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Gruss von der Mitte der Welt


 

 

Hallo miteinander,

heute habe ich einen kleinen Ausflug in die Umgebung gemacht, v.a. um Quito's Lärm und Gestank etwas zu entfliehen, und zwar zum Mitad del Mundo, der "Mitte der Welt". Netterweise schien dort auch die Sonne, was man ja von Quito nicht behaupten kann, somit hatte sich die mühsame Busfahrt bereits gelohnt.
Mitad del Mundo ist ein Äquator-Monument, welcher ja gleich hier nördlich von Quito verläuft. Im 18. Jh. hat eine französische Expedition hier Vermessungen gemacht und die Äquatorlinie "gezogen", worauf man dieses Monument gebaut hat, mit einer riesigen Plaza, durch die wie eine Narbe diese rote Linie verläuft, und das eine solch populäre Touristendestination geworden ist, dass sich Souvenirshops und Cafes aneinanderreihen, dass einem fast schlecht wird. Trotzdem - das obligate Foto von mir, mit je einem Fuss in der nördlichen und südlichen Hemisphäre musste ich natürlich auch in meiner "Trophänsammlung" haben. Nachdem ich meine paar Fotos geknipst hatte und zum Spass noch ein paar mal über die Linie gehüpft war, wurde mir jedoch bald langweilig. So verliess ich das Monument und überlegte mir, was ich denn nun mit dem angefangenen Tag noch anfangen könnte. Bevor ich aber in einen Bus zurück nach Quito hüpfen konnte, sprach mich ein Typ an, ob ich den schon das "Museo Cultura Solar" gleich ausserhalb des Komplexes gesehen hätte. Es erwies sich als lohnenswerter Abstecher und zweifellos Höhepunkt des Ausflugs. Es war eigentlich eher eine Videoshow, die mittels GPS und Satellitentechnik vermittelte, dass sich die Franzosen damals leicht verrechnet hatten, und sich der "wahre" Äquator ca. 200m nördlich davon befand. Sie erstellten weitere Vermessungen und entdeckten eine präkolombianische Kultstätte (noch vor den Inkas erbaut, ca. 1000 Jahre alt), welche genau auf dem Äquator lag. Von dieser Stätte aus kann man zu den Equinoxen (also am 21.3. und 21.9.) seinen eigenen Schatten nicht sehen um 12 Uhr, weil die Sonne genau im Zenit steht. Sie beobachteten dies und zogen von diesem Punkt aus sternförmige Linien (Sonnenauf- und Untergang an den Sonnenwenden) und entdeckten auf diesen Linien zahlreiche andere, ähnliche Stätten, unter anderem auch El Panecillo in Quito, wo die geflügelte Jungfrau, Quitos Wahrzeichen, steht, sowie die Tatsache, dass die meisten Kirchen Quitos auf diesen Linien stehen. Dazu muss man wissen, dass diese alle auf den Ruinen von Vor-Inka-zeitlich erstellten Tempeln stehen. Sehr interessant! Faszinierend war auch das Gespräch mit dem Inhaber des Museums, der diese Vermessungen auf eigene Faust durchfuehrt, da er von der Regierung keine Unterstützung erhält, und versucht, die Leute auf diese wichtigen Stätten für die kulturelle Identität Ecuadors aufmerksam zu machen. Ohne Schutz der Regierung fallen diese leider der menschlichen Ignoranz zum Opfer, wie dies z.B. bei Catequilla (dem Monument, das genau auf dem Äquator liegt), der Fall ist, es wird von unten abgegraben durch eine Mine. Seine Idee vom Äquator als Verbindungslinie der Völker und nicht als Trennungslinie in Nord und Sued hat mir auch sehr gefallen. Äquator kommt schliesslich von Aequus, "Gleichgewicht" oder "Gleichheit" - einem Wort, von dem Ecuador, seinem Namensträger, und im Grossen gesehen auch die Welt, leider noch weit entfernt ist. Von diesem Museum aus wird also nicht nur für die Rettung dieser Kulturgüter gekämpft, sondern auch für mehr Verständnis der Ecuadiorianer und internationalen Besucher für die Vergangenheit dieses Landes und eine gerechtere Zukunft für seine Einwohner. Mit teilweise verrückten Ideen machen sie darauf aufmerksam, z.B. hängen im Museum alle Karten und Globen um 90 Grad im Gegenuhrzeigersinn gedreht an den Wänden. So wird der Äquator nicht mehr zur Trennlinie zwischen Nord und Sued sondern der Mittellinie der Welt, dem Mitad del Mundo, eben. Mir hat diese Philosophie so sehr gefallen, dass ich mir gleich ein T-Shirt von dieser verdrehten Welt gekauft habe, und für die Unibibliothek als Geschenk auch gleich noch die DVD mit dem Film über die Vermessung des Äquators mittels GPS (es kommt also eine echte Katalogisierungsknacknuss auf euch zu: englisch-spanische DVD-CD-Encyclopaedia, viel Spass!).

