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Sand im Hosenboden




hallo miteinander,

mittlerweile bin ich in der Oase Huacachina in der Nähe der Stadt Ica angekommen, einige 100 km nördlich von Arequipa. Unten ein paar Bilder von diesem kleinen Paradies.

Es ist ein richtiges Backpacker-Zentrum, hier wird Pizza gegessen, am Pool rumgehängt, der Pisco fliesst in Strömen und die Sandboards stehen hauptsächlich in der Ecke - es ist nämlich extrem anstrengend, auf die Dünen zu steigen (1 Schritt hochstapfen, 3 Schritte zurückrutschen), und du hattest Recht, Jovanka: die Boards sind einfach Bretter mit einem Klettverschluss drauf. Da ich mir nicht unbedingt die Beine brechen will, bin ich also auch zu Fuss wieder von der Düne runter, nachdem ich dort oben einen herrlichen Sonnenuntergang genossen habe. Zwar ist der Sand überall (Schuhe, Socken, Unterhosen, Zahnbürstli) langsam nervig, aber schön und relaxed ist es schon hier. Gestern genossen wir zu Samichlaus' Ehren in unserem Hostel ein geniales Barbecue (mit vielen streunenden, gierig schnuppernden Hunden) und heute habe ich mich einfach ein paar Stunden an den Pool gelegt mit einem Bierchen.
Heut Abend geht es jedoch wieder zurück in die Sierra (= die Anden), nach Ayacucho. Wie einige von euch ja aus persönlicher Erfahrung wissen, halte ich es in der Hitze nur eine bestimmte Zeit aus. Ausserdem sind die Männer hier an der Küste zehnmal aufdringlicher als in den Anden, und der Blick ins Grüne fehlt mir schon nach knapp 24 Stunden. Mir steht eine lange Nachtbusreise zuvor, allerdings nicht in einem Luxus-Bus der Flotte "Cruz del Sur", mit denen ich hierhergekommen bin (für ein kleines Vermögen), sondern mit einem klapprigen Lokalbus- mal schauen, wie das wird. Bei Cruz del Sur geht es zu wie bei einer Luxus-Airline: da wird jeder Passagier gefilmt beim Einsteigen (damit keine Diebe reinkommen), das Gepäck wird separat eingecheckt, man muss ca. an 7 Checkpoints vorbei mit dem Billet, bis man endlich einsteigen darf. Dann wird einem erst 2 Stunden Werbefilme über verschiedene Destinationen in Peru gezeigt (zu denen man natürlich mit Cruz del Sur hinfahren kann), dann kommen ein paar Kinofilmwerbungen, die mir Angst und Bange einjagten, was denn da wohl wieder für ein Trashfilm gezeigt würde, aber es kam sogar ein recht guter Hollywood-Streifen. Es gibt Essen wie im Flugzeug, mit der Ausnahme, dass man beim Getränk höchstens zwischen Inka Cola und Coca Cola wählen kann, damit auch sicher niemand einschläft während dem Film. Und morgens um 4.30 wird man sanft geweckt, man müsse in 10 Minuten aussteigen... fehlte nur noch der Kaffee, sonst wäre es perfekt gewesen. Dafür zahlt man auch anständig, dass man seinen Sitz Business-Class-mässig fast vollständig hinunterklappen kann und sogar ich Rastlose ein Auge zugemacht habe.
Huachachina ist zum Glück vom Erdbeben im Sommer verschont geblieben, so dass den Leuten hier wenigstens ein Einkommen aus dem Tourismus erhalten blieb. Mein Taxifahrer Pablo kommt aus der Nähe von Ica (die Stadt bei Huacachina), er lebt seither mit seiner Familie in einem Zelt. Im Zentrum Icas gibt es nicht viel Schaden zu sehen, aber am Rande der Stadt und in den Dörfern ringsum liegen viele der wackeligen Lehmhäuser am Boden. Von der Regierung hätten sie bisher nur das Zelt bekommen und viele leere Versprechungen, sagte Pablo. Die NGOs kümmerten sich nur um zentrale Anlagen, wie WCs, Wasserhähne, Duschen, etc., aber nicht um die einzelnen Familien. Aber er hat Glück gehabt, seine Familie hat es überlebt und ist heil, wenn auch obdachlos. Was er denn jetzt machen werde, fragte ich. Abwarten, meint er. Es kommt schon wieder besser, in ein paar Jahren hätte er genug zusammen, um sich erneut ein Lehmhäuschen zu bauen. Seufz... Einerseits bin ich froh, hierhergekommen zu sein, so das wenigstens etwas von meinem Geld diesen Leuten zugute kommt, andererseits fühle ich mich auch seltsam, hier am Pool zu sitzen, wenn so viele Menschen hier alles verloren haben. Andererseits scheint es ironisch, dass die Nachkommen der Inkas, die einst solch geniale Bauten erstellten, die 500 Jahren Erdbeben widerstanden, heute nix besseres als Lehmziegel zustande bringen anstelle von solideren Steinhäusern Aber Beton ist teuer, und gute Stromleitungen offensichtlich auch - gerade musste ich alles nochmals tippen, weil der Strom schon zum 2. Mal heute in der ganzen Oase ausfällt. Bevor ich nochmals meine fleissig getippten Worte verliere, sage ich hiermit Tschüss bis bald in Ayacucho. lg Kathrin

Fotoalbum Huacachina


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