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Feliz navidad!





hola todos,

nach meinem vorgestrigen Ausflug ins Hafenviertel von Callao, wo Betty und ich feinen "Ceviche" (Fischsalat) assen und uns durch die Hafenbucht rudern liess, sowie zum Cerro St Christobal, einem Aussichtshügel, von wo aus man einen überwältigenden Blick über die sich in allen Himmelsrichtungen ausbreitende Metropole hat, habe ich gestern und heute einfach das Rumhängen genossen und eine originelle Weihnacht verbracht. Eigentlich wollte ich Heiligabend hier im Hostel verbringen, zusammen mit der Familie des Hostels, doch am Nachmittag rief mich Jhon an, den ich ebenfalls in Ayacucho kennengelernt hatte - er hatte von Betty gehört, dass ich in der Stadt sei, und lud mich spontan zur Weihnachtsfeier seiner Familie ein. Da sagte ich natürlich nicht nein, insbesondere, da er mir ein feines Essen seiner Mama versprach. Er holte mich so um 19.30 ab, doch erst mussten wir noch ein Geschenk für sein Gottenkind kaufen, eine 2-Jährige. Kein Problem am Heiligabend in Miraflores, hier sind alle Kaufhäuser bis 22.00 Uhr geöffnet, und wir waren denn auch nicht die Einzigen. Jhon hatte sich eigentlich von mir einen weiblichen Input bez. Geschenk erhofft, aber da ich um 2-jährige normalerweise einen grossen Bogen mache, standen wir schliesslich etwas ratlos in der Kleinkinderabteilung. Schliesslich kaufte er ein rosa T-Shirt mit Rüschchen, das wir dann auch noch fachgemäss verpacken liessen, bis wir um 9 Uhr dann endlich dem Laden entfliehen konnten. Danach muss ich wohl irgendwas falsch verstanden haben- ich dachte, wir würden zu seiner Familie fahren, doch in Wirklichkeit fuhren wir zuerst zur Familie seines Patenkinds, um das Geschenk abzuliefern. Ich, oberpeinlich, danke der Familie für die Einladung und überreiche mein Geschenk- eine Toblerone und ein Dessertwein- als ich 10 min. später realisierte, dass wir nur auf Zwischenhalt waren, und nun zu meiner "richtigen" Einladung fahren würden... Da stand ich dann natürlich geschenklos da (konnte ja wohl nicht die Geschenke wieder zurückverlangen), aber dafür hat sich die Familie seines Patenkindes riesig über die Schoggi gefreut, und da sie finanziell eher nicht so toll dastehen, war mir das dann auch recht. Ich weiss nicht so genau, ob man hier in Peru überhaupt Geschenke mitbringt zum Essen, innerhalb der Familie werden auf jeden Fall nur die jüngeren Kinder beschenkt, die Erwachsenen geben einander keine Geschenke.
Jhons Familie wohnt im Stadtteil Surco, er hat 4 Brüder (alle erwachsen), die alle, wie es hier in Peru üblich ist, zuhause wohnen. Normalerweise ziehen die Leute erst aus, wenn sie heiraten. Seine Mutter ist Hausfrau, sein Vater pensioniert, war aber früher bei der peruanischen Armee und ist viel herumgereist. Jhons Familie verbrachte auch 2 Jahre in den USA, als Jhon noch ein Teenager war, so dass sie etwas englisch verstehen. Zum Nachtessen gabs dann auch gefüllten Truthahn, Salat, dazu Ananas, Apfelmus, Kartoffeln - lecker!! Dazu Inka Kola (ein typisches peruanisches Getränk, welches hier Coca Cola an Popularität weit überragt und daher von Coca Cola aufgekauft wurde...) und chilenischen Rotwein, was bei der jungen Generation nicht so gut ankam. Die Chilenen sind hier ziemlich unbeliebt - das hat historische Gründe (Guerra Pacifico), aber auch kulturelle (der Streit um den Pisco-Schnapps, den die Chilenen als "ihr" Nationalgetränk ansehen, obwohl er natürlich von Pisco, Peru kommt) und ökonomische (chilenische Firmen haben enorm viel Kapital in Peru, fast alle grossen Supermärkte, Warenhäuser, Firmen und sogar die Macchu-Picchu-Eisenbahn gehört den Chilenen). Ich beteuerte dann natürlich auch, dass ich zwar in Chile gewesen sei, mir aber Peru viel besser gefalle, und die Peruaner natürlich viel netter seien;-). In Peru wird an Weihnachten sehr spät gegessen, man sitzt lange am Tisch und redet und diskutiert, im Hintergrund dudelt irgendwo eine Spieldose "Jingle Bells", der Plastiktannenbaum blinkt und glitzert, im Fernsehen läuft "Bend it like Beckham" und die Simpsons... Kurz vor Mitternacht wird heissi Schoggi und Panettone aufgetischt. Der Panettone kommt wohl von den italienischen Einwanderern und ist ein Must-have an einer peruanischen Weihnachtsfeier. Schon seit Tagen sah man auf den Strassen ganze Lastwagen voller Panettone herumkarren. Um Punkt 12 Uhr geht dann das Feuerwerk los, obwohl es verboten wurde von der Regierung (wegen Unfällen/Bränden) schiessen die Peruaner alles in den Himmel was raucht und chlöpft- der erste August ist eine lahme Angelegenheit dagegen. Um Mitternacht stellt man sich daher auf die Strasse und schaut sich das Feuerwerk an, und geht die Quartierstrasse auf und ab, um allen Nachbarn (die auch auf der Strasse stehen) frohe Weihnachten zu wünschen. Nach ca. 20 Min. nimmt das Feuerwerk etwas ab, man geht wieder ins Haus und öffnet ein paar Bier oder so. Einige der Nachbarn machen noch die Runde, kommen ins Haus mit Kind und Kegel, das Bier, Sugus und Guetzli werden herumgereicht bis in die frühen Morgenstunden. Um 2 Uhr morgens habe ich mich dann erschöpft verabschiedet, und bin mit dem Taxi wieder zurück in mein Hostel gefahren. Eine schöne Erfahrung! Umso mehr, als dass ich mir nicht vorstellen kann, dass das in der Schweiz viele Leute machen würden - eine praktisch wildfremde Person zu Weihnachten einladen... Aber bei Jhons Familie ist das nix besonderes, und so wie ich die Peruaner bisher erlebt habe, sind viele sehr gastfreundlich.
Heute habe ich zu Weihnachten einen echten Faulenzer-Tag eingelegt, mit Kaffee-Trinken, Kino-Gehen, Faulenzen, Lesen und Fernsehschauen. Morgen ist mein letzter Tag in Lima, ich hoffe, Betty und Armando nochmals zu treffen, bevor ich am 27.12. Richtung Norden weiterreise.
Hoffe ihr hattet alle eine schöne, wenn auch kalte Weihnacht (habe gehört, es sei so 2 Grad - bei mir sind's ca. 27... 😎) gefeiert. Meine war dieses Jahr sehr speziell und doch irgendwie vertraut- das harmonische "In-der-Familie-Zusammensitzen" und stundenlang tratschen über die Verwandten, Nachbarn etc. kam mir irgendwie sehr bekannt vor. Machts alle noch gut, erholt euch vom Vorweihnachtsstress und geniesst die "Ruhetage"!
Schöne Obig, Kathrin


