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Go west!

 


 

Hi there,
Schon seit einer Woche befinde ich mich nun im Land der Superlative und bin echt begeistert. Viele Klischees wurden bestätigt (z.b. absoluter Security-Wahn bei der Freiheitsstatue oder dass extrem fettleibige Zugspassagiere im Golfcart zum Bahngleis gefahren werden, und vom ungesunden Essen will ich gar nicht anfangen) aber auch manche über den Haufen geworfen. Müsste ich einen Preis verleihen an das freundlichste Volk, welches mir auf dieser Reise begegnet ist, so würden die Amis wohl bei weitem gewinnen. Und von der unglaublichen Auswahl, die man überall von allem hat, bin ich total überfordert. Nur schon ein kühles Getränk kaufen wird zu einer größeren Übung, denn wie soll ich mich bloss zwischen 20 verschiedenen Eistee-Sorten entscheiden? Oder erst ein Wasser? Da gibt's sogar im kleinsten Kiosk vom isländischen Gletscherwasser bis zum blumenverschnörkelten Fidji-Wasser einfach alles. Komme mir wie eine totale Spießerin vor, wenn ich ne Flasche Evian kaufe...
Nach geglückter Landung in New York, mit einem 6-Monate-Visumstempel im Pass und einem frisch geflickten und heil geflogenen Freddy in der Hand, stürzte ich mich bei 33 Grad in die Rushhour von Manhattan (hiiiiiilfe!). Am Dienstag kam auch Chantal an, und wir besuchten Ellis Island und das Immigration Museum. Hier stellten wir fest, dass schon die Immigranten vor 100 Jahren ähnliche Fragen über sich ergehen lassen mussten wie wir heute, z.b. ob sie gesund sind, genug Geld haben oder kommunistisches Gedankengut verbreiten wollen;-)
Am Donnerstag ging dann unser grosser Zugtrip nach Westen los. Wir bestiegen den "Lakeshore Limited"-Zug nach Chicago, 19 Stunden im "Coach" (ein bequemer Flugzeugsitz) mit ein paar schrägen Passagieren, z.b. eine Dame, die die ganze Nacht mit einem imaginären Anwalt lautstark "telefonierte". Wir fuhren dem Hudson Valley entlang zu den grossen Seen. In Chicago stiegen wir auf den "California Zephyr" um, der uns in 50 Stunden nach San Francisco bringen sollte. Die Reise ging nun ziemlich komfortabel im Schlafwagen weiter, inkl. 3 Mahlzeiten im Speisewagen und endlos "free Coffee". Wir brausten durch die Kornkammer Amerikas (Illinois, Nebraska, Iowa), doch leider hat hier der Güterverkehr Vortritt, so dass wir bald einmal 7 Stunden Verspätung hatten. Dafür hatten wir viel Zeit, mit unseren Mitreisenden zu schwatzen, denn die Amis sind ja gar nicht scheu und können endlos quasseln!
In Denver war dann fertig mit flach und endlosen Maisfeldern, wie aus dem Nichts steigen hier die Rocky Mountains bis über 3000m in die Höhe. Wir genossen tolle Aussichten durch Colorado und Utah und konnten den Sonnenaufgang über dem grossen Salzsee bei Salt Lake City genießen. Unserem Zug ging es leider nicht so gut wie uns, es gab ein Problem nach dem andern: zuerst war der Fäkalientank voll und alle Toiletten verstopften, dann fiel die Klimaanlage im Speisewagen aus - not cool, wir waren mitten in der Wüste von Nevada! Danach gabs nur noch Roastbeef- Sandwiches und Kentucky Fried chicken zu essen, was die Vegetarier im Zug verständlicherweise nicht so toll fanden. Kurz vor Sonnenuntergang tauchten dann die ersten Palmen auf, ein klares Anzeichen für Kalifornien und dem Ende einer laaaangen Zugfahrt. Sowohl Passagiere als auch die Amtrak-Angestellten waren froh, als wir viel zu spät in San Francisco eintrafen. Trotzdem war es eine tolle Reise, sowohl die Landschaften als auch die Menschen, die wir trafen.
Heute genossen wir San Francisco und seine Annehmlichkeiten und fuhren über die Golden Gate Bridge. Diese Stadt gefällt uns sehr gut! Zum Glück komme ich später nochmals hier vorbei, denn es gäbe noch viel zu sehen. Übermorgen fahren wir los nach Norden auf Highway Nr 1 Richtung Seattle. Schönen Abend allerseits!

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