Direkt zum Hauptbereich

The Wall, the Emperor and the Duck

 


 

Hallo miteinander,


soeben sind Ruth und Claudia nach Pingyao abgereist, und ich sitze hier etwas verloren im Hostel bei einem einsamen Bierchen und blase Trübsal, weil meine Ferien fast vorbei sind. Da trifft es sich ja gut, dass mal endlich ein PC frei wird und ich die letzten 2 Tage noch für euch Revue passieren lassen kann, bevor ich morgen noch die letzten Stunden China geniesse und am Samstag dann zurückfliege.
Vorgestern haben wir morgens die ultramoderne U-Bahn zum Platz des himmlischen Friedens genommen, und dort erst mal tief durchgeatmet (das muss man hier, bei der schwülen, feuchten Luft). Beim Anblick des Tiananmen Square erblasst der Rote Platz von Moskau ein bisschen, denn der hier ist einiges grösser... und fast über den ganzen Platz zieht sich eine riesige Menschenschlange, welche fürs Mao-Mausoleum ansteht! Wir haben auch diesen Leichnam links liegen gelassen. Nachdem wir den armen Lenin, der ja viel lieber neben seiner Mutter begraben worden wäre, anstatt für immer einbalsamiert zu werden, nicht angekuckt haben, wollten wir konsequent bleiben und auch Mao nicht die Ehre erweisen, der ebenfalls auf keinen Fall konserviert, sondern verbrannt werden wollte... tja, auch wenn man ein maechtiger Mann war, reicht die Macht offenbar doch nicht ins Jenseits :-)
Auf dem Weg in die verbotene Stadt wurden wir dann bereits zum ersten Mal von Chinesen am Ärmel gepackt und "höflich" gebeten, doch bitte mit ihnen fürs Foto zu posieren, weil wir solche Exoten sind. Die Leute waren vom Land und kamen sich die Hauptstadt anschauen, und hatten offenbar noch nie eine "Langnase" (so werden die Europäer genannt) gesehen. Dies passierte uns am selben Tag noch mehrmals, manchmal sahen wir, wie uns die Leute heimlich zu fotografieren versuchten, andere waren gar nicht scheu und stellten gleich mal die Schwiegermutter zwischen Claudia und mich, fürs Foto ins Familienalbum mit den zwei blonden Girls. Wir mussten uns immer zusammennehmen, um nicht umzufallen vor Lachen. Auch gucken die Chinesen immer so ernst auf Fotos, nur wir grinsen wie die Maikäfer.
Über die verbotene Stadt lässt sich v.a. sagen, dass sie riesig ist, und man sich die Schuhe wund läuft... und rund um einem herum wuselt es nur so von v.a. chinesischen Touristen. Schön ist es schon, besonders die Tempeldächer mit den schön bunt bemalten Holzbalken haben es mir angetan. Leider verblassten die Farben etwas im grauen Smog, der mal wieder tief über der Stadt hing. Irgendwann konnten wir einfach keinen weiteren Tempel, Palast, etc. mehr sehen und setzten uns in den Palastpark, wo wir ein chinesisches Glace assen (meines hatte Rote-Bohnen-Geschmack, ganz interessant). Also, die chinesischen Kaiser, die wussten schon, wie man gut lebt!
Am Abend suchten wir dann leider vergebens den Nightmarket, der offenbar nicht mehr dort ist, wo er auf der Karte eingezeichnet ist, fanden dafür aber ein nettes Grillrestaurant, welches nur noch grad 3 Sachen in der Küche hatte, nämlich Brot, Pouletflügeli und ein paar Pilzchen - diese letzten Brosamen haben sie dann aber anständig und mit viel Chili gegrillt und alles hübsch auf Spiesschen serviert. Fein!
Gestern haben wir dann den Smog der Grossstadt hinter uns gelassen und sind nach Jinshaling gefahren, zur Grossen Mauer (bzw. einem Teil davon). Dort ist die Mauer noch nicht so hübsch restauriert und herausgepützelt wie an andern Orten, die sehr touristisch sind, und man kann hier eine Tageswanderung auf der Mauer machen bis zum nächsten Ort, wo man dann wieder vom Bus abgeholt wird. Es sind zwar nur 10 km, aber diese haben es in sich, denn die Mauer führt hier quer über die Berge, und zwar immer der Krete nach, also viiiiieeel rauf und runter über ausserordentlich steile Treppen, bis zu 70% Steigung. Ich vermute, es waren mal wieder die Inka's am Werk :-). Aber es war eine tolle Erfahrung, über dieses einmalige Bauwerk zu wandern, keuchen, schwitzen, leiden. Zum Glück hatten wir am morgen schon gedacht, wir sparen unsere Kräfte und nehmen die Seilbahn hoch zur Mauer (obwohl Ruth dies dann bereute, als wir in der Blechkiste sassen, bei der es sich eindeutig nicht um eine Schindler-Konstruktion handelte, sondern "made in China", und es doch noch ziemlich ordentlich s'Loch runter ging. Claudia, die sonst nicht wandert, hat dann Ruth und mich bereits beim zweiten Wachturm verflucht, und beim dritten kamen dann langsam die Morddrohungen, weil wir sie auf diese Exkursion mitgeschleppt hatten. Insgesamt mussten wir 16 Wachtürme abklappern... und etwa ebensoviele Berge überqueren. Leider kann ich dies nicht mit selbsterklärenden Bildern illustrieren. Jedenfalls jubelten wir alle, als wir endlich unser Ziel erreichten, und nahmen zur Belohnung (und zur Schonung unserer Knie) den rasanten Abstieg von der Mauer, indem wir uns in ein Klettergstältli setzten und an einem Drahtseil quer übers Tal auf die andere Seite runterflitzten - cool!
Abends wollten wir uns dann mit einer leckeren Pekingente belohnen, aber das Restaurant, welches uns empfohlen wurde, hatte leider bereits geschlossen. Dafür fanden wir dann per Zufall den Nachtmarkt und versuchten uns dort an den Essensständen mit exotischen Leckereien (um die Maden, lebendig aufgespiessten Seepferdchen und Skorpione machten wir einen Bogen und hielten uns an Frühlingsrolle und Dumplings). Dann haben wir uns auf die Souvenirs gestürzt und konnten kaum mehr aufhören, zu kaufen, so viele schöne Sachen hat es hier. Ruth versuchte brutal, die Preise zu drücken, hat aber auch keinen besseren Preis als Claudia und ich für ein Seidenportemonnaie (ca. 2.- Fr.) erreicht, obwohl sie noch 15 länger rumgemärtet hat.
Heute haben wir dann endlich, nach 3 Taxifahrten, viel Rumirren und warten, endlich unsere Pekingente bekommen, die auch ganz gut war, leider nicht so knusprig, aber trotzdem sehr lecker. Und heute sahen wir auch in Peking endlich mal blauen Himmel, welch Wunder!! Dafür war es dann auch ungemein heiss, so dass wir den Nachmittag im Park verbrachten.
So, nun muss ich eine grössere Tasche kaufen gehen, weil all meine Souvenirs keinen Platz mehr im Rucksack haben. Hmmm, ob ich nochmals auf den Nachtmarkt soll? Da hatte es sehr hübsche Taschen, aber die Gefahr besteht wohl, dass ich dann noch mehr kaufe, und die Tasche auch wieder nicht ausreicht...
Liebe Grüsse, bis bald,
Kathrin

 

 

Kommentare