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Bye, bye Peru

 


 

Hallo Leute,

vor gut 2 Stunden habe ich Peru verlassen und mich gebührend verabschiedet - mit einer "Busse". Der Zollbeamte behauptete, ich sei mehr als 60 Tage im Land gewesen, und müsste nun eine Strafe bezahlen, how nice. Zwar stimmt es, es sind 64 Tage, aber mir wurde bei der Einreise gesagt, ich könne für 90 Tage bleiben. Leider hat der Zollbeamte dies so unleserlich hingekritzelt, dass man nun darüber streiten konnte, ob es eine 60 oder eine 90 war. Ich sass natürlich am kürzeren Hebel, ich wollte ja schliesslich raus aus Peru, v.a. angesichts der Tatsache, dass sich das Immigration Office in einem Ort mit 3 Häusern befindet, ohne jede Infrastruktur, und ich auf die andere Amazonasseite nach Kolumbien wollte. Daphne, deine Vision von mir in einem gottverlassenen Ort ohne Essen und Hotel schwebte mir kurz vor Augen, und ich versuchte es erst mit Augenklimpern ("Aber Señor, es sind doch nur 4 Tage!"), dann mit einem Zwergenaufstand ("Wenn ich eine sogenannte Busse bezahlen soll, dann will ich eine Quittung dafür!" - hilft normalerweise bei solch gängigen Schummelversuchen, aber nicht hier: "Wenn Sie eine Quittung wollen, Señorita, müssen Sie zurück nach Iquitos, wir haben hier keine Quittungen!" 12h Schifffahrt ohne Beinfreiheit... nee danke!), und als alles nix nützte, zahlte ich schliesslich grummelnd meine Schmiere, 1 Dollar pro Tag. Das ist zwar nicht viel, aber hinterlässt einen ärgerlichen Nachgeschmack, und so war ich ganz froh, in Leticia einzutreffen und meine letzten Soles gegen Pesos umzutauschen. Bin nun steinreich, im Besitz von hunderttausend Pesos (ca. 50 Fr.) sowie eines Flugbillet nach Bogota in der Tasche für morgen.
Da ich mich im Dreiländereck befinde, ist Brasilien nur grade 4 Blocks die Strasse runter, und Zoll gibt es hier innerhalb Leticia und Tabatinga keinen. Registriert bin ich in "El Dorado" (= Colombia) auch noch nicht, dass würde morgen am Flughafen schon noch reichen, meinte mein "Schlepper". Normalerweise mag ich diese Leute nicht besonders, die sich bei jeder Ankunft auf einem stürzen, einem den Rucksack aus der Hand reissen und einem ins nächste Hostel etc. fahren wollen (gegen ein fettes Trinkgeld, versteht sich). Heute war mir das ausnahmsweise mal egal, erstens hatte ich eine handvoll peruanisches Münz zu verschenken und zweitens keinen Kolumbien-Reiseführer, somit liess ich mich schamlos über den Fluss fahren, zum Reisebüro bringen und Flug buchen, zum Geldwechsel begleiten und er suchte mir auch noch ein günstiges Hotel.
Jetzt bin ich mit dem nötigsten versorgt, fehlt noch Nachtessen und ein kühler Drink, um den Amazonas gebührend zu verabschieden (und meine Mückenstiche zu betäuben), bevor ich morgen die "grüne Hölle" verlasse und mich wieder in dünnere Sauerstoffsphären begebe (Bogota liegt auf ca 2700m).
Zwar hat mich der Amazonas fasziniert, in seiner Grösse und Unendlichkeit, und der Dschungel hat mir als Ort sehr gut gefallen - höllisch waren nur die Moskitos, aber andererseits hat mir die irreführende Art der Leute hier recht zu schaffen gemacht. Kolumbien scheint ein Paradies dagegen, hier wird einem bei der Ankunft gleich mal ein eiskaltes Wasser und ein Kaffee angeboten, nett! Das ganze kommt natürlich zum doppelten Preis als in Peru, aber tja - dafür sind die Strassen wesentlich sauberer und man merkt, dass die Leute hier wohlhabender sind. Interessant, was eine Flussüberquerung so ausmacht!
Schönen Abend allerseits,
lg Kathrin


Fotoalbum Iquitos-Leticia

Kommentare

  1. hach Kathy
    irgendwie beneid ich dich um deine vielfältigen abenteuer, mich nimmt nur wunder, bei welchen gelegenheiten dich die 2 heimweh-attacken überfallen haben..! aber andererseits kann ich hier in der garantiert moskitofreien bibliothek sitzen und mit deinen schilderungen und fotos mitreisen! von mir aus kannst du noch ein paar monate rumreisen, unter der voraussetzung, dass du weiterhin so fleissig schreibst! aber natürlich vermiss ich dich auch :-)). pass bitte in kolumbien auf dich auf, damit dein urlaub nicht ungewollt in einem farc-camp andauert!!!
    weiterhin alles gute, schöne reise und spannende abenteuer wünscht luzia

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  2. hallo luz,
    bin mittlerweile in bogota angekommen und bisher recht begeistert, dachte erst, ich waere in der schweiz gelandet, der kontrast zu peru ist krass. hier fahren fette merz und bmw durch die strassen, der verkehr ist geordnet (zu gewissen stunden duerfen nur gewisse autonr. fahren, und das klappt auch!) und die luft ist viel besser als zb. in lima. klar, die bis zu den zaehnen bewaffneten sicherheitsleute vor jeder bar, die paranoia vor korrupten taxifahrern und der strenge pfoertner sowie die 3 tuerschloesser vor der wohnung meiner freundin lassen schon auf ein weniger sicheres land schliessen... aber ich bin ja zum glueck mal wieder in expertenhaenden von zwei einheimischen! so, nun werde ich mich ins zentrum begeben, mal schauen, was bogota kulturell so zu bieten hat. machs gut,
    Kathrin
    PS. die Heimwehattacken haben mich jeweils wenn ich krank war gepackt... und als ich auf dem polizeiposten in ayacucho sass und mir selbst leid tat.

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