Hier noch die Fotos von Quitos Altstadt (gestern) und Mitad del Mundo (heute):

Fotoalbum Quito, Mitad del Mundo



Mittlerweile ist mir auch noch in den Sinn gekommen, dass ich euch gestern eigentlich meine nun bestätigte Ankunftszeit mitteilen wollte, aber ich hatte die Zahlen nicht dabei und daher nur, was mir grad noch im Kopf war, hingeschrieben, in der Absicht, das nachher noch zu ergänzen, wenn ich mich dazu aufraffen konnte, den Zettel hervorzugraben, also hier sind nun die kompletten Daten, falls jemand noch Lust auf einen Freitagabend am Flughafen hat:

Ankunft in ZH Freitag, 14.3. um 18.35 Uhr mit Iberia, Flug Nr. 3474

Natürlich erwarte ich kein Empfangskomittee (die meisten von euch sehe ich ja sowieso am Montag im Büro oder an Ostern am Familientisch), freue mich aber trotzdem auf ein paar winkende Arme, während ich auf meinen Riesenrucksack warte. Und ich zahle auch eine Runde an der Flughafenbar, versprochen!

Obwohl ich natürlich traurig bin, dass meine "Auszeit" vorüber ist, und nun der Alltag wieder wartet, wohl mit den alten Problemen und Ärgernissen, so freue ich mich doch riesig auf die Schweiz und DAHEIM! Da ich nicht weiss, ob ich morgen noch Gelegenheit habe, ins Internet zu gehen, sei's hiermit schon gesagt:

1000 Dank euch allen, die ihr meine Reise mitverfolgt habt, euch mit mir gefreut habt über die schönen Momente und mit mir gelitten habt, wenn´s mir mal nicht so gut ging - beides war Gold wert und hat mich durch diese 4 Monate getragen, die nicht immer nur rosarot waren, auch wenn ich keinen Moment davon missen möchte (mal abgesehen von ein paar horrorartigen Toilettengängen und Kakerlaken). Eure Kommentare im Blog und persönlichen E-Mails haben mich mal Lachen und mal Weinen lassen, und einige von euch haben mir derart poetische Worte durchs Netz gesandt, dass ich sie fast einrahmen möchte. In der Gefahr, jemanden wichtigen zu vergessen, wage ich es nun dennoch, auch ein paar Namen zu nennen, den Dank, wem Dank gebührt:

  • Xaver und Marlis fürs rein arbeitstechnische Ermöglichen dieser Reise - ihr habt mir einen Traum erfüllt! Marlis auch ganz herzlichen Dank fürs Organisieren der Ablösungen. 
  • All meinen Stellvertreterinnen für die Bereitschaft, Mehrarbeit zu leisten, und allen Mitarbeiterinnen, die bereit waren, ihren Zeitplan umzudisponieren, ganz herzlichen Dank: Marlis, Nathalie, Corinne, Gabi, Daniela, Sylvia, Sara, Marion, Luzia (ich hoffe, ich habe niemanden vergessen, ansonsten sorry und danke trotzdem)
  • meine Hausabwartin Frau Mijatovic fürs Pflanzengiessen und Edi fürs Schlüsselhüten
  • meinen Eltern für die Unterstützung und die freudige Anteilnahme, habe ich sehr geschätzt
  • meinem Bruder Matthias und seiner Freundin Sabine fürs Erledigen des Bürokrams, für Poststelle und Zwischenlagerung von heimgesandten Päckli, einer unbezahlbaren Arbeit (werde versuchen, mich mit einem Abendessen aus dem Andenkochbuch zu revanchieren, aber das droht, eher zur Bestrafung zu werden)
  • allen, die mir geschrieben haben, siehe oben!
  • Globetrotter & Globotrek Reisebüro für die kompetente Beratung und makellose Buchung der Reise


und natürlich last but not least allen, die ich unterwegs getroffen habe, und die mich auf einem Teil meiner Reise begleitet haben, mir ihre Herzen und Häuser geöffnet haben:

