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Karibische Rhythmen


 

 

Hallo miteinander,

gestern bin ich nach Baranquilla geflogen, an der Karibikküste Kolumbiens (und gleichzeitig Geburtstadt von Shakira), dem ich jedoch rasch den Rücken kehrte - Betonblocks und verseuchte Flüsse sind nicht so mein Ding. Dafür war die Busfahrt nach Santa Marta sehr schön, entlang der Küste (endlose Kilometer voller Wellen bis zur Strasse) und durch einen sumpfigen, schönen Nationalpark voller Vögel und kleiner schwimmender Dörfer. In Santa Marta angelte ich mir ein Collectivo, welches im Schritttempo durch die Stadt eierte und verzweifelt noch ein paar Passagiere aufzutreiben versuchte. In der glühenden Nachmittagshitze war die Stadt jedoch fast tot und der Chauffeur gab schliesslich auf, trat aufs Gaspedal und fuhr mich über den Berg ins wunderschöne Fischerdorf Taganga, ein richtiges Postkartendörfli am Atlantik. Hier weile ich im gemütlichen Hostal Casa de Felipe (gehört einem Franzosen), döse in der Hängematte, trinke eiskaltes Bier, welches leider viel zu schnell warm wird (werde hier zu einer rasanten Trinkerin) und lasse mich von karibischen Rhythmen berieseln. Wobei ich "berieseln" mit hochgezogenen Augenbrauen schreibe - am Strand reiht sich Bar an Bar, und jeder versucht, mit seiner Soundanlage den Nachbarn zu übertönen, was in einem unglaublichen Soundbrei ausartet. So habe ich heute die Sandalen geschnürt, mir Handtuch und Bikini über die Schulter geworfen und bin um die Ecke (30min. über den Hügel in einer unglaublichen Hitze) an die Playa Grande spaziert (hechel, hechel). Die Playa Grande ist lustigerweise sehr klein und megavoll, aber man kann einfach weiterlaufen um die Ecke, und schon reiht sich ein Mini-Strand am andern, die meisten davon verlassen (Kolumbianer lieben Gesellschaft, laute Musik und röhrende Motorboote, und lassen diese hübschen Ecken links liegen). So hatte ich denn einen solchen Ministrand (50m lang zwischen den Felsen) fast den ganzen Tag für mich alleine. Jawohl, liebe Judith, liebe Jovanka, ich habe einen gaaaaaanzen Tag am Strand verbracht! Hoffe, ihr seid stolz auf mich. Sogar mein schneeweisser Bauch hat etwas Farbe bekommen und sieht nun so aus, als hätte ich mich 1 Woche nicht gewaschen. Auch mein kolombianischer Sunblock hält was er verspricht, habe mich diesmal nicht verbrannt trotz intensiver Sonnenbestrahlung und kaum Schatten (nach einer Stunde klebte ich an den Felsen, wo ca. 50cm im Schatten lagen...;-)). Das karibische Meer ist nicht so warm, wie ich es mir vorgestellt hatte, sondern angenehm kühl, gerade richtig, um die brodelnde Hirnmasse vor dem Kurzschluss zu bewahren, indem man zwischendurch mal ins glasklare, türkisblaue Nass hüpft. Soll ich euch noch weiter quälen? Nein? Na gut, die Fotos schicke ich euch dann aus Bogota, wenn ich wieder Zugriff auf Parukas Super-Rapido-Computadora habe.
Habe heute auch mein erstes Buch fertiggelesen (nein, liebe Bücherfreunde, trotz vieler Stunden in Hängematten und Bussitzen lese ich hier äusserst selten...), und das erst noch auf Spanisch (Vargas LLosa, "La Tia Julia y el Escribidor" - danke, Luzia, sehr amüsant!). Dafür habe ich mich zur Belohnung ins Literar-Té, eine Büchertauschstube hier in Taganga, eingeladen, welches von einer waschechten Bernerin gegründet wurde, die sich hier niedergelassen hat. Wir hielten einen netten Schwatz über die Schweiz, Kolumbien, und Bücher, und ich habe nun wieder deutsche Lektüre zum Lesen (schwach, schwach, ich weiss...). Momentan lese ich aber noch "El Bosque de los Pigmeos" von Isabel Allende, welches mir Hector geschenkt hat, als Tausch für Harry Potter. War erst etwas skeptisch über den Tausch, wie sich die Potter-Fans unter euch ja vorstellen können, aber mittlerweile recht begeistert.
Morgen fahre ich in den Küstennationalpark "Tayrona", wo die Strände noch besser sein sollen als hier: Taganga ist eher mediterran, mit spärlich bewachsenen Hügeln und steilen Buchten, Tayrona hat weisse Sandstrände umgeben von Kokospalmen, man kommt nur zu Fuss hin und schläft in der Hängematte oder im Zelt. Keine Autos, hoffentlich etwas weniger Abfall als hier, und etwas weniger potente Soundanlagen... Da ich Hängematten cool finde für Siesta, aber grauenhaft zum wirklich Schlafen, hat mir Jack ihr Zelt geliehen, und ich gehe also campen an der Karibikküste, werde unter Kokospalmen schlafen und wunderschöne Sonnenuntergänge betrachten. Ist das nicht obercool?? Ihr seid neidisch? Wirklich??? (Hehehe...). Jack hat mir auch einen Theoriekurs zum Selber-Knacken und Ausschlürfen von Kokosnüssen gegeben, so dass ich wohl nicht verhungern werde... Voraussichtlich (falls mich keine Kokosnuss erschlägt) werde ich 2-3 Tage dort bleiben und dann nach Cartagena fahren, der am meisten von Piraten attackierten Stadt der ganzen Karibik (Jack Sparrow, pardon, Capt'n Jack Sparrow, lässt grüssen), von wo aus ich mich wieder melde.
Liebe Grüsse an alle, viel Wärme und Salsa in die Schweiz, Kathrin

