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Alles schwankt...


 

 

Ahoi!
Bin heute ausgeschifft von der Golondrina und zurück im kalten, nassen Quito, wo ich mal wieder an einen Computer komme. Unsere Cruise war schlichtweg genial - sicher nicht meine letzte Schiffreise! Der Nachteil nach 8 Tagen Wellengang ist, dass beim an Land kommen auch die Erde weiterschwankt... im Moment schwankt gerade der Bildschirm vor meinen Augen herum, und der Stuhl, auf dem ich sitze, macht auch noch die Wellenbewegungen der letzten Tage mit, es ist etwas beunruhigend. Und ich schwöre, ich bin total nüchtern! Werde mir nun ein grosses Bier bestellen, mal schauen, ob das hilft;-)
Gerne würde ich euch nun mit meinen hunderten von Schnappschüssen von Galapagos' Tierwelt fieberhaften, aber die Computer hier wollen meine Kamera nicht anschliessen, sie stürzen alle ab. Wahrscheinlich hat die Kamera auch zu viel Wellengang. Das ist vielleicht ganz gut so, bis morgen hat sich meine Begeisterung wieder etwas gelegt, und ich kann eine etwas verdaubarere Bilderladung präsentieren.
Aber als kleine Vorkost kann ich euch ja schon mal beschreiben, wie's war, auch wenn mir das schwerfällt.
Kaum war ich wieder auf dem Schiff, nachdem ich euch letztes Mal geschrieben habe, kam auch schon die erste Hiobsbotschaft: Die ecuadorianische Navy hatte beschlossen, unser Schiff zu inspizieren, also mussten wir den Ausflug auf die Nachbarinsel Santa Fe in einem wackeligen Dinghi machen - sehr spritzige und wackelige Fahrt, aber dafür viel Spass. Auf Santa Fe wurden wir am weissen Sandstrand erst mal von einem Rudel Seelöwen grunzend begrüsst, die sich auch gleich in Pose warfen und mit ihren Flossen wedelten, sich verrenkten und neugierig schnupperten. Ich bin ja sonst nicht eine der Personen, die ständig "Jöh, wie herzig!" ausruft, aber ich ertappte mich doch tatsächlich mehrmals dabei. Gary, mein exzentrischer Kabinengenosse, legte sich dann auch gleich in den Sand und robbte und grunzte mit den Seelöwen, während ich das Ganze mit seiner Kamera für die Nachwelt festhielt. Danach spazierten wir über die Insel, auf der es viele Landiguanas zu sehen gab, aber auch Lavaechsen und ein ganz seltenes Exemplar eines Hybrids, also einer Kreuzung aus Land- und Meeriguana, ob dem unser Guide ganz aus dem Häuschen geriet. Danach ging es zum ersten Mal schnorcheln in der Bucht, wo die Sicht zwar etwas trübe war, aber wir dennoch viele bunte Fische sahen. Der Höhepunkt waren jedoch die Meeresschildkröten, die hier schwammen, und mit denen wir tauchen konnten - ein wahrer Moment puren Glücks! Was gibt es Schöneres, als mit diesen riesigen, friedseligen Tieren im Wasser auf- und abzutauchen? Leider ist meine Kamera nicht unterwassertauglich, aber ein paar von unserer Gruppe hatten eine unterwassertaugliche Digitalkamera dabei, und schossen hoffentlich viele Fotos, die sie uns schicken werden, so dass ihr das dann irgendwann auch noch sehen werdet.
