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Galapagos-Bericht, Teil 2

 


und wieder hallo,

bin heute 2 Stunden durch Quito's verregnete Altstadt spaziert, was natürlich nach dem Galapagos-Highlight etwas enttäuschend war, doch ein paar kleine Details haben die Mühe doch gelohnt, mich aus meiner 2-Häuserzeile zwischen Hotel, Cafe und Internet heraus zu bewegen: erstens fand eine Art Demo statt auf der Plaza de Independencia, dem grössten Platz der Altstadt, für mehr Solidarität und Unabhängigkeit der lateinamerikanischen Staaten (von den USA), und daher befanden sich hunderte von Indigenos in ihrer traditionellen Tracht aus allen Teilen des Landes hier, was trotz Regen und Nebel ein sehr buntes Bild ergab und ich hier eine Weile verweilte und dem bunten Treiben zusah. Zweitens hat Quito ein paar eindrückliche Kirchen, und das will was heissen, da bin ich ja bekanntermassen eher schwierig (meine Eltern können ein Lied davon singen, wie unmöglich ich mich als Teenager aufgeführt habe, als wir 3 Wochen durch Italien reisten, und sie einfach in jede Kirche rein mussten, die wir kreuzten). Aber Quito's La Campañia ist dermassen barock, dass sogar der hinterletzte Fleck mit Goldblättchen, fetten Engeln oder sonstigen Verzierungen gefüllt ist (angeblich tonnenweise Gold, fast ein Hohn in diesem armen Land), dass sogar ich staunen musste. Leider darf man darin nicht fotografieren (irgendjemand muss ja die Postkarten kaufen), aber ich habe ein Foto von einer Postkarte gemacht, damit ihr euch das etwas vorstellen könnt.
Auch die Basilica ist ganz interessant, im neogotischen Stil erbaut, doch das wahrhaft Atemberaubende sind die Glockentürme, auf die man raufklettern kann in wahrlich luftige Höhen (die letzten paar Stufen sind nur noch eine wackelige Metallleiter die aussen am Turm hochstreben und nur für absolut Schwindelfreie sind. Die Aussicht belohnt dann das klopfende Herz, man überblickt ganz Quito (was natürlich bei Sonnenschein schöner wäre, aber man kann ja nicht alles haben). Mittlerweile habe ich nach 3 Versuchen und endlosen Minuten in der Warteschlaufe auch die elende Iberia erwischt (mit der ich nie mehr fliegen werde) und meinen Rückflug bestätigt, es ist also Tatsache: Am Freitag, 14.3. lande ich in Kloten mit Flug IB aus Madrid um voraussichtlich 18., Empfangskomittee und Mitfahrgelegenheit nach St. Gallen willkommen;-)