Fotoalbum Lima Sehenswürdigkeiten

Kommentare

  1. Hej Kathrin

    durch Krankheit und verschiedene Weihnachtsessen bin ich eine Weile vom Bloglesen abgehalten worden... Aber das neue Layout sieht superschön aus! Bin sowieso extrem Fan von deinem Blog.
    Besonders beeindruckt hat mich deine Wasserfallkletterei und dass du dir von den Hunden (bist du sicher, dass es keine wilden Leoparden oder ähnliches waren?) deine Hosen zerfetzen lässt, das tönt ja alles sehr nach Dschungelfeeling! Dass ich mich hier am 26. mit dem Velo mind. 20 km über Schnee und Eis gekämpft habe, ist jetzt richtig lächerlich dagegen :-).
    machs weiterhin gut und liebe Grüsse
    daphne

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  2. hallo kathrin
    deine ausführlichen reise-eindrücke sind immer wieder eine schöne unterbrechung der arbeit und die vielen bildli versüssen die "pause" zusätzlich. ich wünsche dir weiterhin so eindrückliche abenteuer, schöne begegnungen mit menschen aus aller welt und ein glückliches, gesundes neues jahr. prost!
    liebe grüsse aus der immer noch eisigkalten schweiz,
    gabi

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  3. hallo daphne,

    tut mir leid zu hoeren, dass du krank warst. ich hab mir nach weihnachten dafuer den magen verdorben und in den letzten 3 tagen von biscuits und huehnerbruehe gelebt, weil ich nix anderes runterbrachte (es kam sowieso alles in fluessiger form am andern ende wieder raus...) Und ja, es war natuerlich ein Bergpuma, aber das toent halt nicht so cool wie ein klaeffender koeter;-)
    weiterhin viel durchhaltevermoegen beim eisradeln (mir macht der wuestensand dafuer aerger, er schafft es immer zwischen der sonnenbrille hindurch in meine augen) und der fruehling kommt ja irgendwann...
    ganz liebe gruesse
    kathrin

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  4. liebe gabi,

    danke vielmals fuer die glueckwuensche, die ich gebrauchen kann. und dass du meinen blog nur in der pause anschaust, finde ich natuerlich vorbildlich;-)
    Dir auch es guets Neus, werde morgen auf euch alle anstossen, die ihr in der kalten schweiz sitzt und bald wieder arbeiten muesst...
    ganz liebe gruesse, kathrin

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