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Ab in den Dschungel - letzte Tage in Mexiko

Gut erholt sind wir aus Oaxaca auf die letzte Mexiko-Etappe aufgebrochen. Nachdem Sven und ich wochenlang hin- und hergerechnet hatten, wer nun wem wieviel schuldet, machten wir Nägel mit Köpfen und eröffneten eine gemeinsame Haushaltskasse für Food, Übernachtungen, etc. Rechnen müssen wir nun nicht mehr, nur einander davon abhalten, dass der/die andere keinen Blödsinn kauft:-)
Kurz nach Oaxaca besuchten wir den angeblich ältesten Baum der Welt in Tule- ein riesiges Ungetüm von Baum! Die unglaubliche Anzahl von Mezcalbrennereien auf der Weiterfahrt waren jedoch nicht weniger beeindruckend. Wenn unsere Trinkflaschen leer waren, wäre es einfacher gewesen, sie mit Schnaps nachzufüllen anstatt mit Wasser, denn die Landschaft blieb weiterhin trocken. Daher blieb es uns auch ein Rätsel, wieso die Zapoteken auf ihrer Festung in Yagul zuoberst auf dem Hügel eine Badewanne in den Fels meisselten. Es machte aber Spaß, reinzusitzen und ein paar Blödelfotos zu schiessen.
Da uns nach etwas Abenteuer zumute war, beschlossen wir, bei Mitla die verkehrsreiche Panamericana zu verlassen und über einsamere Hinterlandpisten nach Süden zu gelangen. Dazu ging es mal wieder kräftig in die Berge (seufz). Dafür wurden wir mit einem der schönsten Campingplätze belohnt: auf einer Felsterasse bei den Kalkterassen von Hierva el Agua. Wie gigantische Eiszapfen hängen diese erstarrten Wasserfälle hoch über dem Tal. Nachts leuchtete der Mond hell auf unser Lager, wunderschön! Sven stolperte beim Holzsammeln fürs Lagerfeuer fast über eine bunt gemusterte Schlange, woraufhin ich mich für den Rest des Abends nicht mehr vom Feuer wegbewegte. Am nächsten Morgen genossen wir einen Wahnsinns-Sonnenaufgang zum morgendlichen Yoga und ein tolles Bad in den natürlichen Pools der Kalkterassen vor der Ankunft der Tagestouristen. Danach ging es kräftig zur Sache, wir krochen über mehrere Pässe und viele fiesen Gegenanstiege (ergonomische Straßenführung ist hier ein Fremdwort) nach Ayutla. Hier fiel uns auf, dass die Menschen nicht mehr spanisch sprachen, sondern etwas, was wie chinesisch tönte. Wir befanden uns im Land der Mixe (wird wie "mitsche" ausgesprochen) und stellten fest, dass die Sprache auch ungefähr so schwer zu erlernen ist wie chinesisch:-). Leider stellten wir hier auch fest, dass wir unsere Hinterlandroute nicht fahren konnten, denn beim Anblick der Schotterpiste, welche steil und schmal den Berg hochführte, wurde uns ganz anders (Freddy erbleichte und drohte mit Generalstreik). Außerdem hatten wir mal wieder fast kein Geld mehr (der nächste Bankomat natürlich weit weg) und hätten wohl mitten in den Bergen als Strassenmusikanten arbeiten müssen, um uns Tortillas kaufen zu können. Zwar spielt Sven ja Mundharmonika und hat auch noch 2 Rasseln in seinen Packtaschen (immer wieder erstaunlich, was andere Radler/innen noch alles mitschleppen!), aber wir wollten dann doch nicht ganz sooo abhängig von der Gunst der Einheimischen sein. Also kehrten wir um und genossen dafür eine rauschende Abfahrt hinunter ins Tiefland. Zwar blieben uns noch jede Menge Berge erhalten, dafür fuhren wir durch eine fantastische Schlucht mit hübschen Zelt- und Badegelegenheiten. Je tiefer wir fuhren, desto höher stiegen die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit. Wir hatten den Isthmus von Tehuantepec erreicht, die schmalste Stelle von Mexiko und geografische Grenze zwischen Nord- und Südamerika, eine windige Tiefebene. Um etwas Zeit zu gewinnen, stiegen wir für ein paar Stunden in den Bus bis Tuxtla Gutierrez. Hier wollten wir den Canon del Sumidero per Boot besichtigen. Im Dorf, wo die Boote abfahren, war grad eine riesige Fiesta im Gange, in die wir mitten reinfuhren mit unseren Rädern. Welch ein Gewusel! Alle trugen farbige Kostüme, es gab eine Art Umzug, fast wie Fasnacht. So ähnlich wie bei uns nach 5 Tagen Fasnacht war auch der Alkohollevel der Einheimischen, somit wurde es ein lustiger Abend für uns, wir feierten mit und genossen den lokalen Lieblingsdrink namens Michelada. Ein absolut grauenhaftes Gebräu bestehend aus Bier, Salz, Maggi, Tamarindenchili und Limettensaft, nicht zur Nachahmung empfohlen! Kein Wunder, lagen die einheimischen morgens alle betrunken in der Gosse... Wir genossen dafür klaren Kopfes eine tolle Fahrt durch den eindrücklichen Canyon, wo wir auch Krokodile und Affen sahen.
Nun mussten wir aber Gas geben, denn in Palenque wollten wir Werner, einen Freund von Sven treffen, und stiegen dafür nochmals in den Bus, um uns die fast 2000 Höhenmeter zu ersparen. Wir platzierten unser Zelt (jaja - mittlerweile sind wir effizienter und stellen nur noch ein statt zwei Zelte auf;-) unter einem Palapa im Mayabell in Palenque, genossen zu dritt die eindrücklichen Maya-Ruinen, tolle Wasserfälle, dichten Dschungel und das allabendliche "Konzert" der Brüllaffen. Dieses Geheule ist recht unheimlich, wenn man es im Dunkeln zum ersten mal hört! Wir besuchten auch den Temazcal, die traditionelle Sauna/Schwitzhütte der Mayas. Es war sehr heiss, sehr laut (viel Getrommel) und mir etwas zu esoterisch, aber allemal interessant. Mittlerweile waren auch Urs und Jean, zwei weitere Freunde von Sven, schon fast in der Luft, um uns in Belize zu treffen, somit wurde es mal wieder Zeit, aufzubrechen und das nächste Land anzusteuern. Über Guatemala wollten wir an die Karibik düsen, um dort endlich wieder unsere Schnorchelausrüstung zu baden. Davon aber im nächsten Eintrag!
Hebets guet, friert nicht zu sehr!!

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