Nun denn, zum 2. Teil meines Galapagos-Berichts. Während wir also in Baltra vor Anker lagen, stiessen ein paar neue Passagiere zu uns, und es hatte auch hier wieder ein paar interessante Charaktere dabei: ein Honeymoon-Pärchen aus New York, ein französisches Pärchen, welches weder englisch noch spanisch verstand und denen wir daher fortan alles übersetzen mussten, was der Guide erzählte (obermühsam), eine Spanierin, die immer gleich die spanische Übersetzung forderte, und wenn ihr langweilig war, auch einfach mal dazwischen rief: "En español, por favor!" Da unsere Tour als englisch geleitete Cruise ausgeschrieben war, nervte sich der Guide natürlich dementsprechend. Uns nervte sie auch, v.a. da ihr alles zu klein, zu nass, zu dreckig und sowieso überhaupt viel zu mühsam war. Dafür schminkte sie sich jeden Tag eine Ewigkeit und hatte eine wahre Insektenphobie, und hat Galapagos' Moskitos, Nachtfalter und Spinnenkolonien dezimiert. Gottseidank war sie nicht mit mir in der Kabine, die teilte ich mit der deutschen Austauschschülerin Mareike, die gerade in Riobamba ins Colegio geht, bevor sie in Deutschland ihr Abi macht, und die sehr nett war. Zudem war noch Erika mit dabei, eine rüstige Rentnerin aus dem Aargau, ein richtiges "Reisefüdle". Wir alten Hasen liessen uns durch die neue Dynamik in der Gruppe nicht aus der Ruhe bringen und genossen weiterhin unsere Zeit auf dem Schiff.
An diesem Nachmittag stand noch Bachas Beach auf dem Programm, wo wir, kaum landeten wir an dem weissen Sandstrand, erst mal ordentlich verregnet wurden und dann klitschnass unsern Spaziergang machten, auf dem wir ausser ein paar kampflustigen Krebsen nicht viel sahen. Es ging also zurück zum Strand und so rasch wie möglich ins Wasser, das wärmer als die Lufttemperatur war (zum 1. Mal!) und wir gingen wieder schnorcheln. So langsam fühlte ich, wie mir Kiemen und Schwimmhäute wuchsen...
In dieser Nacht fuhren wir über den Äquator nach Norden zur etwas abseits gelegenen Insel Genovesa - eine sehr unruhige Nacht wegen hohem Wellengang, alle unsere Sachen flogen aus dem Regal und wir mussten am Morgen erst mal die Kabine aufräumen. Dafür enttäuschte Genovesa nicht, ein wahres Vogelparadies! Über eine steile, glitschige Treppe erklommen wir die Klippen, auf denen wir erstmals neben Seelöwen auch Robben sahen, die sich nur wenig unterscheiden, aber ein etwas dickeres Fell haben, da sie ursprünglich aus der Antarktis kommen. Die Ärmsten müssen wohl unendlich schwitzen in diesem Klima. Oben angelangt, erblickten wir zum ersten mal auch die rotfüssigen Tölpel, die typischerweise in Bäumen nesten, sowie weitere blaufüssige und Nazca-Tölpel, Seemöven, Schwärme von Sturmschwalben und Galapagos-Tauben. Danach wurde es abenteuerlich: Alberto, unser Matrose und Schnorchelexperte, ging mit uns ins tiefe Wasser, um nach Haien zu schnorcheln. Die Suche stellte sich als relativ mühsam heraus, und da meine Taucherbrille ständig anlief und mein Schnorchel - da wir in gedrängter Meute schnorchelten - ständig voll Wasser war, wurde es mir irgendwann zu blöd, ich schnorchle lieber entlang den Korallenriffen im Untiefen, wo man so viele farbige Fische sieht, somit gab ich die Suche auf und beobachtete die andern belustigt vom Beiboot aus, wie sie sich an den Händen klammerten und Alberto furchtsam wie die Schäfchen folgten. Sie sahen dann auch ein paar Hammerhaie und Riffhaie, aber mir wars auch egal - ich hatte die Viecher ja am Tag zuvor gesehen, vom sicheren Schiff aus (zwar keine Hammerhaie, zugegeben, das wurmt mich schon ein bisschen).
Am Nachmittag gingen wir in die Darwin Bay, ebenfalls auf Genovesa, eine wunderschöne Bucht mit einer Lagune, wo wir viele Vögel, Iguanas und Robben sahen. Auch landschaftlich hat mich diese Seite Genovesas sehr beeindruckt.
An unserem vorletzten Tag erwachten wir zu einem spektakulären Panorama: wir lagerten vor der winzigen Insel Bartolomé, die von einem mächtigen Felszahn dominiert wird, dem Pinnacle's Rock, ein berühmtes Postkartenmotiv. Zunächst fuhren wir mit den Dinghis auf Pinguin-Jagd. Jawohl, ihr habt richtig gehört, hier leben Pinguine, die einzigen, die diesen tropischen Temperaturen trotzen. Sie sind winzig, aber herzig, wir sahen eine ganze Meute davon auf der Jagd nach Fisch. Dazu kamen die Tölpel, die sich torpedoartig ins Wasser stürzen, um zu fischen - ein eindrückliches Spektakel, aber schwer auf Kamera zu bannen, da sie so schnell sind.
