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Zu Fuss durch den Colca Canyon


Hallo Leute,

gestern Abend bin ich staubig, sonnenverbrannt und müde von meiner 3-tägigen Wanderung zurückgekommen. Der Colca-Canyon ist landschaftlich sehr anders als die Täler um Cusco, viel trockener, schon fast wüstenartig. Eindrücklich ist vor allem seine Tiefe, in die wir dann am ersten Tag auch hinabgestiegen sind. Zum Glück hatte ich diesmal eine sehr "gemütliche" Gruppe erwischt, die auch gerne mal die Aussicht geniesst, so war ich, anders als beim Salkantay-Trek, nicht immer die Letzte. Nach dem happigen 1000m-Abstieg auf den Grund des Canyons fanden wir uns in einer sehr grünen und fruchtbaren Gegend wieder. Die Dörfer im Canyon sind nur zu Fuss oder mit dem Esel erreichbar, ein hartes Leben. Der sanfte Wandertourismus bringt nun neben Ackerbau auch etwas Touristengeld hierher, so dass weniger Leute ihre Dörfer verlassen und mit einem kleinen Hospedaje oder Lädeli gut leben können. Mir hat diese unverdorbene Landschaft sehr gut gefallen. Ein Traum war die kleine "Oase" am 2. Tag, wo inmitten des trockenen, staubigen Canyons plötzlich Palmen aus dem Boden schiessen und es einen Swimmingpool mit eine paar Hängematten gibt - des Wanderers Traum! Die Oase heisst übrigens Sangalle...
Danach kamen aber die harten Tatsachen des Lebens: wer 1000m absteigt in einen Canyon ohne Luftseilbähnli, der muss auch wieder 1000m aufsteigen- und das auf einem staubigen Weg, in der grössten Nachmittagshitze. Der kühle Wind von den 6000ern, die uns umgaben, war einerseits ein Segen, kühlte er doch unsere erhitzten Köpfe etwas ab, andererseits blies er uns den aufgewirbelten Staub direkt in die keuchenden Nasen und Münder, so dass wir ziemlich durstig und unter einer dicken Staubschicht oben ankamen. Zum Glück konnte unser Hostel beiden Problemen Herr werden- es hatte einerseits warme Duschen (ein Luxus hierzulande) sowie eine Bar mit leckerem chilenischem Wein, über den wir uns dann hermachten. So wurde es ein recht lustiger Abend, die Gitarre machte die Runde, alle gaben ihr Bestes beim Singen und Zupfen. Auch ich versuchte mich nach langjähriger Zupfpause mal wieder mit den Saiten und gab "Lueget vo Bärg und Tal" zum besten, zum grossen Amusements der Deutschen in meiner Wandergruppe.
Gestern morgen war dann auch das Aufstehen etwas hart, allerdings lockte der Cruz del Condor, der berühmte Aussichtspunkt, an dem die Kondoren morgens zwischen 8-9 Uhr (sie sind recht pünktlich) in den morgendlichen warmen Luftströmungen den Touristen um die Ohren segeln. Als wir ankamen, sahen wir gerade noch, wie ein Kondor 50m entfernt von uns zum Landeanflug auf einen Felsvorsprung ansetzte, doch bevor wir die Kameras hervorholen konnten, hatte er seine imposante Flügelspanne von 3 Metern schon "eingepackt" und sass nun auf dem Fels, während er mit leicht geneigtem Kopf belustigt die Scharen von Touris begutachtete. Er putzte sich gemütlich die Federn und liess sich durch weder durch liebevolle Lockrufe noch bösartige Provokationen gewisser Touristen bei der Körperhygiene stören. Da wir aber am Tag vorher schon einige Kondoren gesehen hatten, allerdings eher weit weg, gaben wir nach einer halben Stunde starren auf und gingen in die heissen Thermen von Chivay, wo wir unsere Wanderbeine entspannen konnten (und uns dabei alle die Schultern verbrannten).
Heute Abend fahre ich nun in Richtung Norden, nach Ica, wo ich ein, zwei Tage in der Oase Huacachina verbringen werde, bevor es mich wieder in die kühlere, grünere Sierra nach Ayacucho zieht. Machets guet, schöne Samichlaus morgen, Gruss Kathrin


Fotoalbum Colca Canyon

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