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Wer sagt denn, Sibirien sei kalt?

 


Hallo miteinander,

nach 3 Naechten und 2 Tagen im Zug sind wir heute morgen - mal wieder vor Sonnenaufgang - in der sibirischen Metropole Irkutsk angelangt. Ihr koennt euch etwa vorstellen, wie fein wir gerochen haben nach 3 Tagen ohne Dusche und eingeklemmt in einen Zug mit allerlei andern feinen Dueften... Dann die Hiobsbotschaft: leider nur kaltes Wasser, ein Problemchen mit der Hausverwaltung. Grrrr!
Dennoch, wir haben uns aufs Wasser gestuerzt und sind mittlerweile wieder sauber, wenn auch bereits ordentlich verschwitzt, denn in Sibirien herrschen hochsommerliche Temperaturen - fast 30 Grad! Was fuer ein Klimaschock nach dem kaltnassen Ekaterinburg! Wir haben den Tag im Schatten am Ufer der Angara genossen und dazu frische Beeren und eiskalte Getraenke in uns hineingekippt. Das nennt man Sommerferien.

Unsere Reise mit der Transsib ist auch dieses Mal recht spannend verlaufen, es war uns selten langweilig. Zum einen veraenderte sich die Landschaft taeglich, am ersten Tag war es flunderflach, waehrend wir der kasachischen Grenze entlangfuhren, fast schon Praerie-aehnlich, mit einem endlosen Himmel - diesmal auch in blau! Der 2. Tag fuehrte uns dann in die Berge, mit vielen Birken- und Kieferwaeldern, wunderschoenen Blumenwiesen und vielen Seen und Suempfen.
Unsere Abteilskameraden waren diesmal 2 Franzosen, mit denen wir unsern Vodka und Kaviar teilten, den wir in Ekaterinburg im Supermarkt fuer ca. 3 Franken (total, fuer beides zusammen!) erstanden hatten. Sehr lecker, auch wenn Ruth um den Kaviar einen eher groesseren Bogen gemacht hat.
Falls ihr jetzt denkt, wir sind in einem Billigland taeuscht das, billig ist nur der Vodka, die Zigaretten (ca. 1.20 Fr. das Paeckchen) und eben Kaviar. Fuer eine Handvoll Beeren zahlt man dann 4 Franken... Passend also, dass das russische Wort fuer "Rechnung" "Schok" lautet - den kriegt man manchmal schon.
Dafuer haben wir den Speisewagen im Zug grundsaetzlich links liegen lassen und immer selber gekocht, dank heissem Wasser aus dem Samovar und Quicksoup, etc. Auch gab es immer frische Beeren, Gurken, Tomaten, etc. auf den Bahnsteigen zu kaufen (so dass auch die Vitamine nicht ganz zu kurz kommen).
In diesem Zug hatten wir etwas weniger Kontakt zu Russen und eher auslaendische Touristen getroffen, so auch 2 Italiener, mit denen wir uns den ersten Nachmittag super unterhalten haben, so dass die Zeit im Nu verging (ob es evtl. die Flasche russischer Schampus war, den wir ebenfalls noch vor Abfahrt fuer Kleingeld im Kiosk erstanden hatten??) Die beiden Italiener hatten weniger Glueck mit ihren Abteilskameraden - bei ihnen stieg ein sehr komischer Kauz zu, der ihnen sozusagen um sich vorzustellen und die Kommunikation zu erleichtern (er war Russe) erst mal Nacktfotos von sich in ziemlich eindeutigen Positionen zeigte. Die beiden leicht homophoben Italiener fluechteten aus ihrem Abteil und holten Ruth zuhilfe, damit sie sie verteidigen konnte, falls es zur Sache ging. Der lustige, aeusserst interessant rasierte Pudel, den der Typ dabei hatte, hat uns dann allerdings wieder zum Lachen gebracht.
Ausserdem reiste in unserem Wagon auch eine sehr paranoide Russin, die staendig die Haende verwarf, wenn wir am Bahnhof und aus dem Zugfenster Fotos machten, weil das strengstens verboten sei, das gelte als Espionage! Wir liessen uns nicht bange machen und knipsten froehlich weiter, wo doch das Wetter endlich schoen wurde, was ihr ordentlich Nerven gekostet haben muss, jedesmal wenn Sie uns sah, schuettelte sie uns den Drohfinger und mahnte uns zur Vorsicht vor der Militsia (oder was auch immer). Offenbar sind tatsaechlich schon Reisende verhaftet worden, aber uns hat niemand beachtet.
Nun sind wir also schon bereits 5185 km von Moskau entfernt (die km-Schilder flitzen immer rechts am Zug vorbei), doch es ist oft schwer, sich der Distanz bewusst zu sein... sooo gross ist Russland, und wir fahren noch nicht mal bis ans Ende, nach Vladiwostok!
Morgen steht allerdings ein anderer Hoehepunkt auf dem Programm: der tiefste See der Erde, der Baikalsee! Wir fahren fuer ein paar Tage auf die Olchoninsel, bevor es am Samstag mit dem Zug weitergeht in die Mongolei.

Fotos ab Ekaterinburg bis heute:

Ekaterinburg-Irkutsk


Wir melden uns evtl. nochmals aus Irkutsk, und vielleicht aber auch erst im naechsten Land, da auf der Olchoninsel erst grad der Strom angeschlossen wurde - Internet wird es wohl kaum geben.

Liebe Gruesse,
Kathrin

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