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Das Orakel hat nicht gesprochen


 

 

Hallo Schweiz,

wir haben unsere Velotour vorgestern in Patra beendet und waren recht traurig darüber, obwohl die letzte Etappe hart war: Affenhitze und viele Lastwagen über die bergige Strecke. Zum Abschluss kamen wir noch in den Genuss einer Gratisfährfahrt über den Golf von Patras und durften die gigantische Hängebrücke, welche den Peloponnes mit dem Festland verbindet, bewundern (wir wussten nicht, ob es ein Velostreifen hatte und haben deshalb die Fähre genommen).
Patras war leider etwas eine Enttäuschung, ein internationaler Fährhafen eben, wo der Verkehr Tag und Nacht lautstark durchrollt. Zum ersten Mal fanden wir eine Jugendherberge und waren nicht so begeistert davon, das Hotelleben hat uns eben schon verwöhnt. Immerhin haben wir unsere Seidenschlafsäcke und Duschtücher nun nicht vergebens mitgeschleppt. Ruth hat zudem auch noch das ganze Bett mit Insektenspray besprüht, um allfälligen Bettwanzen den Garaus zu machen. Dafür haben wir super Pasta gegessen, mit schwerem Herzen zur Kenntnis genommen, dass es die Schweiz schon wieder nicht in den Eurovision-Final geschafft hat, und dafür die Griechen angefeuert (Oooooopa!). Am flimmrigen Fernsehkasten im Hostel verfolgten wir zusammen mit einem enthusiastischen Nachtwächter ein paar Songs noch mit, bis wir schliesslich erschöpft ob dem langen Tag (und den furchtbaren Schnulzen) aufgaben und ins Bett sanken. Der Nachtwächter liess es sich aber nicht nehmen, um halb eins "Germania, Germania" durchs Hostel zu brüllen, in der Annahme, dass uns das sicher brennend interessiere.
Gestern haben wir die Velos abgestellt und den Bus ins Bergdorf Delphi genommen (das ist nämlich wieder sehr weit oben in den Hügeln, dafür hätten wir mit dem Velo mehrere Tage gebraucht). Die Landschaft und Aussicht hier oben ist super, es ist etwas kühler als an der Küste, es geht immer ein lauer Wind und unter uns im Tal liegt der grösste Olivenhain Griechenlands. Nebenbei hat es hier auch noch die weltberühmten Ruinen des Orakels von Delphi, welches in der Antike das Weltgeschehen gelenkt hat - Delphi ist der Nabel der Welt. Wir haben heute das Heiligtum des Apollons besichtigt, in dem Phytia, das berühmte Orakel, ihre mysteriösen Orakelsprüche verkündete. Leider war sie heute grad nicht anwesend, so wissen wir also nicht, wie es weitergeht mit der Finanzkrise, ob der Vulkan nochmals ausbricht und dummerweise unsere Ferien zwangsverlängert, oder ob die Schweiz doch noch irgendwann mal den Eurovision-Contest gewinnt. Die grossen Fragen des Lebens bleiben also unbeantwortet, seufz :-)
Heute Nachmittag haben wir uns einen gemütlichen Nachmittag mit Nichtstun gemacht Wir haben den Ameisen zugesehen, wie sie versuchten, die von uns ausgespuckten Olivensteine in ihr Nest zu transportieren. Als sie erfolgreich waren, versuchten wir es mit Pfirsichsteinen, das war dann doch eine Nummer zu gross. Wie ihr seht, sind wir hier sehr produktiv in der Erforschung der hiesigen Insekten. Dazwischen essen und trinken wir gut und belohnen uns für die Velotour, obwohl wir unsere Stahlrösser schwer vermissen (zu Fuss ist alles so weit, und mit dem Bus geht es so schnell...). Aber da wir morgen noch eine kurze Stippvisite in Athen geplant haben (obwohl die Akropolis scheinbar eingerüstet sei, wie wir hörten), geht das wohl besser zu Fuss.
So, die Taverne ruft, liebe Grüsse,
Kathrin

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