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Am Ende der Baja angekommen

Hola amigas y amigos,

geschafft!! Die Baja ist abgeradelt, ich sitze in La Paz in einem Luxushotel und glaube, ich träume... Pool, weiche Matraze, Marmordusche... muss mir noch etwas die Augen reiben, wie wir hier gelandet sind. Aber der Reihe nach:
Vor dem Start in San Diego hat Sven eine E-Mail von Markus, einem  österreichischen Radler, den wir beide bereits in Kalifornien getroffen hatten, und der uns ca. 14 Tage vorausradelt, erhalten, mit zahlreichen Tipps und der Bemerkung, dass die Baja "die Reifeprüfung" für die restliche Panamerikana sei. Passender könnte man es nicht bezeichnen! Die Baja erfordert einiges an Opfern, belohnt aber dafür mit wunderbaren Ausblicken.
Nach einem geglückten Start in San Diego (per Fähre ueber die Coronado-Insel) erreichten wir bald die betriebsamste Grenze der Welt: Tijuana, Eintrittstor nach Mexiko und Baja California. Die Amis wollten nix mehr von uns wissen, und wir fanden nur mit Mühe einen amerikanischen Zöllner, der- sich unserer Immigration Cards annahm. Dann gings durchs Drehkreuz, und schon standen wir auf mexikanischem Boden, wo wir fuer 22 Dollar ein 6-Monatevisum erhielten. Dann stürzten wir uns ins Getümmel von Tijuana - gar nicht so schlimm, wie es immer tönte! Es ist eine ganz nette Stadt, mit einem hübschen Zentrum.
Dennoch zog es uns nach Süden, und bald schon radelten wir auf der 4-spurigen Autobahn über die Berge nach Rosarito. Dort kamen wir grad noch zum Sonnenuntergang an und fanden ein Zeltplätzchen im Hinterhof bei Jesus, der uns viele gute Tipps gab für die Weiterreise (inkl. wos die besten Tacos gibt).
Am nächsten Tag verliessen wir dann die städtische Gegend und genossen noch ein paar wunderbare Ausblicke auf den Pazifik (inkl. einem anstrengenden Anstieg) kurz vor San Miguel. Dort tanzten abends auch noch die Delfine in der Bucht, schön! Nach Ensenada machten wir noch einen kurzen Abstecher zur Bufadora, dem "Blasloch", einer natürlichen Felsformation an der Steilküste, wo die Wellen wie die Fontäne eines Wals durch die Felsen spritzen. Danach verabschiedeten wir uns vom Pazifik und fuhren in die Berge nach Santo Tomas, dem Weinbaugebiet der Baja (den Tropfen haben wir aber nicht probiert). Hier war dann auch die erste Baustelle mit ein paar km Schotterpiste (natürlich genau über die Passhöhe) angesagt, anstrengend! V.a. wurden wir von den vielen Trucks ordentlich eingestaubt und nahmen daher am nächsten Tag das Angebot von Pat, uns etwas weiter nach Süden zu fahren, dankbar an. Ab Rosario geht es dann definitiv in die Wüste, wie man sie sich vorstellt: viele Kakteen, viele Stacheln, viel Nichts. Ausserdem bescherte uns die Wüste am ersten Radeltag gleich mal ordentlich Höhenmeter, einen kräftigen Gegenwind (stellt euch unter einen warmen Haarfön, und ihr seid nahe dran am Gefühl ;-) und viel Durst. Bezeichnenderweise hiess dann die erste "Loncheria" (eine Imbissbude) an der Strasse auch "El Sacrificio". Wir campierten die nächsten 3 Tage unter dem Sternenhimmel und zwischen mächtigen Kakteen -  ein Traum! Wer braucht schon 5-Sterne-Hotels, wenn man im Millionen-Sterne-Zelt schlafen darf? Zwar verfingen sich die Stacheln der Kakteen in allen Kleidungsteilen (autsch), doch blieben die Reifen und Schlafmatten verschont. Ein paar Stacheln stecken immer noch in meinen Fingern und Zehen, die arbeiten sich nun nach 3 Wochen langsam wieder raus... ;-) Selber schuld, man sollte halt nicht mit den Flipflops zwischen den Kakteen rumlatschen. Und das Feuerholz fürs Lagerfeuer hat halt auch überall Stacheln dran und "wehrt" sich kräftig dagegen, im Feuer zu landen. Trotzdem verbrachten wir die meisten Abende um ein lauschiges Feuerchen, assen Tortillas mit Bohnen und Thunfisch und genossen die Stille der Wüste, bis mal wieder ein Truck durchbretterte und mit seiner Motorenbremse die Stille zerschmetterte. Den Krach, mit dem hier die Trucks über die Berge röhren, könnt ihr euch gar nicht vorstellen...
