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Rain-biking


 

 

Hallo miteinander,

wir sind mittlerweilen bereits in Preveza am Golf von Amvrakikos. Schuld daran ist das üble Wetter, welches wir offenbar von der Schweiz mitgebracht haben. Nach den ersten Tagen bei viel Sonnenschein und nur kurzen Regenschauern hat es gestern mittag angefangen zu gewittern und der Himmel öffnete sich in einer Sturzflut. Am Morgen fuhren wir noch gemütlich in Parga los, wieder über die Berge, bis zum Totenorakel Nekromantaion. Dort besichtigten wir den Eingang zum Hades und haben Persephone schon mal eine Münze hingelegt für unsere hoffentlich noch in weiter Ferne liegende Reise über den Totenfluss Styx. Aus dem Hades haben wir erfolgreich (trotz Labyrinth) wieder herausgefunden, leider haben die Toten nicht zu uns gesprochen - das Orakel war schweigsam. Nach einem feinen Picknick (hier gibt es die süssesten Erdbeeren!) fuhren wir weiter, mit der Absicht, im nächsten Dorf ein Hotel zu suchen. Dann gings aber los, erst ein leises Tröpfeln, dann ein Donnern, Blitzen und Krachen, und eine Flut Nasses ging hernieder, während wir uns mal wieder mit den Velos den Berg hochkämpften. Innert Kürze waren wir so nass, dass wir spontan beschlossen, dass es nun keine Rolle mehr spiele, ob wir anhalten oder weiterfahren, und so fuhren wir weiter (dadurch war uns wenigstens warm). Ab und zu mussten wir anhalten und das Wasser aus den Schuhen leeren, oder uns die Augen reiben, da es einfach nur goss, was das Zeug hielt (meist auch waagrecht, mit viel Gegenwind). Aber wir haben uns durchgekämpft und unsere bisher längste Etappe hingelegt, über 60 km bis nach Preveza (und es war gar nicht flach, kann ich euch sagen). Später kam sogar die Sonne wieder raus, und so kamen wir sogar bereits leicht angetrocknet (aber mit Inkontinenz-Look) in der Kleinstadt Preveza an, wo wir schlotternd und erschöpft ein etwas in die Jahre gekommenes Hotel "mit griechischem Charme" fanden und die Heisswasservorräte dezimierten.
Heute ist daher wieder Ruhetag angesagt, wir haben bisher:
- Kaffee getrunken
- Segelschiffe bestaunt
- gegessen
- mexikanisch gewürfelt
- ein Mittagsschläfchen gehalten
- eine Runde an der Promenade gemacht
- zwei Drinks getrunken
- zu Abend gegessen
Alles in allem also ein äusserst produktiver Tag. Nebenbei haben wir einander mit unseren Wehwehchen übertrumpft ("mir tuts hier weh" - "wenn du wüsstest, wie es mir da weh tut") und Pläne geschmiedet ("hmmm, ich hatte Lust auf einen Cocktail, du auch?").
Morgen steigen wir vorübergehend auf ein anderes Transportmittel um, um die Berge zu überqueren und zu den Felsenklöstern in Meteora zu kommen (da hat es viele hohe Berge). Wir werden für die nächsten 3 Tage ein Auto mieten und ins Landesinnere fahren, ein kleiner Road-Side-Trip, sozusagen.

In der Zwischenzeit können wir ja mal etwas von den Griechen berichten, die also ausnahmslos nett sind. Sie fragen uns immer, woher wir sind, wohin wir gehen, und spätestens bei unserem Statement, dass wir mit dem Velo unterwegs sind, staunen sie und rufen ganz ehrfürchtig: "you are crazy, crazy!" Die Leute sind sehr hilfsbereit, auch wenn sie nicht weiterhelfen können, irgendjemand andres kann es bestimmt, und den rufen sie an, erklären dann mit wilden Gesten am Telefon auf Griechisch, worum es geht (wahrscheinlich: "ich hab hier zwei crazy girls mit Fahrrädern, komm schnell gucken!"), und reichen uns an jemanden weiter, der etwas englisch oder deutsch spricht, sich unser Problem erneut anhört, und uns dann ebenso energisch wieder weiterreicht. Manchmal führen sie uns durch die halbe Stadt zu jemandem, der uns helfen kann (z.B. ein Auto vermieten). Das alles geht oft so schnell, dass wir nicht wissen, wie uns geschieht, schon haben wir einen Vertrag für eine Automiete unterzeichnet, und 5 min. vorher sassen wir noch ahnungslos im Cafe. Das einzige bisher unlösbare Problem scheint der Tunnel unter der Meerenge durch zu sein, der nach Preveza südwärts führt, und in dem Velos verständlicherweise verboten sind. Offenbar hat niemand damit gerechnet, dass hier mal jemand ohne Auto durchwill... die Fähre wurde deshalb vor ein paar Jahren eingestellt, und wir haben bisher noch nicht herausgefunden, wie wir dieses Hindernis durchqueren, sind aber sicher, dass sich dann eine ganz spontan griechische Lösung findet.
Auch eine sehr griechische Eigenschaft ist es offenbar, die paar wenigen Touristen mit Gratis-Alkohol zu verwöhnen, der immer mit der Rechnung in Form von Shots daherkommt (bisher unfreiwillig getestet und für gut befunden: Kaffeeschnaps, undefinierbarer Schnaps, Fruchtlikör, Mandelschnaps, SexontheBeach in allen Farben, und natürlich Ouzo). Hier in Preveza ist das offenbar nicht üblich, dafür erhalten wir gratis Knoblauchbrot und Kuchen (ist ja auch was).


Hier noch ein paar Fotos der ersten Bike-Tage:

Griechenland1


Liebe Grüsse,
Kathrin

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