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Geschichten vom Baikalsee

So, nun haben wir bereits einen Rundgang durchs Zentrum von UB hinter uns und den grossen Platz mit Regierungsgebaeude und maechtiger Chingis Khan Statue besichtigt. Ausserdem stiessen wir per Zufall auf ein sehr huebsches Lama Kloster, welches leider nicht mehr in Betrieb ist, aber man kann es noch als Museum besichtigen. Im Innern war es sehr farbig, es gab tolle Masken und Statuen zu bestaunen, aber auch furchtbar gruselige Gemaelde von - wir nehmen an - der mongolischen Hoelle. Da sind wir doch froh, kommen wir hoechstens in die Schweizer Hoelle, die scheint dagegen ein wahres Picknick zu sein, denn hier werden die Menschen von Monstern und Goettern gequaelt, gepfaehlt, verbrannt, bei lebendigem Leib gefressen, in Eishoehlen erfroren, etc. - den Malern war keine Foltermethode zu schade, auch noch bildlich darzustellen.

Aber sicher nimmt es euch noch wunder, wie wir unsere letzten Tage in Russland verbracht haben, und es lohnt sich auf jeden Fall, auch die Fotos anzuschauen, denn die Olchoninsel ist wunderschoen! Ein Mix zwischen Schottland, Nordsee und Engadin, wenn das Sinn macht. Zuerst aber mussten wir dazu ca. 300 km mit dem Marschrutka (eine Art Minibus) dorthinfahren, ein kleines Abenteuer fuer sich, denn unser Fahrer hielt sich fuer Schumacher - hauptsache rasch ankommen. Da liegt auch mal rechts ueberholen drin, und das auf dem geschotterten Pannenstreifen, natuerlich ohne abzubremsen... Dann wurde die Strasse irgendwann zur Sandpiste, und wir hatten kurz vor der Faehre noch einen halben Platten. Dafuer kamen wir dank russischen "Beziehungen" innert Minuten auf die Faehre, bei der andere auch mal 8 Stunden anstehen. Zum ersten Mal blickten wir aufs tiefblaue Wasser des tiefsten Sees der Welt - ein toller Anblick!
In Chuschir, dem Dorf auf der Insel, angekommen, wurden wir in unsere Unterkunft gefahren, eine Art russisches Sommerlager. Wir erhielten ein kleines Holzhuettchen zugeteilt, WC und Dusche standen auch noch irgendwo auf dem Gelaende herum, dazu gabs einen Esssaal mit gemeinsamem Fruehstueck, Mittag- und Abendessen, sowie ein Volleyballfeld, Tischtennis und Sauna - wie in einem Club etwa. Es war voller Russen und Koreaner, wir waren anfangs die einzigen Europaer, doch nach 2 Tagen tauchten noch andere Schweizer und 2 Englaender auf. Auch die beiden Italiener aus der Transsib trafen wir hier wieder, sowie Vera, eine Finnin, welche aus entgegengesetzter Richtung gereist war, und nach 2 Monaten in China und der Mongolei per Zug nachhause reiste. Obwohl wir uns mit den Koreanern prima "verstanden" (wir spielten Volleyball mit ihnen), machte uns die ewige Draengelei der Russen im Esssaal doch etwas Muehe (boese Zungen wuerden behaupten, nach so vielen Jahren Schlange stehen waehrend kommunistischen Zeiten haetten sie's im Griff, aber nix da, da werden Ellbogen eingesetzt), so waren wir froh, uns auch mal mit andern Travellern auszutauschen, und verbrachten 2 lustige Abende in der hiesigen Bar beim Vodkatrinken.

Am ersten Tag machten wir einen langen Strandspaziergang, welcher schlussendlich 6 Stunden dauerte - kilometerlange weisser Sand und tiefblaues Wasser, mit richtig hohen Wellen. Ich traute mich ins kalte Wasser, doch es war zum Glueck nicht so eisig, wie im Reisefuehrer beschrieben - etwa so kalt wie die Maggia im Tessin. Zum lange Schwimmen reizt es nicht, aber ein paar Minuten Wellenhuepfen liegt noch drin. Ruth hat sich wie vorhergesehen nicht ins Wasser getraut, und unterdessen unseren Proviant verkleinert. Wir wurden vom Wind ordentlich gebremst und eingesandet waehrend unserer Wanderung, so dass wir immer wieder Pausen machten zwischen den Duenen, Buecher lasen, schliefen oder Schoggi assen. Es war ein ziemlich toller Tag!
Am zweiten Tag machten wir einen Minibus-Ausflug ans Nordkap der Insel (Kap Choboy), welcher ziemlich abenteuerlich war. Nicht nur waren die "Strassen" eigentlich eher Furchen im Sandboden, auch unser russischer Minibus Marke "Kalter Krieg" (er war innen mit Flugzeugsitzen ausgestattet) war bereits eine Sehenswuerdigkeit, aber er hielt erstaunlich viel aus. Das taten auch unsere Hintern, aber es lohnte sich: wir fuhren durch eine ehemalige Strafkolonie (zu Stalins Zeiten), an schoenen Felsformationen vorbei bis zum Kap. Dort fiel uns erst mal der Kinnladen herunter - die ganze Wiese war uebersaeht mit Edelweiss (hunderte und aberhunderte davon!) und Enzian! Ist in den Fotos ausfuehrlich dokumentiert. Aber auch der Ausblick auf den ganzen See (naja, bis er am Horizont verschwand - der Baikalsee ist ja ueber 600 km lang) war beeindruckend. Wir sind eine Weile am Kap herumgewandert, bis unser Guide zum Essen rief, er hatte eine feine Fischsuppe aus Omul, dem typischen Baikalfisch, gezaubert, die sehr lecker war, auch wenn der Fisch noch am Stueck war und wir etwas unbeholfen waren beim Essen, zum Amusement der vielen russischen Touristen aus unserem Bus. Dafuer konnten wir mit unseren Russisch-Wortschatz prahlen, der viel Lob, aber auch Schmunzeln ausloeste (an der Betonung wird's wohl liegen :-)

Hier koennt ihr noch die Fotos sehen:

Olchoninsel


Fotos von Ulanbator folgen ein andermal - wir sind ja noch eine Weile hier.

Schoenen Abend und liebe Gruesse in die Schweiz!
Kathrin

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