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El subcomandante lässt grüssen


 

Hallo miteinander,

mittlerweile habe ich schweren Herzens den Strand hinter mir gelassen und bin wieder in die Berge gefahren in die Chiapas-Provinz. Momentan befinde ich mich in San Christobal de las Casas, dem kulturellen Zentrum von Chiapas. Die Zapatisten sind omnipräsent hier, und auf der Strasse werden überall kleine Puppen vom Subcomandante Marcos verkauft, dem Anführer der Zapatisten-Rebellen. In einem Cafe, welches von Zapatisten-Sympathisanten geführt wird, hat auch das Jesuskind in der Weihnachtskrippe eine schwarze Maske an, und statt Hirten stehen überall schwarz vermummte Zapatisten herum (inkl. Schafe und Esel). Am Weihnachtsbaum hängen denn auch nur rebellisch rote Sterne mit dem EZLN-Logo drauf und statt Engeli mit goldigen Locken wieder kleine Subcomandantes mit schwarzverhülltem Gesicht. Ich musste lachen, traute mich dann aber nicht wirklich, ein Foto zu machen...
Im Gegensatz zu diesem rebellischen Lokalkolorit ist der Jahrestag der Virgen de Guadelupe, der Nationalheiligen Mexicos, welcher kurz vor der Tuer steht, eine nationale Angelegenheit, welche beeindruckende Masse annimmt. Mir war bekannt, dass viele Leute übermorgen, also am 12.12., vom ganzen Land nach Mexico City zur Kathedrale der Virgen de Guadelupe pilgern, die letzten Meter davon auf den Knien, aber man kann offenbar irgendwohin pilgern, wo die Schutzpatronin eine Kirche hat, wie auch z.B. hier in San Christobal. Dazu nehmen die Leute hunderte von Kilometern zu Fuss in Kauf, und zwar rennen sie die Strecke im Staffellauf in den Tagen und Nächten vor dem Feiertag. So wunderte ich mich erst gestern nacht, wieso mein Nachtbus oft nur im Schritttempo fahren konnte, dann hupend einen Pickup-Lastwagen mit einem Dutzend singenden Jugendlichen oder so überholte, der im Schritttempo fuhr und dem jeweiligen Sprinter mit der Fackel folgte, der auf der Hauptstrasse rannte. Erst heute morgen wurde mir die Sache erklärt. Es handelt sich um Gruppen von jungen Mexikaner/-innen, welche aus ihrem Dorf zur Virgen de Guadelupe rennen mit einer Fackel, die nie auslöschen darf. Auf dem Weg von Puerto Angel bis nach San Christobal haben wir Dutzende solcher Konvois überholt, manche davon rannten die ganze Nacht durch. Ich weiss nicht, wieviele Kilometer es sind, aber die Busfahrt dauerte 13 Stunden und ging bis auf über 2000m über Meer...
Hier in San Christobal finden schon den ganzen Tag Umzüge statt mit Kerzen, Musikanten, Sprechgesängen. In der ganzen Stadt hängen die total erledigten und verstaubten rennenden Pilger/-innen herum und erholen sich vor dem Showdown, dem eigentlichen Feiertag übermorgen. Ich werde mir das sicher mal anschauen, allerdings ohne Fackel und sicher nicht rennend ;-)

In Puerto Angel habe ich gestern noch total überraschend Sabina und Jonathan wieder getroffen (die Filmbusiness-Leute), und wir unterhielten uns gegenseitig prächtig mit Reiseanekdoten, von der schlimmsten Toilette bis zur skurrilsten Busfahrt oder Linienflug. Beim Abendessen lernte ich ein neues Würfelspiel, bei dem ich sogar ausnahmsweise mal ziemlich gut war (hätte doch ein paar Pesos Einsatz spielen sollen): liebe Daphne, liebe Ruth, beim nächsten Treffen lernt ihr mexikanisches Würfeln!

So, Fotos wollen mal wieder nicht hochladen, also vielleicht morgen dann...
schönen Abend, liebe Grüsse, Kathrin



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