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The end of a journey - for now...

Hola muchachos y muchachas,

seit fast 2 Monaten bin ich wieder in Europa und praktisch wieder akklimatisiert ans hiesige Klima und die mitteleuropäische Kultur (mit einigen peinlichen Ausrutschern, so überprüfte ich kürzlich das Rückgeld von der verdutzten Coop-Kassiererin auf Falschgeld-Nötli).
Die Reise ist aber noch nicht ganz abgeschlossen, denn - wie mich bereits viele darauf aufmerksam machten ;-) - es fehlt noch der Reisebericht der letzten Etappe.

Nach unserem Abenteuer auf der Todesstrasse nahmen wir ab La Paz den Bus bis zum Titicacasee. Die Fahrt begann abenteuerlich, steil hoch aus dem Talkessel von La Paz in den Vorort El Alto, der eigentlich so gross wie La Paz selber ist, und bereits auf dem Altiplano auf 4000m Höhe liegt. Aus dem Busfenster genossen wir fantastische Aussichten auf die Stadt.
Bald schon näherten wir uns dem Titicacasee und setzten mit einer alten Fähre, auf die der Bus drauffuhr, über die See-Enge bei Tiquina.Von dort aus konnten wir über den blauen See auf die ferne Cordillera Oriental, wo sich die Fünf- und Sechstausender auftürmen, sehen. In Copacabana angekommen, genossen wir einen kitschigen Sonnenuntergang am Titicacasee, bei einem Bier auf dem Hausberg über dem Wallfahrtsort. Wer jetzt denkt, Copacabana, das ist doch der berühmte Strand, irrt - wir waren nicht an der Copacabana in Rio, sondern im Copacabana in Bolivien. Das hat zwar auch einen Strand, der ist aber eher dreckig und das Wasser eisig. Dafür ist die riesige Wallfahrtskirche beeindruckend. Hierher kommen die Bolivianer vor allem, um ihre Autos segnen zu lassen. Jeden Nachmittag fahren daher vor der Kirche ganze Familien mit ihren neuen (oder auch nicht mehr brandneuen) Autos, Pickups, Lastwagen und sogar Bussen vor. Die Wagen werden bunt verziert mit Blumengirlanden und allerlei Kitsch, die Familie, herausgeputzt in Sonntagskleidern, stellt sich vor der offenen Motorhaube (ebenfalls mit Blüemli geschmückt) und der Priester macht die Runde mit einem Kessel voll Weihwasser.

Gruppenfoto mit Priester bei einer Autosegnung in Copacabana





Wir machten auch einen Tagesausflug auf die Isla del Sol, die Sonneninsel. In der Mythologie der Inka soll der Sonnengott Inti seine Kinder, den ersten Inka Manco Cápac und seine Frau Mama Ocllo, auf einem Felsen der Isla del Sol zur Erde gelassen haben. Somit spielt die Isla del Sol in der Mythologie der Inka eine sehr grosse Rolle. Heute ist die Insel leider sehr kommerziell, und auf dem schönen Wanderweg, der von Nord nach Süd über die Insel führt, werden an mehreren Orten Wegzölle von den Wanderern verlangt. Ein bisschen schade, wir hätten das Geld lieber bei den Einheimischen in einem Restaurant gelassen. Die Bootsfahrt auf die Insel ist auch sehr langsam, man braucht viel Geduld, da die Touristenboote ziemlich überfüllt sind. Dafür haben sie bei den Schwimmwesten gespart ;-)

Mit dem Nachtbus gelangten wir dann vom Titicacasee nach Cusco, Peru. Land Nummer 13 auf El viaje, und das vorerst letzte Land auf dieser Reise. Wir hatten uns entschieden, den letzten Monat vor unserem Heimflug in Cusco und Umgebung zu verbringen, und uns viel Zeit zu lassen für diese wunderschöne Gegend. Dies hat sich im Nachhinein als sehr guter Plan herausgestellt, denn die Region Cusco und das Valle Sagrado (heiliges Tal der Inkas) bietet viel Schönes. So konnten wir ohne Hetzerei die Reise ausklingen lassen. Wir schlenderten durch Cuscos malerische Altstadt mit alten Inkamauern und engen Gassen, vielen Kolonialbauten und gigantischen Kirchen.

