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Sicherheitswahn...

 

 


Hallo miteinander,

bin gut in Bogota angekommen und lebe hier voll luxuriös. Paruka und Jack, die ich am Titicacasee kennengelernt habe, haben mich liebevoll aufgenommen, mir gleich mal als erstes Tequila eingeschenkt und mich gestern Abend in Bogotas "Zona Rosa", also dem Ausgehviertel, geschleppt. Dort gingen wir erst mal in einen kubanischen Zigarrenklub, wo wir Weisswein schlürften und Havanas rauchten, bis uns der Magen knurrte. Dann ging's weiter in eines von Bogotas trendigen Restaurants, wo wir fein mexikanisch assen und leckere Margaritas schlürften. Eigentlich wollten sie mich nachher noch ins Kasino schleppen, um das Abendessen wieder "einzuspielen", aber ich war dann doch recht k.o. nach dem langen Tag, den ich mit 35 Grad begann und mit 10 Grad beendete. Mittlerweile macht sich auch ein leichter Schnupfen bemerkbar, so dass ich trotz Samstagabend hier in Parukas Wohnung sitze, Neocitran schlürfe und auf Parukas superschnellem Laptop herumsurfe. Heute war ich mit Jack im Zentrum Bogotas, etwa eine Dreiviertelstunde per Bus von hier entfernt, wir fuhren mit der Zahnradbahn auf den Cerro Montserrat, einer der vielen Berge, die hier über der Stadt aufragen. Von dort genossen wir eine grandiose Aussicht über diese 8 Millionenstadt und die Anden, die gleich hinter dem Montserrat beginnen. Nach einem treppenreichen Abstieg schlenderten wir durchs koloniale Viertel La Candelaria mit seinen bunten, hübsch restaurierten Häusern, assen superfein zMittag (Salat, Quinoa an Pestosauce und Crevetten an roter Thaicurrysauce, danach hausgemachtes Maracuyaglace, lecker!), besuchten die Plaza Bolivar, das Zentrum der "Altstadt", wo der Regierungspalast und der arg mitgenommene Justizpalast sind (der Justizpalast wird immer noch renoviert, nachdem er vor ein paar Jahren von den Guerillas besetzt wurde und vom Militär nur durch ein Blutbad von vielen Richtern befreit werden konnte). Die Zone rund um die Plaza ist Fussgängerzone, was ich natürlich toll fand (eine Seltenheit in Südamerika), zu verdanken habe ich es dem Präsidenten, der gleich dahinter wohnt und sich vor den Guerillas fürchtet, daher darf niemand mit einem Auto dort durchfahren...
Nach diesem etwas düsteren Sightseeing holte ich Kultur nach im Museo Botero, wo nebst vielen Werken dieses aus Medellin stammenden Künstlers auch zahlreiche andere Gemälde und Skulpturen aus seiner privaten Sammlung ausgestellt sind.
Mir erschien Bogota auf den ersten Blick wie die Schweiz, so geordnet ging alles zu und her, als ich vom Flughafen in die Stadt fuhr. Nie fühlte ich mich irgendwie bedroht oder unsicher, ganz anders als in Lima. Der Verkehr ist normal, die Leute halten sich an die Verkehrsregeln, fahren in ihrer Spur und beachten die Ampeln, auch Busse und Taxis. Allerdings hat es hier sehr viel mehr Privatverkehr, die Autos sind neuer und teurer (die Taxis allerdings auch...). Bogota ist überraschend grün im Vergleich zu peruanischen Städten, liegt sicher auch daran, dass die Berge zum Greifen nahe sind, und momentan wetterbedingt fast kein Smog herrscht. Tagsüber ist es frühlingshafte 20 Grad, angenehm nach der Hitze im Amazonasbecken, aber nachts wird es doch relativ kühl und ich hitzeverwöhnte schlottere wie Espenlaub.
Etwas gewöhnungsbedürftig finde ich die Securitas, die vor jedem Laden, Restaurant, Museum und Kirche stehen, schwer bewaffnet, und die hohe Militaerpräsenz in der Stadt (ebenfalls schwer bewaffnet). Auch muss man an vielen Orten (z.B. Museen) durch einen Metalldetektor laufen, oder seine Tasche durchwühlen lassen. Dafür hat hier wieder jeder Wechselgeld, und ich muss nicht mehr kiloweise Münz mit rumschleppen, wie in Peru. Das Essen ist abwechslungsreich, es hat einfach alles hier, von arabisch bis japanisch ... Und die Orientierung in der Stadt ist auch einfach, weil die Strassen, Häuserblocks und Wohnungen einfach durchnummeriert sind. Zwar muss ich mir einen Zahlensalat merken, um Parukas Adresse zu kennen, aber wenigstens weiss ich immer, wo ich bin im Verhältnis zum Stadtzentrum oder meiner Bleibe.
Nachrichten schauen kann hier jedoch schnell zu Paranoia führen, weshalb Jack und Paruka keine mehr schauen (obwohl Jack beim Fernsehen arbeitet). Habe mir heute die "Noticias" angeschaut und kann bestätigen, dass das dem inneren Gleichgewicht nicht sehr gut tut. Dass Kolumbien nicht gerade das sicherste Pflaster ist, war mir schon bewusst, aber irgendwie erscheint es hier, wo alles so viel sauberer und ruhiger ist als in Lima oder andern peruanischen Städten, viel irrealer, dass das tatsächlich um die Ecke passieren könnte. Ich wohne hier zwar sehr sicher, mit verriegelter Tür, Pförtner und 3 Schlössern an der Haustüre, aber zu Fuss um die Ecke zum Take away nachts nach 8.00 Uhr? Nie im Leben, meint Paruka. Und in ein Taxi steigst du nie allein, und schon gar nicht in der Strasse.
Nun gut, ich werde nun meinen Schnupfen ausschlafen und mich morgen wieder um meine Sicherheit kümmern. Schlaft gut, liebe Grüsse aus dem schönen Bogota,
Kathrin

 

 

Fotoalbum Bogota

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