Danach hiess es mal wieder die Wanderstiefel schnüren, wir stiegen auf den höchsten Punkt der Insel, ganze 114m hoch (wow...;-), aber trotzdem anstrengend in dieser Hitze. Von oben präsentierte sich ein herrliches Panorama: in der Ferne konnten wir fast alle Inseln des Archipelagos sehen, das Meer glitzerte türkisblau, und wir standen inmitten einer kargen, aber schönen Vulkanlandschaft: Krater, Lavalawinen, alles in den schönsten Brauntönen, dazwischen kämpft sich die Natur zurück mit winzigen Gebüschen und Kakteen. Nach diesem tollen Tageseinstieg wurde es noch besser: wir schnorchelten um den berühmten Pinnacle's Rock herum im glasklaren Wasser und sahen neben riesigen, bunten Fischschwärmen (den schönsten und meisten bisher) auch zahlreiche Mantarochen und - yes! - Riffhaie! Ein Prachtexemplar, fast 2m lang, schwamm völlig unbeeindruckt knapp vor meiner Nase vorbei. Mir verschlug es erst mal den Atem (und mein Schnorchel war mal wieder voll Wasser), und obwohl mir gleich der Sauerstoff ausgegangen wäre, traute ich mich nicht, auch nur den kleinen Finger zu rühren. Schön! Wir sahen dann noch einen, etwas weiter weg, und ein paar Baby-Haie, die man fast schon als herzig bezeichnen könnte. Was für ein Erlebnis! Auf dem schnorchelnden Rückweg erblickte ich auch nochmals einen scheuen Kraken, tausende von Minifischen, viele schöne Korallen und kurz vor dem Strand ein lustiges Spektakel: eine Meute von Japanern, alle mit leuchtoranger Schwimmweste, Brille und Schnorchel versehen, tauchten händchenhaltend und zitternd im knietiefen Wasser, während ihr Schnorchelguide verzweifelt versuchte, sie noch etwas weiter in die Bucht hinauszulocken (wo natürlich die schönen Fische sind).
Bereits hatte ich Bartolomé zu meiner Lieblingsinsel erkoren, doch die Highlights waren noch nicht vorbei an diesem Tag: wir fuhren hinüber zur Insel Santa Cruz, in die Black Turtle Cove, das eigentlich eher ein Mangrovensumpf ist, wo wir vom Beiboot aus zahlreiche Meeresschildkröten bei ihrem Paarungsritual beobachten konnten (habe ein tolles, verschwommenes Paparrazzi-Fotos von einem Pärchen, die's gerade miteinander treiben) und wo ich meine 2. Sonnenbrille vor Aufregung verlor (platsch, und schon lag sie am Grund der morastigen Lagune...). Nach der Rückkehr aufs Boot fuhren wir in einen glorreichen Sonnenuntergang hinein, und um den Tag noch perfekt zu machen, erblickte unser Kapitän in der Ferne eine Herde Delphine, und machte extra einen Umweg, damit wir ihnen eine Weile folgen konnten. Zwar kamen sie nicht sehr nahe ans Schiff heran, aber wir sahen sie aufmüpfig springen und gaben Bestnoten für die schönste Kür ab. Auf meinen Fotos sieht man leider nur das Wasser spritzen, wenn sie wieder aufklatschen im Wasser...
Den Wahnsinnstag begossen wir mit ein paar Piña Coladas, und beobachteten fasziniert, wie ein paar Adlerrochen neben unserem Boot Luftsprünge aufführten - fast so hoch wie die Delfine! Unglaublich, dass diese flachen, riesigen Fische so hoch springen könne. Wieso sie das tun, bleibt uns schleierhaft - wohl einfach aus lauter Lebensfreude? Dann wurde es sentimental, die Verabschiedung von der Crew und Abschiedscocktails standen an - es war unsere letzte Nacht an Bord, seufz.
Am Montagmorgen hiess es nochmals früh aus den Federn - um 5.45 Uhr standen wir auf der Pier der Isla Plaza Sur, wo sich schon ein paar Landiguanas neugierig versammelt hatten, die hier typisch sind. Nach ausreichender Begutachtung ihrer gelben Rückenstacheln besuchten wir noch die Klippe mit vielen Vögeln und einem Synchronfliegen der Sturmschwalben sowie übermütigen Spielen der jungen Seelöwen zum Abschied. Dann hiess es Kofferpacken, während unsere liebgewonnene Golondrina zurück nach Puerto Ayora segelte, wo wir ausschifften, uns von der Crew und unseren Mitreisenden verabschiedeten (einige blieben noch länger auf Galapagos), bevor wir zurück zum Flughafen fuhren und abends im kalten, nassen Quito landeten. Nun bleibt mir ausser vielen Fotos nur noch schöne Erinnerungen und ein heftiger Sonnenbrand, den ich mir trotz Schutzfaktor 30 und mehrmaligem Auftragen am Pinnacle's Rock geholt habe (zum Glück, wie es unter Schnorchlerinnen so üblich ist, nur die Rückseite;-).