Am Dienstagabend, Inspektion erfolgreich bestanden, stach die Golondrina dann endlich in See Richtung Insel Española. Da die Strecken zwischen den Inseln jeweils recht gross sind, fährt das Schiff meistens nachts, so dass man am Morgen eine neue Insel besuchen kann. Die erste schaukelige Nacht überstand ich gut, wenn mir auch die Tiefkühler-Klimaanlage etwas zu schaffen machte in unserer Kabine. Die ist zwar nötig, da durch die Hitze und Schwüle die "gefühlte Temperatur" meist so um die 35 Grad liegt, aber sie macht einen Riesenkrach und ist sehr kalt. Dazu die Motorengeräusche und der Dieselgeruch, Gary's Pfeifenrauch-Geschmack und der unvermeidbare Klogeruch, sobald mal jemand von uns zwei "musste", sowie der feucht-modernde Geruch von nassen Tüechli und Badhosen, ergaben einen interessanten Geruchscocktail in den Kabinen. Ich schluckte tapfer meine Seekrankheitstabletten, die netterweise hielten, was sie versprachen, und mich die ganze Schiffsreise vor Übelkeit und Erbrechen schützten. Dass man nachts teilweise fast aus den Kojen fiel, wenn mal wieder eine heftige Welle kam, konnten sie zwar nicht verhindern, aber es machte die Zeit natürlich sehr viel erträglicher.
In Española angekommen, fielen uns erst mal die Kinnladen runter ob all dem Tierleben auf der Insel. Wir konnten kaum aus dem Beiboot steigen, die Pier war voller Iguanas und Robben, die unser Guide erst mal verscheuchen musste. Auch danach mussten wir beide Augen offen halten, wo wir unsere Füsse hinsetzten, um nicht versehentlich auf ein Iguana oder ein Vogelnest mitten auf dem Weg zu treten.
Española ist berühmt für seine riesige Meeriguana-Kolonie, und diese ist wirklich riesig. Die Meeriguanas von Galapagos sind einzigartig auf der Welt, da sie schwimmen können und ins Meer gehen für Futterfang. Wir sahen auch ein paar von diesen dinosaurierartigen Tieren im Wasser - ein seltsamer Anblick. Dazu sahen wir wieder viele Seelöwen mit Jungtieren, denen wir öfters den Vortritt lassen mussten, weil sie grunzend über den Wanderweg hoppelten zur Mama oder zu ihren Spielkameraden. Und verspielt waren sie wahrlich, wir konnten uns kaum losreissen von ihrem Räuber-und-Poli-Spiel. Auf der andern Seite der Insel sahen wir erstmals die berühmten blaufüssigen Tölpel, deren Füsse und Schnabel so blau sind wie meine Taskleiste unten, und die gerate ihre Jungen aufzogen, die in ein so dichtes Daunenfell gehüllt waren, dass sie uns richtig leid taten, bei der Hitze. Wir sahen aber auch Nazca-Tölpel, die graue Füsse haben, sowie einen wunderschönen rotfüssigen Tropenvogel, ein paar freche Drosseln und die typischen Galapagosfinken, anhand derer Darwin , der ja einige Zeit auf den Galapagosinseln verbracht hat, seine Evolutionstheorie geschrieben hat. Danach gings mit der Golondrina an einen andern, kilometerlangen weissen Sandstrand, wo wir hunderte von Seelöwen beobachten und erneut schnorcheln konnten. Hier gesellte sich auch eine Seelöwin zu uns, die verspielt und neugierig um uns herumschwamm. Wieder sahen wir viele bunte Fische und Korallen.
Am Donnerstag besuchten wir die Insel Floreana, wo wir am Morgen eine Lagune besuchten mit pinken Flamingos sowie eine Bucht mit Meeresschildkröten und Stachelrochen.
Danach schnorchelten wir um ein unheilvoll aussehendes Riff herum, das alle Piratenfilme erblassen lässt, wo aber die Strömung so stark war, und mir die Augen so brannten von der verschmierten Sonnencreme, dass ich bald aufgeben musste. Die andern sahen hier aber viele tolle Korallenfische und auch Hammerhaie.
Am Nachmittag besuchten wir die berühmte Post Office Bay, die eigentlich aus einem alten Rumfass besteht, in das die Piraten und Walfänger im vorletzten Jahrhundert ihre Post legten und die Briefe mitnahmen, die an ihren nächsten Hafen adressiert waren. Das System funktioniert noch heute, nur sind heute die Galapagos-Touristen die Briefträger. Es hatte leider keine Karte nach St. Gallen dabei, aber ich habe eine an mich selbst geschrieben, mal schauen ob sie ankommt...
