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Wo Bär und Wolf sich gute Nacht sagen

Nur knapp 100 km hinter Oradea türmen sich die Westkarpaten in den Himmel. Vorgestern haben wir den ersten Pass von ca 1200m Höhe überquert und befinden uns nun im Apuseni-Nationalpark. Hier gibt es nicht nur Bären (von denen wir bisher noch nix bemerkt haben), sondern auch Schluchten, Karstquellen und faszinierende Höhlen. Bereits gestern haben wir die Gegend erkundet. Besonders eine unterirdische Karstquelle hat es uns angetan. Dort sprudelte das Wasser eiskalt und klar aus dem Berg -  wir füllten uns gleich die Trinkflaschen. Wunderschöne Wildblumenwiesen und urchige Bergdörfer erinnern an zuhause. Die Kühe tragen sogar Kuhglocken! Trotzdem erscheint es uns manchmal, als hätten wir eine Zeitreise gemacht in den letzten 3 Tagen. Die Frauen tragen noch lange Röcke und Kopftücher, die Männer Schnauz und Hut. Pferdewagen sind keine Seltenheit und es wird mit der Sense gemäht. Die Schlaglöcher sind so tief, dass einem die Autofahrer manchmal fast leid tun können (das sind oft echt coole Oldies!). Wir mit den Velos sind nicht viel besser dran, können aber noch besser ausweichen. Trotzdem sind unsere Füdlis ordentlich durchgeschüttelt worden in den letzten paar Tagen. Dafür sind die Preise auch noch wie vor 50 Jahren - unser Camping kostet nur 2 € pro Nacht, ein Mittagsmahl ebenfalls. (Das hat natürlich auch Schattenseiten - z.B. dass der Chefarzt(!) im Spital von Oradea nur 450 € im Monat verdient).

Trotz dem einfachen Leben und der teilweise sehr dürftigen Infrastruktur sind die Leute überaus freundlich. Wir sind begeistert von Rumänien, für mich ist es zweifellos das grösste Highlight dieser Reise bisher. Abenteuer scheinen an jeder Ecke zu lauern. Heute haben wir eine Eishöhle besichtigt. Sicher hat der beschwerliche Weg dorthin dazu beigetragen - wir mussten uns eine extrem steile Straße auf fast 1200m hoch kämpfen - doch was für ein fantastisches Erlebnis! Wir stiegen ein 50m tiefes Karst-Loch hinunter, um zur Höhle zu gelangen, auf rutschigen, wackeligen Stufen. Mit jedem Schritt nach unten wurde es gefühlt 1 Grad kälter. Während es draussen mit 30 Grad ein richtig heisser Sommertag war, herrschen in der Höhle zwischen minus(!) 14 und plus 4 Grad. Der Eisblock, der den Höhlenboden bedeckt, hat ein Volumen von 100'000 Kubikmeter, ist über 20m dick und ca 3800 Jahre alt. (Ich zitiere aus dem Nationalpark-Prospekt:-) - hier könnt ihr mehr erfahren. Eis-Stalaktiten hingen von der Decke, überall waberte der Nebel - es fühlte sich an wie in einem Fantasyfilm. 
Lustigerweise überlebt in diesem harschen Klima ein Käfer, welcher den Namen "pholeuon knirschi glaciale" trägt. Wir haben ihn nicht gesehen, aber die Evolution hat's nicht gut mit ihm gemeint, dem armen Knirschi.

Alle Fotos der letzten paar Tage findet ihr unter "Fotos" - Romania. Hier eine kleine Auswahl.

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