Nach ein paar einsamen Tagen erreichten wir endlich Guerrero Negro, die erste grössere Stadt und sozusagen die Halbzeit der Baja California. Hier überschritten wir die erste Zeitzone in Mexiko und gönnten uns nach 4 Tagen in der Wildnis ein Motel mit Dusche, Waschmaschine und vielen Negro Modelos (best beer in Mexico). Wieder sauber hinter den Ohren (und andern Körperteilen), durchquerten wir am nächsten Tag die Vizcaino-Wüste, eine platte, todlangweilige Ebene, 100km geisttötendes Radfahren, welches mich dazu verführte, doch mal den iPod während dem Fahren einzuschalten, um die Monotonie zu ertragen. Doch dann folgte die grandiose Belohnung, nämlich die Wüstenoase von San Ignacio - definitiv das Highlight der Baja California! Nach so vielen Tagen der Radelei durch die Wüste plötzlich Palmen und eine Lagune zu erblicken - der Wahnsinn! Wir stürzten uns ins Wasser, stopften uns mit Datteln von den Palmen voll und genossen einen wunderschönen Nachmittag an der Lagune. Auch die hübsche Missionskirche und die nette Plaza trugen zum Charme dieses Ortes bei. Am schönsten war jedoch der Abend am Lagerfeuer mit Mel und Chenoa, die wir unterwegs auf der Strasse getroffen hatten, und die mit ihrem Pickup unterwegs waren. Sie verwöhnten uns mit einem leckeren Abendessen und kühlem Bier (es lebe die Kühlbox), dazu echten Klappstühlen (mal nicht im Sand rumsitzen) und hauptsächlich toller Gesellschaft. Es wurde viel gelacht und erzählt. Mel hat vor einem Jahr die Baja-Tour selber per Rad gemacht und wusste daher, wie es uns erging. Später stiess noch Jordan hinzu, der uns zum Singen am Lagerfeuer brachte, und ebenfalls mit vielen "Räubergeschichten" zu unterhalten wusste.  Der Abend war so herrlich, dass Sven und ich Mühe hatten, am nächsten Morgen aufzubrechen, und spontan beschlossen, noch den Morgen an der Lagune rumzuhängen und erst gegen Abend aufzubrechen. Als wir dann endlich zu packen begannen, erfasste ein Windstoss Svens Zelt und fegte es in den See - not funny! Allerdings gab uns dies die perfekte Entschuldigung, noch einen Tag länger zu bleiben. Mit Müh und Not schafften wir den Abgang von dieser wunderbaren Oase und radelten im übelsten Gegenwind über die Berge. Dort erblickten wir dann endlich die Sea of Cortez, quasi die andere Seite der Baja, wo das Meer warm genug zum Baden sein sollte. Eine geniale Abfahrt dorthin durch die Cuesta del Infierno und ein wunderbarer Rückenwind während der nächsten 3 Tage versüssten das Ganze noch. An der Baja Conception machten wir schliesslich 2 Tage Halt und zelteten am Strand, probierten unsere frisch erstandenen Schnorchel aus und genossen Fischtacos und frische Muscheln, die sogar noch auf dem Teller zappelten (lecker, lecker!). Wir machten auch eine Wanderung auf den nächsten Hügel, um die geniale Aussicht auf die Playa Coyote zu geniessen und Feuerholz zu sammeln. Jawohl, wir schleppten einen halben Baum vom Berg ins Tal, weil es am Strand unten kein Holz gab... ein echtes Opfer, aber es gab dafür ein tolles Lagerfeuer ;-)
Danach hiess es die Zähne zusammenbeissen und über die Berge radeln. Die Sierra de la Giganta lag "im Weg", und die MEX 1 (die Hauptstrasse auf der Baja) windet sich direkt darüber. Es wurde ein Tag voller Leiden, doch zur Belohnung durften wir oben auf dem Berg nochmals herrlich unter Kakteen zelten. Danach folgte die lange Abfahrt nach Ciudad Constitution, wo wir uns nochmals ein Hotel gönnten vor dem Endspurt nach La Paz. Dieser wurde nochmals richtig hart, denn die Strasse - zunächst schön flach und mit Rückenwind - wurde alsbald nochmals richtig wellig und durchquerte Hunderte von Vados (trockene Flusstäler), und die vielen Loncherias am Strassenrand blieben auch bald aus. So blieben uns am letzten Tag nur noch ein paar Cookies und Bananen, sowie viele Vados und ein Haufen Flucherei. Endlich, endlich überquerten wir dann den letzten Hügel und erblickten in der Ferne La Paz, vorläufiges Endziel unserer Baja-Tour, und damit wieder Zivilisation, Duschen, kühles Bier und stachelfreie Betten ;-)
Hier wurden wir von Mel und Chenoa, dem Pärchen aus San Ignacio, mit offenen Armen empfangen. Sie haben sich hier in einem Luxushotel per Timeshare eingemietet und haben noch ein Zimmer frei für uns. Wow!!! Welch ein Luxus! Wir haben eine richtige Suite, mit Balkon zum Pool raus, einen Kühlschrank und Küche, und angeblich gibts irgendwo noch einen Hot Tub... Sind immer noch ganz fassungslos. Heute nachmittag hat uns Mel sein riesiges Auto entliehen zum Einkaufen und wir kommen grad von ner Shoppingtour zurück, die uns völlig überfordert hat. Die Baja ist sonst eher dünn bestückt mit Läden, und in der Regel gibts nix zu diskutieren, welche Kaffeesorte man nun kaufen soll, etc.
Hier werde ich nun die nächsten paar Tage mit Sven, Mel und Chenoa abhängen, entspannen und vielleicht, wenn ich dazu komme, die Weiterreise organisieren (obwohl, der Gedanke, von hier weg zu gehen, ist im Moment weit weg ;-).
Hier noch ein paar Fotos von unserem Ritt von Tijuana bis La Paz:

Baja California

By the way, for all my english speaking friends: here´s an account of our trip down the Baja in english on Svens Website

Have a nice weekend everyone! We´re off for some Negro Modelos ;-)


 




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