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Wanderung zu der Todesmine




Hallo miteinander,

eigentlich wollte ich mich ja aus Lima wieder melden, muss aber noch etwas Zeit totschlagen bis mein Nachtbus fährt, und auf Hosen flicken hab ich grad keine Lust. Tja, seufz, nachdem ich im Dschungel meine Trekkinghose ruiniert habe (ein Riss an einer sehr delikaten Stelle, die ich doch lieber nicht ständig der Öffentlichkeit präsentiere), hat mir heute auf meiner Wanderung Mine Sta. Barbara ein revierverteidigender kläffender Hund das Hosenbein vom Knie bis zum Knöchel zerfetzt... Das war meine gute Hose, Mistvieh! Naja, wenigstens hat er nur die Hose und nicht mein Bein erwischt, so dass nun wohl oder übel mal das Schweizer Notfall-Nähkästli ausgepackt wird aus den Tiefen meines Rucksacks - immerhin nicht vergebens mitgeschleppt.
Heute morgen habe ich beschlossen, diese wunderschöne Gegend noch etwas zu Fuss zu erkunden und bin ins erstbeste Tal reingelaufen, zum nächsten Dorf hoch, wo mich neugierige Kinder anstarrten, während ich gemütlich meine Banane mampfte. Dann gings weiter den Berg hoch, Ziel war die ehemalige Mine Santa Barbara, auch "Todesmine" genannt. Sie wurde von den Spaniern bereits 1563 gebaut, da man in den Bergen hier Quecksilber entdeckt hatte, was für die Gold- und Silbergewinnung in andern Teilen Perus sehr wichtig war. Leider ist Quecksilber hochgiftig, und die Minenarbeiter starben weg wie die Fliegen - im Jahr 1764 waren es über 200 in einem Jahr, eine der höchsten Todesraten in südamerikanischen Minen. Die Spanier zwangen die einheimische, indianische Bevölkerung in die Minen, mussten aber irgendwann kapitulieren, als kaum mehr Männer verfügbar waren. Eine traurige Geschichte, ein weiteres dunkles Kapitel der Kolonialisierung Perus, daher auch der Name "Mina de la Muerte".
Heute stehen nur noch die Ruinen der Mine und des verlassenen Orts, es ist ein unheimlich stiller, aber irgendwie auch friedlicher Ort, seht selbst in den Fotos.

Nachdem ich meinen Atem wieder gefunden hatte (Sta Barbara liegt auf 4200m), bin ich auf einem anderen Weg über Felder und an einsamen Schafhirten vorbei zurück nach Huancavelica gewandert, wo gerade eine Art Krippenspiel auf der Plaza stattfindet - das Mikrofon ist so laut aufgeschraubt, dass man es sogar noch in den Bergen verstehen konnte...
Liebe Grüsse, schöne Obig, Kathrin


Fotoalbum Huancavelica

Kommentare

  1. Salü Kathrin
    Hoffentlich werden auch weiterhin "nur" deine Hosen zerrissen....(Hunde waren mir schon immer ein Gräuel)
    Ich wünsche dir trotz allem Ungemach, das man halt auf diesen abenteuerlichen Wegen erfahren MUSS, aus der Ferne schöne Weihnachtstage. Ich bin schon ganz gespannt, was du darüber zu berichten weisst.
    Herzliche Grüsse
    Sylvia

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  2. Liebe Sylvia,

    ja, mir sind die Hunde hier auch nicht sonderlich sympatisch- sie bellen jeden Fremden aeusserst aggressiv an und holen sich mit dem Geklaeff meist auch grad noch ein paar "Freunde"... und wenn dann keine Menschenseele in Sicht ist- nicht gerade eine angenehme Erfahrung. Bisher hatte ich Glueck, und Stoff kann man ja wieder flicken. Aber die teure Tollwutimpfung, die mir der Tropenarzt aufschwatzen wollte, und die ich aufgrund des Preises (300.-) ablehnte, scheint nun doch keine allzu dumme Idee gewesen zu sein...
    Mittlerweile bin ich in Lima angekommen, wo es wieder Starbucks und McDonalds gibt (es lebe die Zivilisation:-(...) und ich wieder etwas gediegener lebe. Wuensche dir & Familie auch ganz schoene Weihnachtstage, alles Liebe, Kathrin

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