So, nun habt ihr tapfer alles gelesen, was mir letzte Woche so alles über den Weg gekreucht ist, hier zur Belohnung noch die restlichen Fotos:

Tag 5+6: North Seymour/Baltra, Genovesa
Tag 7+8: Bartolomé, Plaza Sur

Fotoalbum Galapagos: Genovesa, Bartolomé, Santa Cruz, Plaza Sur


PS: falls ihr euch fragt, wieso so viele Tierfotos verwackelt/verschwommen sind: Es ist in Galapagos verboten, Tiere mit Blitz zu fotografieren (was ich auch gut finde), daher ist bei bewölktem Himmel oder noch kaum aufgegangener Sonne halt der eine oder andere Schnappschuss etwas undeutlich. Vorenthalten wollte ich sie euch trotzdem nicht!

Liebe Grüsse, schönen Abend,
Kathrin

Kommentare

  1. Liebe Kathrin
    Wunderschöne Fotos, wunderbare Reise, Du hast so tolle Sachen erlebt auf Galapagos - ich freue mich sehr für Dich!!!
    Natürlich holen wir (Edi und ich) Dich ab vom Flughafen, wie abgemacht! :-)
    Geniesse die letzten Tage und bis bald, Esther

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  2. Hoi Esther,

    danke, ich freue mich jetzt schon, euch uebermorgen abend zu sehen. Habe oft an deine Galapagos-Foeteli gedacht, du hast ja wohl vieles auch selber gesehen auf deiner Reise. Ja, es war wirklich genial und ein glorreicher Abschluss meiner Reise. Zwar bin ich traurig, dass es "schon" vorbei ist, aber auch des Reisens etwas muede (und v.a. des Laerms, Gestanks und Regens in Quito) - freue mich sehr auf daheim. Bis dann, und danke jetzt schon fuers Abholen.
    Liebe Gruesse,
    Kathrin

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  3. Hallo Kathrin,
    danke das Du uns einen Link Deiner Seite geschickt hast. Ein riesen Lob an Dich! Jana und ich hatten viel Freude Deine Reise zu verfolgen. Vorallem Galapagos, wo wir mit Dir zusammen die Royal-Golondrina geniessen durften. Wir stimmen Dir zu, es war eine sehr schöne Zeit auf den Galapagos.
    Liebe Grüssen auch von Corinne. Wenn Du möchtest kann ich Dir gerne unseren passenden Film zusenden. Bitte schicke uns dann Deine Adresse. Herzliche Grüsse Michael & Jana

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