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Cruising along the Pacific with Ruth


 

 

Hallo miteinander,

Es ist ja schon eine Weile her, seit ihr von mir gehört habt. Mittlerweile habe ich meine einsame Route durch Utah und Nevada erfolgreich abgeschlossen und bin vor 3 Wochen mit der Fähre über die Bay in San Francisco angekommen. Dort wartete meine vorläufig letzte Begleiterin auf meiner Reise am Flughafen auf mich. Ruth, meine langerprobte Reisepartnerin in Schweden, auf der Transsib und in Griechenland, und ihre Drahteselin "Lila" würden mich auf den nächsten paar hundert Kilometern Richtung Süden begleiten. Doch zuerst einmal erkundeten wir die Stadt, denn es war Fleet Week, und die Matrosen waren mal wieder in der Stadt (ihr erinnert euch ja noch an unsere Erfahrungen in Moskau...). Diesmal ging es jedoch gesittet zu und her, mit vielen Paraden, Flugshows und Fasnachts-ähnlichen Umzügen. Wir spazierten währenddessen am Fishermans Wharf vorbei, wo die Seelöwen grunzten, durchs Italian Quarter, wo wir fein essen gingen, Chinatown und schliesslich noch nach Castro und hoch auf die Hügel der Twin Peaks zum Sonnenuntergang. Abends flanierten wir noch durch Hight Ashbury, dem alten Hippieviertel (hier keine Fleetweek-Soldaten :-) und fielen erschöpft ins Bett. Am nächsten Tag fuhren wir zur Gefängnisinsel Alcatraz, während es in Strömen regnete, doch es war trotzdem oder gerade wegen der düsteren Stimmung sehr eindrücklich. Am Abend gingen wir noch Ausrüstung einkaufen, so dass Ruth bereit war für ihr erstes Camping-Abenteuer. Nach unseren Sightseeing-Tagen in SF brachen wir bei typischem Morgennebel auf. Zum Glück lichtete er sich grad ein bisschen, als wir auf der Golden Gate die obligaten Startfotos der Tour entlang des Pacific Coast Highway (aka Highway 1) machten. Leider realisierten wir etwas spät, dass Lila noch ein paar Schrauben locker hatte vom langen Flug, und Ruth verlor plötzlich eine Pedale. Wie ihr ja wisst, braucht es zum Radeln davon zwei, und mit nur einer ist es ziemlich mühsam. Nach einigen Kilometern, die Ruth gar nicht lustig fand, kamen wir zum Glück an einem Bike Shop vorbei, der die fehlende Schraube im nu ersetzte. Doch Lila hatte noch mehr auf Lager - kurz vor Ende der ersten Etappe brach Ruths Veloständer ab... Zum Glück fanden wir an diesem Abend ein hübsches Hostel mit Leuchtturm in Montara. Am nächsten morgen schien dann die Sonne, und Freddy hatte über Nacht offenbar ein ernstes Wörtchen mit Lila geredet, so dass wir flott vorankamen. Naja, der Gedanke, abends im Hot Tub des nächsten Hostels direkt über dem Pazifik zu relaxen, hat uns motiviert;-) Schon bald erreichten wir Santa Cruz, eine Surfer-, Hippie- und Studentenstadt. Hier wollten wir uns Redwoods anschauen, die angeblich oben auf einem Hügel über der Stadt standen und dann leider nicht existierten (nicht lustig, wenn man mit vollem Gepaeck grad einen der steilsten Huegel ever hochgekurbelt ist!), und Rollercoaster fahren, die leider alle geschlossen waren, sniff... Dafür landeten wir auf einem netten Zeltplatz mit "hikerbiker" Plätzen für 5$. Hier an der Pazifikküste gibt es diese überall, denn es sind sehr viele Radler/-innen unterwegs hier. Es war Ruths erste Nacht im Zelt, und sie war auf jeden Fall spannend, denn wir wurden mitten in der Nacht Opfer eines brutalen Raubüberfalls. Gegen die 5 Missetäter hatten wir keine Chance, doch Ruth gelang es, kühlen Kopf zu bewahren und die Halunken zu fotografieren. Es handelte sich um 5 Waschbären, welche ja soooo herzig sind, aber auch ziemlich gerissen: sie brachen in unseren Foodlocker ein (der hatte dummerweise ein Loch im Boden) und frassen unsere Pasta weg. Wenigstens vergriffen sie sich nicht am Frühstück, sonst hätte es vermutlich gegrillten Waschbären zum nächsten Mahl gegeben;-) Weiter ging es, nach Monterrey, wo wir uns einen Ruhetag gönnten und das berühmte Aquarium besuchten, welches sehr eindrücklich war. Noch eindrücklicher waren die Meerestiere jedoch in freier Wildbahn, und in den nächsten Tagen sahen wir Seeotter, Delfine, Seeelephanten und jede Menge