  • Hotel Niños in Cusco für einen sanften Einstieg in Peru
  • Mariluz und Familie, bei der ich auf der Titicacaseeinsel Amantani übernachten durfte
  • meinem Guide Elisabeth in Ayacucho, die mir so sehr geholfen hat nach dem Kameraklau
  • Alex aus Ottawa für die Notfallzigaretten, um die Moskitos zu verscheuchen, und die nette Gesellschaft in der Selva bei la Merced
  • Don Pedro fürs Mahlen von frischem Kaffee und die spannenden Geschichten aus der Sendero-Luminoso-Zeit, sowie Gastfreundschaft in seinem Haus in der Selva
  • den hilfsbereiten Herrschaften auf dem Tourist Office in Huancavelica (als es dann mal offen war)
  • Betty, Armando, Jhon, Pablo, Rousbelt, ihren Familien und Freunden für die schönen Weihnachtstage in Lima
  • Daniel für den freundlichen Empfang in Trujillo (obwohl er eine Stunde zu spät kam)
  • Den Hotelangestellten in Chachapoyas, die mich aus den Klauen einer nervigen Argentinierin befreiten
  • Rachel, Patrick und Hector für unvergessliche Tage in der verregneten Gegend um Chachapoyas und das Angebot, mich ihnen anzuschliessen bis Iquitos, was ich dann auch tat. Danke auch fürs Einweihen in die komplizierten Regeln des Unif-Kartenspiels
  • Doña Rosa fürs Verständnis und Entrüstung, als mir im Dschungel Geld von "ihren" Leuten geklaut wurde
  • Jack und Paruka fuer so viel: Wohn-, Wasch-, Internetgelegenheit in Bogota, für zahlreiche gute Tipps, spannende Geschichten über Kokain, Guerilla, Narcodemocratia, und coole Ausflüge in Kolumbien, sowie Kolumbiens bestem Marihuana (okok, ich gebs ja zu, aber es waren nur ein paar Züge, ehrlich)
  • Mama Nilse für den heissen Kaffee nach dem kalten Schnorcheln in Tayronas klaren Wassern
  • dem Mountain House in Manizales fürs Mitnehmen auf die Anti-Farc-Demo, Ausleihen von Thermometer und herzliche Anteilnahme, als ich krank war
  • Tara und Darius für unterhaltsame Gesellschaft auf der längsten Busfahrt der Welt (von Popayan nach Otavalo)
  • dem Apotheker in Baños für die Augentropfen und Yolande im Hostel für den herzlichen Empfang
  • der ganzen Black-Sheep-Belegschaft und Gästeschar für tollen Service, nette Abende ums Kaminfeuer sowie Monopoly und Jassabende
  • der Condor-Travel Agentur dafür, dass sie an mich glaubten, dass ich es auf den Cotopaxi schaffen könnte
  • der Golondrina-Crew für eine unglaubliche Woche und Francis für den Rum in einer hohen Wellengang-Nacht
  • den Tieren auf Galapagos fürs geduldige Fotomodellstehen
  • dem Museo Solar für eine neue Weltanschauung
  • und allen Guides, Taxifahrern, Busfahrern, Schleppern, Köchen und Hostelbesitzern, die mich sicher (wenn auch manchmal haarsträubend und nicht TÜV-geprüft) und meist professionell durch Peru, Kolumbien und Ecuador gelotst haben


Der Kaktus geht eindeutig an:

Iberia für:

  • unfreundliche, herablassende Bedienung
  • enge Sitzplätze und mir einen Sitz mitten in der Schreikinderzone zu geben
  • Last-Minute-Umbuchung auf einen Spätflug
  • dauerhaft besetztes Telefon für die Rückbestätigung sowohl in Quito als auch Guayaquil


sowie die drei Köche, die mir Durchfall serviert haben (v.a. die verdorbenen Shrimps in Cartagena halten meinen Darm bis heute auf seltsamen Wellenlängen)

Alles andere sei verziehen und vergessen!
 

So, meine Statistik spare ich mir für St. Gallen, dafür brauche ich mein Tagebuch und Reiseführer (Zahlen kann ich mir notorisch schlecht merken).

Alles, alles Liebe, ich geh jetzt ein letztes ecuadorianisches Pilsener heben, bis sehr bald,
Kathrin

 

 

 

 

Kommentare

  1. liebe kathrin
    ich habe morgen abenddienst und werde einfach fest an dich denken und mir ausmalen, wie es ist, wieder auf heimischem boden zu stehen. du musst ja nur deinem namen nach :-)
    wir sehen uns am montag, flieg gut!
    liebe grüsse
    gabi

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  2. Liebe Kathrin
    es ist jetzt Freitag 14.März, 18.30 Uhr. Während ich noch deine letzten Fotos angucke, die letzte Beiträge lese, und mir vorstelle, dass Du wahrscheinlich genau jetzt auf dem Flughafen in Zürich auf Deine(n) Koffer wartest: HAB VIELEN DANK FÜR DIE MONATE VOLLER SPANNENDER,WITZIGER BEGLEITUNG! Ich werde es vermissen, nicht mehr im Internet nachgucken zu können, was auf der anderen Seite der Welt läuft...
    Ich wünsche Dir leichte schnelle Eingewöhnung in den Alltag, und freue mich, Dich am Montag wieder zu sehen!
    Bis dann, Luzia

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  3. Hallo ihr beiden,

    ja, ich bin gut gelandet (gut geflogen waere eine Uebertreibung) und bin mich wieder am Eingewoehnen. Die Ankunft war jumboprima und mein Bett hat mich freudig erwartet. Jetzt bin ich langsam soweit, den Rucksack auszupacken und die Waschmaschine zu starten. Bis am Montag!
    Liebe Gruesse, K.

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