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The (Inka)-Empire strikes back


Hallo Schweiz,

wenn ihr mich jetzt sehen könntet - von Staub bedeckt, verschwitzt und angeschlagen, aber ausserordentlich zufrieden mit meiner Leistung heute, habe ich mich noch aufgerafft ins nächste Internetcafé, um mal wieder was von mir hören zu lassen.

Nun bin ich schon seit 3 Tagen in Cusco und entdecke hier die Stadt und gestern/heute v.a. auch die Gegend. Eins steht fest: Die Inkas waren ja geniale Städtebauer, Astronomen, Agronomen, Strassenbauer, Kommunikationstechniker (man sagt, dass während der Zeit der Inkas eine Nachricht vom Norden des Reiches in Quito bis zur südlichen Hauptstadt, Cusco, nur gerade 1 Woche brauchte. Ich weiss nicht wie weit es ist, ihr könnt es ja mal googeln, aber man braucht also heutzutage mit dem Bus fast solange - sie machten es mit Staffelläufern) etc. , aber sie konnten auch die Zukunft voraussehen. Man sagt, dass sie Erdbeben vorhersagen konnten, aber wie sie das gemacht haben, wusste unser Guide nicht so genau. Was ich weiss, ist dass sie vorausgesehen haben, dass ihre Bauwerke in ferner Zukunft tausendee von Touristen täglich anziehen werden, die über ihre heiligen Tempel stolpern, in ihren heiligen Gärten picknicken und weniger anständige Sachen machen, etc. Sie haben sich Ihre Rache gut ausgedacht und alles, was hier in der Gegend sehenswert ist (im Zus.h. mit den Inkas) auf den höchsten Hügel gebaut, der auch so steil ist, dass man keine Strasse hoch bauen konnte, und dann haben sie riesige Steinstufen in den Berg gehauen, auf denen die Touristen dann den Berg hoch schwitzen müssen. Und die Inkas sitzen jetzt auf Wolke sieben und lachen sich ins Fäustchen ob der Kolonnen von schwitzenden, keuchenden Carladungen, die auf ihre Tempel hoch klettern.

So wenigstens kam es mir vorgestern und gestern vor. Am Freitag, nach einigen organisatorischen Details (z.B. Handy kaufen, Trekking buchen) bin ich zur Ruine der Inka-Festung Sacsayhuaman hoch gelaufen, die über Cusco thront und auf ca. 3500 m liegt. Es sieht teuflisch nahe aus, doch gleich hinter der Plaza de Armas geht es los mit Treppenstufen... Wir reden hier noch von "normalen" Treppen, so im Stil von der Treppe, die an die HSG hochführt, nur etwa 4x solang, und eben, die Höhe. Am Freitag kämpfte ich noch arg, mein armes Herz drohte zu zerspringen, als ich endlich oben ankam, und mir auch prompt eine Meditation zwischen den Ruinen von einem "echten" Shamanen angeboten wurde, nicht ganz gratis, versteht sich. Aber die Aussicht war toll und die Inka-Mauern sind unglaublich- perfekt gebaut, ohne Mörtel, und die Steine wiegen zt. Hunderte von Tonnen.

Gestern habe ich dann die klassische Touristentour gemacht durchs Valle Sagrado de los Inkas (Heiliges Tal der Inkas). Zuerst die Ruinen und Terassen von Pisac, auf ca. 3000m und natürlich - Stufen, Stufen, Stufen und dann eine grandiose Sicht aufs Tal und auf mehr Inka-Mauern und Tempel. Danach gings nach Ollantaytambo, glücklicherweise nur noch ca. 2000m über Meer, denn auch hier mussten wir wieder Stufen hochklettern, diesmal von den Inkas gebaute, also kein Stägeli, sondern hoch das Bein. Zuletzt besuchten wir noch ein Hochland-Dorf mit Kolonialkirche, die auf Inka-Mauern gebaut ist (da stand früher ein Inkatempel). Eigentlich alles sehr schön und eindrücklich, auch das Wetter hat einigermassen mitgespielt. Schade finde ich nur, dass man an diesen Orten keine zwei Schritte gehen kann, ohne dass man von Scharen von Kindern "angefallen" wird, die einem alles Mögliche verkaufen wollen, für ein Foto posieren oder ein Inka-Lied vorsingen wollen (alles gegen Trinkgeld, versteht sich). Tatsache ist, dass die Leute hier praktisch nur vom Tourismus leben, die Landwirtschaft und das Handwerk geben kaum mehr was her. Und die vielen nicht-touristischen Dörfer unterwegs sehen dann auch entsprechend anders aus als das herausgeputzte Zentrum von Cusco. Allerdings frage ich mich dann auch, wenn ich der süssen Kleinen in Tracht mit Baby-Lama Geld gebe für ein Foto, ob sie nicht eigentlich in der Schule sein müsste, und was sie dann machen wird, wenn sie nicht mehr klein und herzig ist, und das Baby-Lama ein zotteliges, störrisches grosses Lama... Nicht einfach, die Armut und die aggressive Geschäftstüchtigkeit hinzunehmen, so wie sie ist.

