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Zum letzten Mal Steinstatuen

 


 

Liebe Alle,

heute habe ich noch das letzte "Kulturprogramm" hier in San Agustin absolviert, nämlich das obligate Freilichtmuseum "Parque Archaeologico", wo am meisten Steinstatuen und Gräber stehen. Sicher hängen euch die Steinstatuen nun schon zum Hals raus... mir ging es heute morgen ähnlich, und eigentlich ging ich nur dahin, um mir etwas die Füsse zu vertreten nach dem gestrigen Autotag (und morgen den ganzen Tag im Bus zurück nach Popayan...) und ein paar Kilometer durch den Wald und über die Hügel zu laufen, und ab und zu eine Statue zu sehen. Im Parque angekommen, ging ich zuerst in den "Bosque de las Estatuas", einem Weg durch den Nebelwald, an dem über 60 Statuen verteilt waren, die man von überall her zusammengesucht und hier so gruppiert hat. Schon nach der 5. Statue merkte ich, wie ich nur noch mit halboffenen Augen an den Statuen vorbeischlurfte, da mir alles dasselbe schien. Dann packte mich plötzlich das typisch katholische schlechte Gewissen, und ich schalt mich selber, dass da an jeder Statue vor tausenden von Jahren mal ein Mensch liebevoll dran gearbeitet hatte, und ich diesem Meisterwerk gefälligst Respekt zu zollen hätte. So schlich ich also wieder zurück und beschloss, mir jede Statue genau anzusehen- schliesslich ist keine gleich. Und irgendwie packte mich dann das Giggeln, auf einmal schien mir jede ein Kunstwerk, aber ein witziges. Sicherlich musste der Schöpfer dieser Statue viel Humor besessen haben, um dieses verschmitzte Grinsen hinzukriegen, sicher hatte sich jener Steinhauer ins Fäustchen gelacht, als er die Nasenlöcher der Statue ausbohrte, und derjenige, der dieser Statue die Nase flachgedrückt hatte, hat sich wohl an seiner Gottheit gerächt. So entdeckte ich an jeder Statue bald etwas Urkomisches, seien es nun die Fingernägel, unter denen echter Dreck wucherte, oder der hübsch geformte Penis, der nun unter dem feuchten Moos vor sich hin moderte, oder die bewusste Zahnlücke, oder die unbewusste Komik eines fetten Bauches. Ich war zum Glück weit und breit die Einzige, sonst hätte sich sicher mancher gefragt, was ich da laut in den Wald hinaus lachte. Einige Statuen waren bewusst so schief konstruiert oder mit so vapidem Lächeln versetzt, dass ich sicher war, dass die Erbauer ein paar kräftige Joints geraucht haben, als sie diese Statuen meisselten.
Mit neuen Augen betrachtet, war der riesige Park daher sehr interessant, und ich erkor bald meine Lieblingsstatuen, vor denen ich mich hinsetzte und mir eine Geschichte ausdachte. Ich habe mich daher schwer getan mit der Fotoauswahl, und wenn ihr meinen Humor nicht teilt, müsst ihr euch halt durch ein paar "langweilige Steinstatuen" durchklicken. Ansonsten rate ich euch, die mal genau anzuschauen, sicher findet ihr sie plötzlich auch ganz witzig. Erst als es zu regnen anfing, trollte ich mich, und genoss in einem Restaurant einen feinen Fruchtsalat statt dem üblichen Reis-Bohnen-Schuhsohlenfleisch-Teller.
Morgen gehts zurück nach Popayan und von da aus dann an die Grenze nach Ecuador. Wünscht mir Sitzleder für morgen, muss wieder 7 Stunden über die Holperpiste zurück zur Panamericana...

Hier noch die Fotos von heute:

Fotoalbum San Agustin Parque Archaeologico

Liebe Grüsse,
Kathrin

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