Cuscos Plaza de Armas im abendlichen Sonnenschein
Danach fuhren wir mit den leicht bepackten Rädern (nur das Nötigste, der Rest blieb in Cusco) ins Valle Sagrado. Unterwegs besuchten wir bereits verschiedene Inkaruinen. Ziel war Pisaq, berühmt für seine Inkafestung auf dem Hügel und die tollen Terassen bis zuoberst auf den Berg, aber auch für seinen bunten Handwerkermarkt. Frühmorgens am nächsten Tag stiegen wir zu Fuss die steilen Treppen vom Tal bis hoch zu den Ruinen. Bald schwitzten wir ordentlich, obwohl der Weg noch im Schatten lag. Langsam kam die Sonne über den Berg und wir genossen ein paar ruhige Stunden in den eindrücklichen Ruinen, bevor die Tagestouristen von Cusco einfielen. Sobald die ersten Reisecars einparkten, machten wir uns auf den Abstieg, vorbei an einem Inkafriedhof und durch unzählige Terrassen. Wir liessen es uns nicht nehmen, auch über die ursprünglichen Inkatreppen durch die Terassen zu steigen, statt auf den neu für die Touris errichteten. Dabei stellten wir fest, dass dies echte Schwindelfreiheit erfordert und nicht so einfach ist, wie es aussieht.



Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Urubamba, wo wir einen tollen Zeltplatz bei Conny und Cesar fanden, einem deutsch-peruanischen Pärchen. Von dort aus unternahmen wir Wanderungen in der Gegend, besuchten ein Volksfest, besichtigten weitere Ruinen in der Umgebung und sassen abends gemütlich auf dem Camping, ein leckeres selbstgekochtes Mahl im Bauch, eine schnurrende Katze auf dem Schoss und die Gitarre bzw. Mundharmonika in der Hand.

Markt in Urubamba
Nach einer Woche konnten wir uns endlich losreissen von dem gemütlichen Fleck, um einen Höhepunkt dieser Reise anzufahren: Machu Picchu, die berühmteste der Inka-Festungen. Wir beschlossen, anstatt mit dem teuren Zug oder den stark frequentierten Treks per Velo dorthin zu fahren. Es gibt keine direkte Strasse nach Machu Picchu, welches ja im Valle Sagrado liegt, da das Tal zu eng ist, nur die Zuggeleise haben Platz. Um per Rad nach Machu Picchu zu gelangen, muss man einen 4350m hohen Pass, den Abra Malaga, überqueren, dahinter ins tropische Tiefland runterfahren bis auf 1000m, von wo aus man wieder auf den Urubamba-Fluss stösst, der an Machu Picchu vorbeifliesst. Dem Fluss entlang geht es dann wieder hoch bis nach Aguas Calientes auf 2000m, welches am Fuss der berühmten Ruinen liegt. Bis kurz vor Aguas Calientes kann man von "hinten" an die Ruinen heranfahren, die letzten 10km geht es nur noch zu Fuss. Für diese "Odyssee" brauchten wir 3 Tage hin und ebensolange wieder zurück, doch es war die Mühsal, die vergossenen Tränen und die wunden Hintern wert, die Landschaft war phantastisch. Der lange Weg nach Machu Picchu begann mit einem endlosen Aufstieg zum Abra Malaga, 4350m, meinem höchsten, per Rad befahrenen Pass auf dieser Reise.

endlose Serpentinen auf den Abra Malaga
Die rauschende Abfahrt hinunter in die Tropen wurde uns etwas vergrault durch Regen und Nebel auf dem Pass, so dass wir im erstbesten Restaurant am Strassenrand haltmachten und uns vor dem wärmenden Feuer die halberfrorenen Glieder aufwärmten und nassen Sachen trockneten. Wir durften sogar dort auf dem Boden schlafen, worüber wir sehr froh waren. Am nächsten Morgen schien dann wieder die Sonne, und bald konnten wir Mützen und Handschuhe ausziehen, denn die Umgebung wurde immer tropischer. Bunte Vögel und viele farbige Schmetterlinge begleiteten uns auf unserem "Tiefenrausch" nach Santa Maria.

Abfahrt in die Tropen
Unten angekommen, entschieden wir uns für eine Taxifahrt nach Santa Teresa, da die Strasse sehr abenteuerlich aussah und wir recht erschöpft waren vom Vortag. Unser Taxifahrer, ein selbsternannter Rallyefahrer mit lebendiger Fracht - wir nannten ihn einfach nur Luigi, der Rennfahrer - raste mit seiner Rumpelkiste, uns und unseren Rädern auf einer staubigen Schotterpiste an Abgründen vorbei ins letzte Dorf vor Aguas Calientes. Auf dem Rückweg nach Cusco sind wir die Strecke dann mit den Rädern gefahren (unter keinen Umständen wollten wir nochmals in ein Taxi steigen ;-).

abenteuerliche Piste nach Santa Teresa
In Santa Teresa gab es zum Glück heisse Quellen, bei denen man auch zelten durfte. Wir freuten uns schon darauf, den ganzen Abend unsere schmerzenden Gliedmassen im heissen Wasser zu entspannen. Doch leider waren wir bald nicht mehr allein im Bad, denn mittlerweile fielen hunderte müder, verschwitzter Trekker vom Inkatrail, Salkantaytrail, Inka Jungle Trail (etc.) in den Thermen ein und gingen erst nach Sonnenuntergang wieder (zahlreiche leere Bierflaschen blieben zurück). Nachdem die Trekker wieder abgezogen waren, kamen dann die Einheimischen zum Nacktbaden (es war ja dunkel ;-).