Heute habe ich mich für einen Mountain-Bike-Trip angemeldet (mutig, ich weiss, da ich doch erst 1x vorher auf einem MTB sass) - es war der genialste Trip bisher. Wir fuhren wieder auf 3800 Meter hoch, von wo aus wir nach Urubamba fuhren, 1800 m weiter unten im Tal. Unterwegs wollten wir noch eine Versuchs-Station der Inkas für Getreide-Anbau und eine Salzmine der Inkas anschauen (jetzt hab ich dann alles gesehen, was die Inkas je erbaut haben;-). Zwar war es hart, nur schon die kleinste Steigung brachte mich recht ins Schnaufen, obwohl ich schon sagen kann, dass ich mittlerweile in Cusco schon durch die Strassen rennen kann, wenn es eilt, ohne aus der Puste zu kommen - gestern Abend ausgetestet), dafür eine wunderbare Erholung vom touristischen Pipapo in Cusco. Wir fuhren durch traditionelle Dörfer, wo uns die Leute noch grüssten und zuwinkten, ohne gleich die Hand hinzuhalten, und über Felder, wo noch wie vor 50 Jahren von Hand gesät und mit dem Holzpflug gepflügt wird. Zwar wurden wir etwas verregnet am Morgen, und nach ca. einer Stunde wurde ich zum ersten Mal überfallen in Peru: 4 Dreikäsehochs, die mir knapp bis zum Velolenker reichten, sprangen auf die Strasse und wollten 1 Sol Wegzoll (ca. 40 Rp.) oder sie würden mich umbringen, sagte der eine mit bemühter bedrohlicher Stimme, während die andern sich vor lauter Kichern kaum halten konnten. Angesichts der Tatsache, dass das hier wahnsinnig viel Geld ist für einen solchen Knirps, befand ich das fuer eine hammerhafte Abzockerei, und gab Gas (gar nicht so einfach, es ging bergauf). "Heh!" schrie er mir noch nach, und ich rief noch über die Schulter zurück, dass er mir schon recht Angst gemacht habe. Seine Knirps-Kollegen konnten sich nun nicht mehr halten vor Lachen, während der Anführer grummelnd auf den Boden stampfte.

In Moray besichtigten wir eine Amphitheater-ähnliche Arena, die den Inkas als Versuchsstation für die Aufzucht von verschiedensten Nutzpflanzen diente. Angeblich soll jede Stufe ein anderes Mikroklima besitzen. Böse Zungen behaupten aber auch, dass die runden Terrassen als UFO-Landeplätze dienen würden...

Danach ging es kräftig bergab, so richtig down-hill, allerdings ohne die zugehörige Schutzausrüstung (keine Angst, Mami, wir bekamen wenigstens einen Helm und Handschuhe). Nachdem ich die erste Kurve elegant gemeistert hatte, wurde ich wohl etwas übermütig und dachte, das ist ja nicht so schwier- Kabummmm lag ich schon auf dem Boden. Zum Glück ist mir nicht viel passiert, der Ellenbogen ist arg aufgeschürft, das Knie blau und der Stolz lädiert, aber sonst geht's mir gut. Die Inka's haben sich mal wieder gerächt...

Die Salzminen der Inkas sind heute noch in Betrieb zur Salzgewinnung und sehen sehr cool aus (und schmecken sehr salzig).

So, nun muss ich mir langsam den Staub, Dreck und "Charreschmieri" abwaschen gehen, bevor es zu fest einzieht;-)
Eigentlich hätte dieser Bericht von Fotos begleitet werden sollen, aber ich bin im falschen Cybercafe gelandet, hier dauert es ewig, bis ein Foto hochgeladen ist... morgen ist mein Ruhetag, da schaue ich mal um nach was geeigneterem. In der Zwischenzeit müsst ihr euch halt die genialen Landschaften vorstellen!!

Liebe, müde Grüsse,
Kathrin

Update: Zwar auch langsam hier, aber heute habe ich etwas mehr Geduld:

Fotoalbum Cusco, Peru
Fotoalbum Valle Sagrado, Peru

Kommentare

  1. liebe kathrin
    tönt ja spektakulär deine biketour, das war bestimmt ein tolles erlebnis. dein bericht hat mich auch gleich dazugebracht, etwas über die inkas nachzulesen. wirklich beeindruckend.
    ich habe gestern den schnee eingeweiht - mit schneeschuhwandern. es war ein super tag mit glitzerndem pulverschnee und strahlend blauem himmel, einfach genial. beneiden ;-) musst du uns aber nicht: soll ende woche schon wieder vorbei sein mit dem schnee. und wenn ich dann so durch den matsch pflotsche, beneide ich dich dann sicher.
    lieben gruss
    antonia

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  2. hoi antonia,

    heute finde ich es weniger toll, weil mir das hinterteil doch recht weh tut... aber das probiere ich sicher wieder mal aus. naechstes mal aber mit ellbogenschutz und gepolsterten hosen (oder einem weicheren sattel).

    viel spass im schnee & liebe gruesse kathrin

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