 

 

 

 

 

Fotoalbum Taganga

Kommentare

  1. Liebe Kathrin
    Ich fühle mich ins Jahr 1996 zurück versetzt, da bereiste ich die gleichen Orte wie Du: Santa Marta und dieser Nationalpark, wo ich aber (sehr gut!) in den Hängematten schlief, es war traumhaft schön und es hatte eine Menge Travellers dort. Cartagena ist eine sehr schöne Stadt, darauf kannst Du Dich echt freuen.
    Weiterhin viel Spass und ich wäre ab liebsten bei Dir...
    Lieber Gruss Esther

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  2. Hola Esther,

    es ist immer noch traumhaft schoen, und eine Menge Travellers hat's auch immer noch;-). Und Cartagena ist wirklich riesig schoen, wenn auch sauteuer- grad wollte ich im Cafe auf der Stadtmauer ein Bierchen trinken, was doch sage und schreibe 8000 Pesos kostet (ueber 4 SFR). Hat mich fast aus den Flipflops gehauen und ich starrte die Bedienung entsetzt an, bevor ich mich schleunigst aus dem Staub machte. Nachher musste ich natuerlich lachen, weil ich in der Schweiz ja noch mehr bezahlen wuerde. Wie das wohl rauskommt, wenn ich wieder in der Schweiz bin und meinen ersten Kaffee bestelle?? Wahrscheinlich trifft mich der Schlag.
    Aber ansonsten geniesse ich Kolumbien ausserordentlich, bin sehr positiv ueberrascht. Natuerlich kann man die Karibik nicht mit dem Rest des Landes vergleichen, aber es ist absolut einer der Hoehepunkte meiner Reise! Uebrigens, nach San Augustin will ich auch noch, da warst du doch auch, gell? Ich erinnere mich an deine tollen Fotos.
    Liebe Gruesse, Kathrin

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