Am nächsten Morgen starteten wir zur letzten Etappe nach Machu Picchu, zunächst noch ein paar Kilometer auf dem Rad entlang des wilden, schäumenden Rio Urubamba bis zur Hidroelectrica (Wasserkraftwerk). Dort mussten wir die Räder einstellen, ab hier durften wir nur noch zu Fuss oder mit dem teuren Zug weiter. Also schnallten wir uns das Nötigste vom Nötigen auf die Schultern und wanderten 10km durch den Dschungel nach Aguas Calientes, immer den Gleisen entlang. Wir waren dann recht froh, dass wir die Räder zurücklassen mussten, denn es gab zahlreiche Brücken, wo wir von Bahnschwelle zu Bahnschwelle hüpften. Das wäre kein Spass gewesen, da die Räder rüberzuhieven! Die letzten Kilometer nach Machu Picchu waren eindrücklich: das Urubambatal wurde immer enger, oben auf dem Berg konnten wir bereits die Ruinen erspähen und die Natur um uns herum war wunderbar grün mit vielen exotischen Dschungelpflanzen.

Dschungelpfad entlang den Bahngleisen nach Aguas Calientes

Abends bereiteten wir den frühmorgendlichen Aufstieg zu den Ruinen vor: wir kochten Kaffee zum Mitnehmen am Morgen und stellten den Wecker auf 4 Uhr früh (wir wollten hochlaufen und den Sonnenaufgang über Machu Picchu erleben). Das mit dem Wecker ging leider daneben, wir erwachten schlaftrunken kurz vor sechs, als die ersten Busse, welche zu den Ruinen fuhren, am Camping vorbeidonnerten. Wie von der Tarantel gestochen, fuhren wir hoch, hopsten in die Schuhe und rannten wie wild den Berg hoch. Zum Glück war es in Peru Winter, so dass die Sonne erst um 7 aufging und wir mit perfektem Timing, selbstgebrautem Eiskaffee und hochroten Köpfen den Sonnenaufgang über Machu Picchu genossen. Kein Wölklein am Himmel! Was für ein Kontrast zu meinem ersten Besuch vor 5 Jahren...

Sonnenaufgang über Machu Picchu

Nach der Besichtigung der Haupt-Ruinenanlage stiegen wir noch auf den Machu Picchu Mountain, der über 3000m hoch ist, und von dem aus man eine gigantische Aussicht hat. Dafür muss man aber auch viele steile Stufen erklimmen...

auf dem Gipfel von Machu Picchu Mountain

Der Abstieg vom Berg war dementsprechend brutal, und wir konnten am nächsten Tag kaum mehr gehen vor lauter Muskelkater. Doch es war ein fantastischer Besuch, wir konnten uns so viel Zeit nehmen, wie wir wollten, konnten in den Ruinen ein Mittagsschläfchen halten, und es einfach geniessen. Trotz dem grossen Hype, dem Massentourismus und der hohen Preise ist Machu Picchu eines der Highlights von Lateinamerika, man sollte es auf keinen Fall verpassen. Es hat mir auch beim zweiten Mal wahnsinnig gut gefallen.

Nun kam natürlich der lange Rückweg nach Cusco, den wir in Urubamba nochmals für ein paar Tage unterbrachen, wo wir auf dem Camping bei Conny und Cesar ein paar letzte "Urlaubstage" verbrachten. Hier nahmen wir mit einem lachenden und weinenden Auge Abschied von Südamerika, bevor wir am 31. Juli in Cusco in den Bus stiegen für die lange und beschwerliche Heimreise via Lima, ab dort mit dem Flugzeug via Toronto nach Frankfurt.

Abschied von Berggiganten: Veronica, 5680m

Abschied von bunten Mariposas


Regenbogen über Urubambas Friedhof

ein letztes Ritual in Peru: Chicha trinken


Kolibri vor unserem Hospedaje in Cusco


Seither sind wir durch Thüringen, Oberbayern und die Schweiz gereist, haben Freunde und Familie besucht, teilweise per Rad, teilweise per Bahn und Auto. Nach fast 2 Monaten "Besuchszeit" lassen wir uns vorerst in Tabarz, Thüringen nieder. Hier werden wir erst mal "Ausruhen" vom Reisen, den Herbst und das Zusammenwohnen geniessen und von der nächsten Reise träumen. Wir halten euch auf dem Laufenden!

Ganz herzlichen Dank für euer Interesse an meinem Blog und meiner Reise, eure Mails und Kommentare haben mich immer riesig gefreut!

Herzliche Grüsse aus Alemania,
Kathrin

Kommentare

  1. So so, in Deutschland bist du jetzt. Wenn du mal im Norden bist, schau doch in Lüneburg vorbei! Ich wünsche dir gutes Einleben! Lg Nathalie

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