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Zwangsrast, oder: wie man 30 Stunden totschlägt


 

 

Hallo miteinander,

grummel... eigentlich wollte ich heute Abend mit dem Nachtbus Palenque verlassen, nachdem ich ihn gestern Abend schon verpasst hatte (meine Dschungeltour kam zu spät zurück). Habe dafür das Ausschlafen genossen, gemütlich gefrühstückt und bin nun zum Busbahnhof gefahren, um ein Ticket für heute Abend zu besorgen. Aber nix da, alles ausgebucht in Richtung Norden (ich muss mich langsam auf den Rückweg nach Mexico City machen). Erst morgen Abend gibts wieder Tickets. Was tut man an einem Ort, an dem man alle Ruinen, Wasserfälle und Souvenirstände schon gesehen hat??? "Nada!", meinen die im Tourist Info, denn was anderes gebe es hier in Palenque wohl nicht zu tun. Also werde ich halt einen auf Mexikaner machen, mich faul in die Hängematte legen und mein Buch, welches ich gerade vorgestern fertig gelesen habe, nochmals von vorne anfangen zu lesen (eine Buchhandlung oder Büchertausch gibts hier nirgends). Ist zum Glück ein dicker Schinken ("Die Tore der Welt") und ich hatte schon fast wieder vergessen, was am Anfang passiert war. Aber erst mal nutze ich die Zeit, in Ruhe meine Fotos runterzuladen und euch ein bisschen aus dem tropischen Teil Chiapas' zu erzählen, während rund um mich herum die soeben in die Schulferien entlassene mexikanische Jugend am Gamen ist und Rammstein aus den Boxen dröhnt.

Hier in der Gegend gibt es ein paar hübsche Wasserfälle, wo das Wasser türkisblau über mehrere Felsenstufen sprudelt. Da das ganze in einem Naturschutzgebiet liegt, zahlt man üblicherweise einen kleinen Eintritt. Dummerweise haben nun auch die Zapatistas entdeckt, dass man da gutes Geld machen kann, und haben kurzerhand das Naturschutzgebiet besetzt und auf der Zufahrtsstrasse einen Kontrollposten eingerichtet, wo man darauf aufmerksam gemacht wird, dass man sich nun im Rebellengebiet befindet und freundlichst um eine Spende gebeten wird (die natürlich nicht freiwillig sondern obligatorisch ist). Kurz darauf kommt man dann zur offiziellen Eintrittspforte, wo man dann ganz legal nochmals Eintritt bezahlt ;-) Da es sich umgerechnet um einen Preis von ca. 2 Fr. handelt, regt sich kaum jemand darüber auf, sondern findet es einfach witzig. Erst wenn man dann fürs WC nochmals einen Franken bezahlen muss, finden es die meisten (ich inkl.) nicht mehr so lustig...
Jedenfalls war es sehr schön dort, v.a. das türkisblaue Wasser hat mich sehr fasziniert (und dass man darin baden konnte, war bei der Hitze auch ein Bonus!).


Danach bin ich für 2 Tage an die guatemaltekische Grenze gefahren, wo es noch 2 weitere interessante Ruinen gibt, die eine davon, Yaxchilan, kann nur per Boot auf dem Grenzfluss zwischen Mexico und Guatemala erreicht werden, eine interessante Fahrt. Die Ruinen liegen, wie Palenque, mitten im Dschungel, aber sind nicht so herausgepützelt wie Palenque, und es hat natürlich viel weniger Besucher. Dafür hört man die Affen brüllen, und in den Ruinen leben tausende von Fledermäusen, was natürlich auch seinen "Charme" hat. Man braucht eine Taschenlampe, um das Innere der labyrinthähnlichen Ruinen zu entdecken, und es flattern einem ständig die "Murcielagos" (Fledermäuse) um die Ohren. Die andere Ruine, Bonampak, ist nicht ganz so eindrücklich, dafür sind dort die Wandmalereien der Mayas im Innern noch intakt (überall sonst sind diese längst verfallen und verrottet). Sehr eindrücklich, überhaupt nicht primitiv und schon fast Michelangelo-mässig, auch die Farben! Abends übernachtete ich dann in einem kleinen Dorf im Dschungel mit ein paar andern Touristen, u.a. einem litauischen Pärchen, die das seeeeehr rustikal fanden, ich fands lässig und romantisch... Naja, es war halt wieder eine Palmenblätter-bedeckte Hütte, mit Matratze am Boden und einer Wolldecke. Dafür zirpen die Grillen, zwitschern die Vögel und kreischen die Affen die ganze Nacht, was will man mehr? Am nächsten Morgen machten wir eine interessante Dschungelwanderung, wo uns unsere lokale Führerin viel Interessantes über die Heilpflanzen der Selva erzählte und uns zu weiteren Ruinen, halb verwittert mitten im Dschungel, sowie einem schönen Wasserfall mit Badegelegenheit fuehrte. Jetzt koennt ihr es dann wahrscheinlich schon bald nicht mehr hören vor lauter Wasserfällen und Ruinen, aber ich fands toll. Ausserdem ist es schon cool, durch einen so klaren tiefgrünen Dschungel-Tümpel zu schwimmen, auch wenn es ein paar freche Fische hat, die einem in die Beine zwicken, weil sie glauben, man sei Fischfutter. Neee, keine Pirañas, sondern klitzekleine Fischchen, ganz herzige. Gekreischt hab ich trotzdem, als mich der erste in die Wade biss ;-)

Hier noch ein paar Fotos von diesen 2 Tagen im äussersten Winkel von Chiapas:

Fotoalbum Agua Azul / Yaxchilan


So, nun ist es Hängematten-Margaritha-Zeit!

Melde mich wieder aus D.F. (Mexico City für diejenigen, die anfangs Dezember nicht aufgepasst haben ;-)

liebe Grüsse, Kathrin

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