ihr jede Menge Beispiele.
Am nächsten Tag fahren wir nach Bistrita, wo es ebenfalls ein Kloster gibt, aber auch zwei Höhlen und eine tolle Schlucht, die wir mit dem Fahrrad durchfahren. Hinten im Tal zelten wir auf einer Wiese, finden frische Himbeeren, wilde Minze und klares Quellwasser. Einen Bären soll es auch geben, verraten uns ein paar Waldarbeiter, die mit uns Kaffee trinken, doch der sei klein und harmlos. Nach unseren Erfahrungen mit Waschbären in den USA sind wir dennoch vorsichtig und hieven unser Futter in den Baum, sehr zur Belustigung der einheimischen Beerensammler. Vom Bären sehen wir keine Spur, dafür viele Glühwürmchen. Was für ein romantischer Abend!
Nun lockt noch das dritte Kloster, welches oben auf dem Berg liegt, und vor allem die Gelegenheit, ein bisschen zu wandern. Dazu müssen wir uns aber erst eine steile Schotterpiste hochquälen. Fluchend und ächzend schnaufe ich den Berg hoch, doch es lohnt sich - die Aussicht ist fantastisch und das Kloster sehr malerisch. Auch die Pflaumen aus dem Klostergarten schmecken herrlich. Wir haben gehört, man könne hier auch übernachten, doch als wir nach einem Zimmer fragen, will die strenge Chefnonne als erstes unsere Eheringe sehen. Grummel... wir haben keine Lust, für zwei Zimmer zu bezahlen und gehen statt dessen wandern. Ein Wanderweg, den zu finden es viel Fantasie benötigt, führt uns auf einen tollen Grat mit uralten Buchen. Wir sehen schöne Blumen und urchige Bergwälder.  Die holprige Abfahrt ist nichts für Freddy, gleich zweimal wirft er mich ab!
Wir wollen noch einen Tag im "Kurort" Baile Gorova verbringen, doch der Campingplatz ist leider etwas marode und mit grausamer Dauerbeschallung von  Sommerhitpopmusik. Auch die Toiletten sind gewöhnungsbedürftig: Steh-Klo, Modell Asien, aber schlecht kopiert. Beim Spülen steht man bis zum Knöchel im Wasser... zum Glück ist die Dusche gleich nebenan:-)

Nun sitzen wir in Turnu Magurele, einer Grenzstadt ohne Charme und mit einem einzigen, total überteuerten Hotel. Morgen fahren wir mit der Fähre über die Donau nach Bulgarien (falls die Fähre existiert:-). Die letzten paar Tage war die Walachei dann endlich flach, und wir flogen nur so über die Schlaglöcher. Verschlafene Dörfer, wo die Omas und Opas unter den Obstbäumen liegen und aufpassen, dass die Zigeuner und Radreisenden keine Pflaumen klauen (und zwischendurch prüfen, dass das Obst nicht schlecht geworden ist). Gänseriche, die ihre Gänse in Einerkolonne über die Strasse kommandieren. Eselskarren mit Heu beladen so hoch wie ein Einfamilienhaus und Pferdetransporter mit Altöl, Altmetall und andern, gigantischen Lasten, die mit uns um die Wette fahren. Sonnenblumenfelder, soweit das Auge reicht. Tote Riesenschlangen am Straßenrand, oh graus. Und ab und zu ein unbewachter Mirabellenbaum - mjam! Und am Abend 135 km auf dem Tacho, wow!

Ein schöner Abschied von Rumänien. Es hat uns wunderbar gefallen hier, die Natur, die Menschen, die Kultur und überhaupt. Ich kann Rumänien als Reiseland nur empfehlen. Einfach etwas Sinn für Humor und Abenteuer mitbringen:-)

Die ganzen Rumänienfotos findet ihr unter dem Reiter "Fotos".

La revedere, Romania, multumesc & drum bun!

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