Seelöwen und Robben, aber auch viele Vögel und natürlich jede Menge Surfer, deren Wellenritte wir bestaunten. Leider hatten wir in Monterrey auch die glorreiche Idee, mal wieder in den "Ausgang" zu gehen, sprich: nicht selber kochen und Margharitas trinken. Das ist natürlich keine gute Idee, wenn man dann mitten in der Nacht noch 5km den Hügel hoch zurück zum Camping fahren muss mit dem Velo... und noch blöder, wenn frau oben realisiert, dass sie unten ihren Faserpelz im Pub liegen lassen hat... Tja. Mit Verlusten muss auf so einer Reise gerechnet werden, denn wir waren definitiv zu müde, um nochmals zurück zu fahren. Nun kam der einsamste, aber auch schönste Abschnitt des Highway 1: Big Sur! Hier windet sich der schmale Highway entlang der noch fast unbewohnten Steilküste entlang. Es gab ein paar heftige Steigungen zu erklimmen, aber wir wurden mit wunderbaren Aussichten auf den Pazifik belohnt. Abends schliefen wir auf herrlich gelegenen campgrounds direkt am Meer oder unter den letzten Redwoods auf diesem Küstenabschnitt. Anfangs fuhren wir noch über dem Nebel, doch bald verlief die Strasse wieder direkt am Meer und wir waren mitten in der Nebelsuppe, die uns fast bis LA begleitete. Schön waren die vielen Begegnungen mit andern Radfahrern, welche wir oft abends wieder am selben campground trafen. Einige von ihnen wollen auch Richtung Südamerika, so dass ich bestimmt unterwegs wieder bekannte Gesichter treffen werde. Langsam machte sich der Herbst auch von den Temperaturen her bemerkbar, oft wurde es kühl bis eisig kalt abends, so dass Ruth in Morro Bay trotz Sonnenschein einen neuen Faserpelz kaufen musste. Mit "Morro Bay"-Logo, versteht sich :-) Das Teil ward nicht heissgeliebt, doch bitter noetig. Ab Morro Bay fuhren wir ins Landesinnere nach San Luis Obispo, wo wir mitten in ein Kürbisfestival gerieten. Diese waren neben der schönen Mission und dem Farmers Market, wo wir uns vor lauter Fressorgie fast eine Magenverstimmung holten, eine tolle Abwechslung nach so viel Meer. Leider hatte ich irgendwo im Big Sur meine Glücksbohne verloren, und wir hatten eine Pechsträhne: erst weigerte sich Amtrak, unsere Fahrräder zu transportieren (obwohl wir dies abgeklärt hatten), daraus folgte, dass wir viel später als geplant in Santa Barbara ankamen und dort in ein superteures Hostel mussten, und zu guter letzt war am nächsten Tag der Camping geschlossen, so dass wir im Dunkeln 6 km zurückfahren mussten in ein (zum Glueck nicht so teures) Motel. Kurz vor den ersten Vororten von Los Angeles übernachteten wir noch ein letztes Mal auf einem hikerbiker campground, wo sich rund um ein kuscheliges Lagerfeuer eine internationale Truppe von RadlerInnen einen schönen Abend machte, inklusive Socken grillen (Ruth kann dazu mehr Auskunft geben, sagen wir mal so: ihre Variante von "nasse Socken trocknen" funktioniert nur mässig besser als Antonias in Island;-). Am letzten Tag unserer Radtour fuhren wir durch den Villen-Vorort Malibu, in welchem es extrem schwierig ist, einen Kaffee oder einen Burger zu finden (grrrr...). Der Verkehr wurde ebenfalls immer hektischer, bis wir kurz vor Santa Monika endlich den Strand-Radweg erreichten, auf welchem man die Megapolis LA bequem per Bike durchqueren kann. Trotz Nebel genossen wir das "cruisen" über den Beach bis kurz vor dem Hostel in Santa Monica. Yessss! Geschafft, wir sind in Los Angeles angekommen! Dies feierten wir natürlich ausgiebig mit einem leckeren Nachtessen, welches keine Pasta enthielt(!), und ein paar Margharitas, welche uns das einschlafen erleichterten;-). Hier noch die Fotos der letzten Radeletappen bis zur Pazifikküste von Sacramento bis San Francisco:

Fotoalbum Sacramento - San Francisco


Die neuesten Fotos vom Pacific Coast Highway mit Ruth folgen sogleich, das Hochladen erfolgt leider im Schneckentempo! 

Hier auch gleich die Fotos unserer Reise entlang des PCH:

Fotoalbum San Francisco - Los Angeles

 

Reisebericht unseres Roadtrips nach Vegas inkl. Fotos folgen dann in einem späteren Bericht!!

Herzliche Grüsse, Kathrin

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