Am Nachmittag konnten wir wieder schnorcheln, diesmal in etwas sanfteren Gewässern, wo ich erneut -neben den üblichen bunten Fischen- wie verzaubert mit Schildkröten schwamm, einen recht grossen Tintenfisch (oder nennt man das jetzt Kraken?) sah, sowie viele Stachelrochen. Die dümpeln da ganz heimlifeiss im untiefen Wasser vor sich hin, und man muss wirklich aufpassen, dass man nicht auf sie drauftritt, wenn man ins Wasser geht oder rauskommmt. So ein Stachelrochen-Stich kann nämlich echt schmerzhaft sein, oder sogar tödlich, wie Steve Irwin, dem australischen "Crocodile Dundee", der an einem solchen Stich ins Herz gestorben ist.
Abends hatten wir dann eine spontane Cuba-Libre-Party mit der Crew, weil die See so unruhig war, dass niemand von uns schlafen konnte, und das Schiff immer stärker schaukelte (der Rum hat wohl dabei auch nicht geholfen).
Am Freitag war der erste Stop bereits um 6 Uhr morgens, noch vor dem Frühstück, auf der Insel North Seymour, wo eine riesige Kolonie der Fragattenvögel lebt, von denen besonders die Männchen eindrücklich sind, weil sie am Hals einen knallroten Beutel haben, den sie aufblasen können zu gigantischer Grösse, um damit (und mit lautem Gekrächze und Flügelgeflatter) ein Weibchen anzulocken. Sie sassen so nahe am Weg, dass wir die feinen Arterien, die durch diesen Beutel gehen, zählen konnten, und präsentierten sich prahlerisch den Besuchern. Wäre ich Darwin gewesen, hätte ich hier eine Thesis über das prahlerische Verhalten von Männchen und ob man das auch auf die Zweibeiner übertragen kann, geschrieben. Meine Schlussfolgerung wäre wohl vernichtend fürs männliche Geschlecht ausgefallen...
Danach ging unser Boot am Flughafen vor Anker, weil einige Passagiere uns verliessen, darunter auch Gary, mein schriller Kabinengenosse, an dessen Art ich mich schon fast gewöhnt hatte, und ohne den es zweifellos ruhiger wurde an Bord, sowie neue Passagiere hinzustiessen. In der Zwischenzeit verbrachten wir viele Stunden mit Warten auf unserem Sonnendeck, lesend, biertrinkend und ins Wasser starrend. Da schwammen nämlich ganz viele Riffhaie um unser Schiff, und das waren keine Winzlinge! Fasziniert beobachteten wir, wie sie uns umkreisten, und lehnten ein erneutes Schnorchelangebot dankend ab...
Während wir pausierten und auf unsere "Frischlinge" warteten, mache ich hier für heute auch Schluss, damit ihr meine Flut von Begeisterung für Galapagos' Tierwelt bis morgen verdauen könnt, wenn ich euch dann von der 2. Hälfte der Cruise berichte und hoffentlich auch Fotos liefern kann.
Ich werde nun in mein Hotel zurückschwanken und mich ans Bett klammern, dass mich nach einem langen Tag in einen hoffentlich süssen Schlaf wiegen wird, wo ich von Meeresschildkröten träume.
Machts gut, bis morgen,
Kathrin

 

Update:
nach 3 Stunden geduldigem Hochladen habe ich hier mal einen ersten Fototeil mit Kommentar für euch (mehr oder weniger bis zum Ende des Berichts gestern):

 
Tag 1+2: Inseln Santa Cruz und Santa Fe
Tag 3+4: Inseln Española und Floreana

Tag 5: North Seymour und Baltra

Teil 2 mit Bericht folgt später.
lg Kathrin

 

Fotoalbum Galapagos: Santa Cruz, Santa Fé, Española, Floreana, North Seymour

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