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Schneegestöber auf dem Chimborazo

 


 

Hallo zusammen,

das Beste an Ecuador sind eindeutig die kurzen Distanzen: stand ich heute morgen noch im Schneegestöber beim Chimborazo-Refugio, so sitze ich jetzt bereits seit einigen Stunden im einiges wärmeren Baños, kurz vor dem ecuadorianischen Amazonasgebiet, unterhalb des rauchenden Vulkans Tungurahua. Zwar fehlt mir die Energie, mich aufzuraffen und mich in die berühmten Thermen zu setzen, aber dafür ist morgen sicher auch noch Zeit. Die Tagestour zur oberen Berghütte des Chimborazos auf 5000m Höhe stellte sich als etwas anstrengender raus als es tönte. Das lag v.a. daran, dass es in der Nacht recht stark geschneit hatte in diesen Höhenlagen, und mein Taxifahrer eine alte Klapperkiste fuhr (nix mit 4-Rad-Antrieb, was dringend nötig gewesen wäre). Normalerweise können die Autos bis auf 4800m (bis zur 1. Hütte) hochfahren, von dort aus läuft man "nur" 200m hoch bis zur 2. Hütte, ein beliebter Tagesausflug. Danach gehts nur mit Steigeisen und Bergführer weiter. Da mein klappriges Taxi allerdings bereits weit unter der 4800m-Grenze ins Schleudern kam im Schneegestöber, stieg ich schliesslich aus und marschierte der Strasse entlang hoch, während mein Taxista fluchend versuchte, sein Taxi aus den Schneewehen zu befreien. Es war ziemlich weit für diese Höhenverhältnisse und ich brauchte fast 1,5 Stunden, bis ich zum oberen Refugio kam. Dafür klarte die Sicht etwas auf, und ich erhaschte ein paar begehrte Minuten freie Sicht auf den mächtigen, verschneiten Chimborazo, bevor wieder alles zunebelte. Unterwegs traf ich einen Deutschen, den ich gestern in der Bergsteigeragentur in Quito getroffen hatte, wo ich meine Cotopaxibesteigung buchte, der gefrustet abstieg - er und sein Guide hatten wegen dem Neuschnee die Chimborazobesteigung absagen müssen. Ich hoffe, dass mir nächste Woche nicht dasselbe passiert... Auch die vielen Kreuze und Gedenksteine der abgestürzten Bergsteiger gaben mir etwas zu denken, darunter viele Schweizer. Allerdings ist mit dem Chimborazo nicht zu scherzen, es ist (unabhängig von der Höhe) keine leichte Besteigung, und der Klimawandel verändert den Gletscher so schnell, dass die Routen ständig geändert werden müssen (auf dem Cotopaxi hat dies interessanterweise die Route vereinfacht - bisher...).
Der Chimborazo ist ein mächtiger Berg, aber er sitzt auf einer Mondlandschaft - karge Ebenen, ab und zu ein paar Vicuñas, und heute alles weiss (was sehr selten ist, gemäss meinem Taxifahrer). Dummerweise habe ich meine Sonnenbrille vergessen, und obwohl die Sonne nicht wirklich schien, tun mir jetzt die Augen weh von dem blendenden Weiss - tja, selber schuld. Als ich schliesslich abstieg, fand ich meinen Taxifahrer immer noch am Fluchen - er hatte es mittlerweile nur geschafft, sein Taxi noch mehr in die Schneewehen zu fahren und fuchtelte total unbeholfen mit einer Schaufel herum. Schliesslich nahm ich die Schaufel selbst in die Hand, grub die Räder aus (und ich kann euch versichern, dass Schneeschaufeln auf fast 5000m Höhe unglaublich anstrengend ist) und hielt schlussendlich einen vorbeifahrenden Tourbus an, damit die Männer aussteigen und uns anschieben würden (mein Taxifahrer stand währenddessen nur ratlos herum, brummelte, hustete und fluchte noch ein bisschen mehr - ein wahrer Held). Irgendwie schafften wir es dann, dass das Taxi wieder in den Wagenspuren, und sogar in die richtige Richtung stand, so dass wir losspulen konnten (wir schafften es auch heil nach unten, dankeschön).
Nun trockne ich mal wieder meine Schuhe (der Schnee war sehr nass und teilweise fast kniehoch) und geniesse die tieferen Lagen in Baños, wo ich in den nächsten Tagen ein paar Wanderungen unternehmen will.


Liebe Grüsse, Kathrin

 

 

Fotoalbum Chimborazo

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